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Unsichtbare Altlast. Unter dem Boden im Bornstedter Feld soll es eine Benzinblase geben, die das Einrichten einer Erdwärmepumpe für die geplanten Neubauten unmöglich macht. Das Gelände wurde bis 1994 militärisch genutzt.

© Andreas Klaer

Von Sabine Schicketanz: Bornstedt rätselt über Benzinblase

Altlast in 18 Metern Tiefe unter der Erde / Untere Wasserbehörde untersagt Bohrungen für Erdwärme

Bornstedter Feld - Eine „Benzinblase“ in 18 Metern Tiefe hat in Potsdams jüngstem Stadtteil für Aufregung gesorgt: Die Altlast im Boden war Ende vergangener Woche bei der Vorstellung eines neuen Wohnungsbauprojekts im Bornstedter Feld an der Hannes-Meyer-Straße, Ecke Erich-Mendelsohn-Allee, bekannt geworden. Dort sollen vier Viergeschosser errichtet werden. Die 32 Wohnungen können wegen der „Benzinblase“ jedoch nicht mit Erdwärme versorgt werden.

Die Untere Wasserbehörde der Stadt Potsdam habe untersagt, die „Benzinblase“ für die Erdwärmepumpe zu durchbohren, sagte gestern Friedel Buscher, Chef des Bauträgers Baugesellschaft Oder-Spree mbH (BOS), auf PNN-Anfrage. Die Behörde verfüge auf dem 5000 Quadratmeter großen Baugrundstück über etwa fünf Bohrlöcher, durch die der Zustand der „Benzinblase“ regelmäßig kontrolliert werden könne. Sie habe sich nach Angaben der Unteren Wasserbehörde in den vergangenen zehn Jahren nicht verändert und führe auch zu keinen weiteren Einschränkungen beim Bau. Allerdings handelt es sich bei der Altlast offenbar um eine Seltenheit: „Uns ist so etwas noch nie untergekommen“, sagte Bauträger-Chef Buscher: „Wir haben uns auch erst einmal erstaunt angeschaut.“

Die Stadtverwaltung versicherte gegenüber den PNN, von der „Benzinblase“ gehe keine Gefährdung aus. Sie dürfe aber nicht durchbohrt werden, weil sich die Verunreinigung sonst in tiefere Schichten ausbreiten könnte, so Sprecherin Rita Haack. Seit der Wende werde das betroffene Gebiet turnusmäßig auf eine Beeinträchtigung des Grundwassers untersucht.

Detailliertere Auskünfte zu der „Benzinblase“ und dazu, ob weitere existieren, konnten gestern auf PNN-Anfrage weder der Entwicklungsträger Bornstedter Feld noch die Untere Wasserbehörde machen. Als ursächlich für die Benzin- Ablagerung, die sich im Boden als „Schlammfilm“ auf Wasser befinden soll, gilt aber die frühere militärische Nutzung des Bornstedter Feldes.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die Rote Armee die bereits 1750 gegründeten militärischen Anlagen im Bornstedter Feld in Besitz. Nach der Wende begann 1991 der Abzug der GUS-Streitkräfte aus den Kasernen, er war 1994 abgeschlossen. Danach wurde das 300 Hektar große Areal als neues Potsdamer Wohngebiet entwickelt, nach Angaben des Entwicklungsträgers leben dort heute mehr als 4000 Menschen, knapp 2000 neue Wohneinheiten seien fertiggestellt. Fertig sein soll das neue Stadtgebiet im Jahr 2015. Das Ziel des Entwicklungsträgers: 13 400 Bewohner, 7000 Wohneinheiten, 5000 Arbeitsplätze und eine Investition von insgesamt 1,4 Milliarden Euro.

Vorangegangen war den Bauarbeiten im Bornstedter Feld die sogenannte Konversion des Geländes - die Umwandlung der Flächen von militärischer zu ziviler Nutzung. Bereits zum Beginn der dort stattfindenden Potsdamer Bundesgartenschau 2001 hatte der Entwicklungsträger unter anderem die „Deponie“, das größte kontaminierte Areal des Bornstedter Feldes, von Altlasten befreit. Dabei wurden 8000 Lkw-Ladungen mit verseuchtem Boden und Bauschutt abtransportiert, auch mussten Munitionsreste geborgen werden. Bis in sechs Meter Tiefe wurde der Boden ausgehoben und mit frischem Erdreich wiederverfüllt. Am Haupteingang zum Volkspark musste laut Entwicklungsträger ein unterirdisches Tanklager beseitigt werden, dazu gehörten 75 unter der Erde befindliche Tanks.

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