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Abriss und Wiederaufbau. Für die Sanierung der Bertinistraße sollen die Mauerreste abgetragen und zwischengelagert werden. Wenn ein Ort des Gedenkens gefunden ist, sollen auch Teile der Mauer dort wiederaufgebaut werden.

© Andreas Klaer

Von Peer Straube: Gedenkstätte in der Bertinistraße

Kompromiss im Streit um die Mauerreste der DDR / Verwaltung reißt ab und sucht nach neuem Standort

Von Peer Straube

Nauener Vorstadt - Der Streit um die Mauerreste in der Bertinistraße ist offenbar beigelegt. Bauverwaltung und Bündnisgrüne haben sich auf einen Kompromiss geeinigt, wonach die Segmente zunächst geborgen und im städtischen Bauhof eingelagert werden. Ein Teil der Mauerreste soll später für einen „Ort der Erinnerung“ wiederaufgebaut werden. Dies sei das Ergebnis eines Vor-Ort-Termins in der Bertinistraße, bei dem auch Vertreter des Landes- und des städtischen Denkmalamtes anwesend waren, sagte die Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke den PNN auf Anfrage.

Der Streit war ausgebrochen, weil die Stadtverwaltung die Mauerreste wegen der anstehenden Grunderneuerung der Bertinistraße beseitigen lassen wollte. Bündnisgrüne und FDP hatten daraufhin versucht, mit einem gemeinsamen Antrag für die Stadtverordnetenversammlung den Erhalt der Mauerreste durchzusetzen. Im Bauausschuss hatten sich Hüneke und ihr Parteigenosse, Baudezernent Matthias Klipp, hitzige Wortgefechte geliefert. Klipp hatte bestritten, dass es sich bei dem Mauerrest um ein schützenswertes Stück Erinnerungskultur handelt. Es sei nicht Teil der DDR- Grenzanlagen, der sogenannten Hinterlandmauer gewesen, sondern lediglich eine Einfriedung. Hüneke hielt dies für irrelevant. Reste der DDR-Mauer gebe es in der Stadt nicht mehr viele.

Bei dem Vor-Ort-Termin hätten beide Denkmalbehörden darauf hingewiesen, dass sich die Einschätzung der Bedeutung auch dieser Teile der Grenzanlagen in der Forschung laufend ändere, sagte Hüneke. Aus diesem Grund sei die Einlagerung der Mauerreste begrüßenswert, wenn schon ein Erhalt an Ort und Stelle nicht möglich sei. Die Bauverwaltung hatte den Abriss auch damit begründet, dass der Querschnitt der Bertinistraße verbreitert und Leitungen am Standort der Mauer neu verlegt werden müssten. Wie Rathaussprecherin Regina Thielemann auf PNN-Anfrage sagte, sollen die Bauarbeiten Ende Mai beginnen. In diesem Zuge würden auch die Mauersegmente abgetragen. 1,1 Millionen Euro soll die Sanierung der Bertinistraße kosten, die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2012 vorgesehen.

Die Suche nach einem neuen Standort für die Mauerreste laufe noch, erklärte Thielemann. Hüneke will das Verfahren beschleunigen. Die Stadtverwaltung solle ein Konzept für einen Ort des Gedenkens an die Opfer der DDR-Grenzanlagen in der Bertinistraße ausarbeiten, fordert sie und kündigte einen entsprechenden Antrag an. Ohnehin sei es an der Zeit, die Mauergedenkstätten im Stadtgebiet als Ganzes zu betrachten und sich zu überlegen, wie man damit umgeht. Ein solches Konzept hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im August 2010 angekündigt. Experten, etwa vom Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), sollten klären, wie die Mauerorte besser dargestellt werden könnten. Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus in diesem Jahr sollten bereits Ergebnisse zu sehen sein. Passiert ist bislang offenbar aber nichts. Den noch erhaltenen Wachturm der DDR- Grenzer in der Bertinistraße hat das Landesdenkmalamt inzwischen unter Denkmalschutz gestellt. Der Turm wird von einer Segelmacherei genutzt.

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