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Lasern für den Durchblick. Rund 100 Leistungssportler hat Volker Rasch schon erfolgreich operiert  auch aus dem Bereich des Behindertensports. Seine Augenklinik hat der gebürtige Thüringer 1994 gegründet.

© Manfred Thomas

Von Peer Straube: Der Mann fürs Auge

Volker Rasch fährt als Arzt mit dem deutschen Team nach Vancouver. Es sind seine vierten Olympischen Spiele

Von Peer Straube

Zwei Etappen sind es nur von Volker Rasch zu Brad Pitt. Das Robert Maloney Institute in Los Angeles ist die Brücke, die den Potsdamer Augenarzt mit dem Superstar aus Hollywood verbindet. Die US-amerikanische Klinik, in der sich Promis reihenweise die Augen lasern lassen, ist Kooperationspartner von Raschs Augenklinik im Albrecht-von-Graefe-Haus in der Hans-Thoma-Straße.

Schärfen die Kollegen jenseits des großen Teichs vor allem Schauspieleraugen, so bekommen bei Rasch Leistungssportler wieder den Durchblick. Auch bei ihm werden hinderliche Sehstörungen mit Lasertechnik behoben. Vor sieben Jahren begann seine Klinik die Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthilfe, die ihn 2004 zum ersten Mal als Mitglied des Ärzteteams der deutschen Mannschaft zu den Olympischen Spielen nach Athen führte. „Da waren wir noch richtig wuschig“, sagt Rasch lächelnd. Doch nach Turin 2006 und Peking 2008 hat sich der Puls etwas entschleunigt. Heute reist der 60-Jährige zu seinen vierten Spielen nach Vancouver. „Da ist man dann nicht mehr so aufgeregt.“ Wenn Rasch Glück hat, passiert gar nichts und er hat zwei Wochen Freizeit. Raschs Dienst besteht im Wesentlichen aus telefonischer Rufbereitschaft. Bislang waren es immer nur kleinere Notfälle, „Gott sei Dank“, sagt Rasch. Rote oder trockene Augen und die Entfernung kleiner Fremdkörper im Auge. Dabei kümmert er sich nicht nur um Sportlerverletzungen, sondern um jeden, für den etwas als Gast des Deutschen Hauses ins Auge gehen sollte.

Für Sportler mit Augenkrankheiten kann der Winter durchaus Probleme bereiten. „Skilangläufer berichten schon mal, dass ihnen bei minus 30 Grad die Kontaktlinsen festfrieren“, erzählt Rasch. Bobfahrern und Sikspringern können die Schutzbrillen beschlagen, Skeletonfahrern kann die Fliehkraft die Kontaktlinsen aus den Augen drücken. Seit 2002 bietet Rasch daher für Sportler Laseroperationen zum Selbstkostenpreis an. Sie bezahlen nur das Material, auf Honorar verzichtet der Doktor. 100 Sportlern hat Rasch mit dem Laser wieder zu normaler Sehkraft verholfen. Und in der Liste sind einige, mit denen man gern seinen Briefkopf schmückt. Die Potsdamer Kanu-Olympiasieger Fanny Fischer und Tim Wieskötter etwa. Oder die weiblichen Hoffnungen auf Edelmetall im Rodeln, Tatjana Hüfner und Anke Wischnewski. Dass Rodlerinnen auf Raschs OP-Stuhl Platz nehmen, hat schon Tradition. Die „ewige Zweite“ Barbara Niedernhuber, die bei zwei Olympischen Spielen und vier Weltmeisterschaften jeweils Silber gewann, gehörte zu den ersten Sportlerinnen, die sich in Potsdam die Augen lasern ließen.

In Vancouver wird Rasch mit einem kanadischen Augenarzt zusammenarbeiten. Im Ernstfall kann er so dessen Technik nutzen und muss nicht alle Instrumente aus Deutschland mitnehmen. Auch haftungsrechtliche Gründe spielen eine Rolle. So dürfe er in Kanada beispielsweise keine Medikamente verschreiben oder jemanden behandeln, der nicht Deutscher ist. Im Zweifel kann der Kollege dann einspringen.

Ist die Patientenschlange wie erhofft kurz, will sich der sportbegeisterte Rasch möglichst viele Wettkämpfe live anschauen. „Am liebsten ein Eishockeyspiel“, sagt er. „Auch beim Skispringen war ich noch nicht live dabei.“ Auf jeden Fall will er versuchen, Tickets für die Rodel- und Bobwettkämpfe zu bekommen – schließlich kommen aus den Windungen des Eiskanals die meisten seiner Patienten. Wenn es einer seiner Schützlinge dann noch aufs Treppchen und womöglich sogar ganz nach oben schafft, ist das Glück vollkommen. „Klar“ empfinde er dann auch Stolz, sagt der Arzt.

Bei seinen bislang drei Olympia-Teilnahmen hat Rasch doch recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht. In Turin etwa habe ein „organisatorisches Chaos“ geherrscht. Straßen seien nicht fertig gewesen und wenn man einen Wettkampf besuchen wollte, habe man schon drei Stunden vorher das Hotel verlassen müssen. An Peking 2008 hat der Augenarzt angenehmere Erinnerungen. Den Empfang beschreibt er diplomatisch als „gut organisierte asiatische Freundlichkeit, die aussah, als wenn sie auch von innen kommt“.

Viele vom Team kennt Rasch inzwischen seit Jahren, Sportler natürlich, aber auch Vertreter der großen Sponsoren. Auf das Wiedersehen freut er sich. Und auch auf ein bisschen Entertainment. Im Deutschen Haus schlagen schließlich auch ARD und ZDF die Quartiere für ihren Sendemarathon auf. Johannes B. Kerner ist zwar inzwischen zur privaten Konkurrenz gewechselt, doch Reinhold Beckmann wird ganz sicher wieder präsent sein. Auch Harald Schmidt und Waldemar Hartmann hat der Augenarzt bei Olympia schon gesehen. Rasch freut sich auf neue interessante Leute. Er wird Ausschau halten. Mit Argusaugen.

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

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