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Zur Hälfte fertig, könnte man meinen. Doch bis die Humboldtbrücke auch auf der anderen Seite so aussieht, gehen noch Jahre ins Land. Frühestens 2015, gab die Stadt gestern zu, wird der Havelübergang komplett saniert sein. Die Bauarbeiten werden dann fast zehn Jahre gedauert haben.

© Manfred Thomas

Von Sabine Schicketanz: Fiasko an der Humboldtbrücke

Sanierung wird sieben Millionen Euro teurer und dauert vier Jahre länger

Innenstadt / Zentrum Ost - Potsdam droht an seiner Mammutbaustelle Nuthestraße und Humboldtbrücke ein Planungs- und Kostendebakel: Die Sanierung von Straße und Brücke wird nicht nur mindestens sieben Millionen Euro teurer als kalkuliert – sie dauert außerdem vier Jahre länger als geplant. Fertig wird die Nuthestraße samt Brücke erst „nach 2015“, teilte Fachbereichsleiter Frank Steffens gestern mit.

Nach der ursprünglichen Planung sollten die Bauarbeiten im Jahr 2012 beendet sein; am vergangenen Wochenende hatte Steffens noch vom Baustellen-Ende nach 2013 gesprochen. Der neueste Stand: Erst 2012 wird mit der Sanierung der Fahrbahnen Richtung Innenstadt begonnen, die dann erst nach 2015 fertig sein werden. Die Gesamtinvestition liegt laut Steffens mittlerweile bei 55,4 Millionen Euro – Mitte 2005 war noch mit 48,5 Millionen Euro gerechnet worden. Öffentlich allerdings hatte die Stadtverwaltung die Gesamtkosten für die Sanierung von Straße und Brücke samt Verlegung der Tramschienen in Seitenlage wiederholt mit 35 Millionen Euro beziffert und sogar einen Flyer für die Bürger gedruckt, in dem diese Zahl genannt wird.

Als die Arbeiten an Straße und Brücke im Oktober 2006 begonnen wurden, sprach auch der damalige Verkehrs-Fachbereichsleiter Norbert Praetzel gegenüber den PNN von Gesamtkosten von 35 Millionen Euro. Und auch das war bereits eine Kostensteigerung: In der Planungsphase im März 2005 war öffentlich mehrfach von Gesamtkosten von 30 bis 33 Millionen Euro die Rede. Nach heutigen Auskünften wusste die Stadt allerdings schon damals, dass Nuthestraße und Humboldtbrücke 48,5 Millionen Euro kosten werden. Schließlich stellte sie die Fördermittelanträge beim Land entsprechend und auch im städtischen Haushalt wurde mit dieser Summe geplant. Dass die komplizierte Sanierung nunmehr rund sieben Millionen Euro teurer ist, begründet Fachbereichsleiter Steffens unter anderem mit den „Ergebnissen des Plangenehmigungsverfahrens“. Darin sei beispielsweise festgelegt worden, dass Anwohner vor Lärm und Erschütterungen geschützt werden müssen. Auch sogenannte Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in die Natur schlügen zu Buche. Diese Kostensteigerungen hätte die Stadt allerdings wohl schon einplanen können – das Genehmigungsverfahren muss schließlich vor Baubeginn beendet sein. Während der Bauarbeiten sei laut Steffens außerdem klar geworden, dass die Leitungen unter der Nuthestraße in wesentlich schlechterem Zustand seien als angenommen. Deshalb sei ihr Austausch teurer geworden als geplant. Auf einen mit dem Generalunternehmer ausgehandelten Festpreis könne sich die Stadt dabei nicht berufen, so Steffens. „Das wäre nicht fair. Bei Mehraufwand muss auch mehr bezahlt werden.“ Zu noch höheren Kosten habe auch die Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent beigetragen, sagte der Fachbereichsleiter. Ob das Baudezernat richtig gewirtschaftet hat, soll nach Willen der Stadtverordneten jetzt das städtische Rechnungsprüfungsamt herausfinden. Als die Prüfung beschlossen wurde, war allerdings noch mit Mehrkosten von drei Millionen Euro gerechnet worden.

Fest steht jedoch wohl eines: Je teurer die Sanierung von 1,6 Kilometern Straßen und 1,9 Kilometern Gleisbau wird, desto länger dauert sie. Denn dass jetzt wohl bis 2016 saniert wird, liegt nicht etwa daran, dass die Baufirmen so lange brauchten, erklärte Steffens bei einem Bürgerrundgang am vergangenen Sonntag. Grund sei, dass die Stadt das Geld für die Bauarbeiten nicht so schnell aufbringen könne: Wer nur scheibchenweise bezahlt, für den wird auch nur scheibchenweise gebaut.

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