zum Hauptinhalt
Ein Bild des Jammers. Seit 15 Jahren gammelt das einst beliebte Terrassenrestaurant Minsk vor sich hin. Benannt wurde es nach der Hauptstadt Weißrusslands, damals Partnerstadt von Potsdam. Inzwischen mehren sich die Stimmen, die einen Erhalt des DDR-Bauwerks fordern.

© Andreas Klaer

Von Peer Straube: Ein Plädoyer für das „Minsk“

Stadtforum für Erhalt des ehemaligen Terrassencafés und sachliche Debatte über DDR-Architektur

Von Peer Straube

Teltower Vorstadt - Eigentlich schien sein Schicksal schon besiegelt. Doch nun bekommt das seit Jahren leerstehende frühere Terrassencafé „Minsk“ Unterstützung von ungeahnter Seite. Das Stadtforum, jenes Expertengremium, das seit 13 Jahren über Fragen der Stadtentwicklung diskutiert, spricht sich gegen einen Abriss des DDR-Gebäudes auf dem Brauhausberg aus. „Das ist ja kein schlechter Bau“, sagte Stadtforum-Sprecher Günter Schlusche gestern bei der Bekanntgabe des Tagungsprogramms für dieses Jahr. „Dass so ein Gebäude im Bebauungsplan für den Brauhausberg keinen Platz haben soll, muss erstmal einer erklären“, so Schlusche. Als Parallele zog er die gelungene Sanierung des denkmalgeschützten Cafés „Moskau“ in der Berliner Karl- Marx-Allee heran, das inzwischen als Kultbau gelten dürfe.

Mit seinem Plädoyer für das „Minsk“ stellt sich Schlusche an die Seite der Bürgerinitiative „Pro Brauhausberg“, die neben dem Erhalt des „Minsk“ auch die Sanierung der Brauhausberg-Schwimmhalle fordert. Generell sprechen sich die Stadtforum-Experten gut 20 Jahre nach der Wende für eine sachliche Debatte über die Zeugnisse der DDR-Baukultur aus. Manches, wie das frühere „Haus des Reisens“ an der Ecke Friedrich-Ebert- und Yorckstraße oder das ehemalige Gebäude des DDR-Meliorationskombinats an der Schlossstraße, sei zu Recht abgerissen worden, sagte Schlusche. Doch es gebe eben auch noch vorhandene Beispiele von DDR-Architektur, über die man sachlich reden müsse. „Die Zeit der Anti-Haltung ist vorbei“, sagte Schlusche. In der nächsten öffentlichen Diskussionsrunde des Stadtforums wird es daher morgen Abend um den „Stellenwert der DDR-Architektur in Potsdam“ gehen. Im Podium sitzen neben Potsdamer Architekten wie Christina Focke und Bernhard Wendel auch Michael Braum, Präsident der hier ansässigen Bundesstiftung Baukultur, und der Berliner Kunsthistoriker Ulrich Hartung, Mitverfasser eines Buchs über die „Ostmoderne“.

Schlusche bescheinigte der Stadt einen durchaus differenzierten Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR. Die Sanierung der Plattenbaugebiete und die Neugestaltung ihrer Grünanlagen seien „vorbildlich“ gewesen, lobte er. Dennoch gebe es eine Liste von Gebäuden, die vom Abriss bedroht seien und über deren Schicksal man jetzt sachlich und vorurteilsfrei debattieren müsse. In der Veranstaltung am Mittwoch soll es etwa um das Hotel Mercure, die Fachhochschule und den Wohnblock am Staudenhof gehen. Stadtforum-Mitglied Bernd Steigerwald nannte als gelungenes Beispiel für DDR-Bauten den Bahnhof Pirschheide, auch das Fachhochschulgebäude mute „fast expressionistisch“ an, sei allerdings städtebaulich „unmöglich platziert“. Auch Steigerwald brach eine Lanze für den Erhalt des „Minsk“. Das Gebäude sei unter großem Aufwand errichtet worden und „nicht von der Stange“. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) will allerdings am Abriss des „Minsk“ festhalten. Wenn der Brauhausberg neu bebaut werde, sei es nötig, das gesamte Areal „neu zu strukturieren“. Er schloss allerdings nicht aus, dass es anders kommt. „Wir sind gut beraten, eine intensive Diskussion über den Abriss zu führen“, sagte Jakobs.

Das „Minsk“ wurde zwischen 1971 und 1977 errichtet und war ein beliebtes Ausflugsrestaurant. Nach der Wende diente es einige Zeit als Disko-Tempel, seit 15 Jahren steht es leer. Das Grundstück gehört den Stadtwerken, die das Gebäude eigentlich schon für den Bau des Niemeyer-Bades abreißen wollten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false