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Von Peer Straube: Beifall für Gorbatschow und Kissinger

500 prominente Gäste bei der Eröffnung der Villa Schöningen / Merkel: „Großartige Idee“

Von Peer Straube

Berliner Vorstadt - Wohl kaum jemals in seiner Geschichte dürfte Potsdam ein derartig geballtes Aufgebot internationaler Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu Gast gehabt haben.

So wundert es kaum, dass Hunderte Potsdamer gestern Abend Zaungäste waren an der Ecke der Schwanenallee, an der die Villa Schöningen steht. Als Museum zur deutsch-deutschen Teilung und Wiedervereinigung wurde sie eröffnet – 500 Namen umfasste die Gästeliste, darunter Hochkaräter wie die drei Friedensnobelpreisträger Willem de Klerk, der ehemalige südafrikanische Präsident, Ex-US-Außenminister Henry Kissinger und Michael Gorbatschow. Beifall brandete auf, als Gorbatschow den früheren Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher umarmte. Sie alle unterschrieben mit ihrem Namen auf einem Originalsegment der Berliner Mauer, das Teil der Ausstellung in der Villa Schöningen ist. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde um exakt 17.54 Uhr von den Schaulustigen mit Applaus begrüßt. In ihrer Rede dankte sie Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, der das Haus gemeinsam mit seinem Partner Leonhard H. Fischer vor zwei Jahren erwarb und umfassend sanieren ließ, für die Einrichtung des Museums. „Das ist ein herausragendes Ereignis der Zivilgesellschaft“, sagte Merkel, und fügte angesichts der namhaften Gäste hinzu: „Fast wie ein Staatsereignis.“ Wie nirgendwo sonst spiegele die benachbarte Glienicker Brücke „Traum und Trauma“ der deutschen Geschichte wider. Merkel lobte das Konzept, ein deutsch-deutsches Museum mit wechselnden Kunstausstellungen zu verbinden, als „großartige Idee“. Kunst brauche Freiheit, betonte die Kanzlerin. „Ich hoffe, dass die Villa Schöningen ein guter Ort der Freiheit wird und ein fröhlicher Ort“, sagte Merkel.

Kissinger sah das Museum als Mahnung auch für nachfolgende Generationen. „Die Villa Schöningen wird uns an unsere Werte und Pflichten erinnern“, sagte er. Polens Außenminister Radoslaw Sikorski blickte zurück auf das Wendejahr 1989. Wie viele andere habe auch er damals Befürchtungen gehegt, ein wiedervereinigten Deutschland werde über eine zu große Macht verfügen. Doch habe Deutschland auf „der Basis der Werte und der Demokratie“ eine Vorreiterrolle für das geeinte Europa gespielt.

Döpfner hoffte, das Museum möge viele Besucher finden. „Villa und Garten sollen werden, was sie nie waren – ein fröhlicher Ort der Freiheit“, sagte er und erinnerte daran, dass die Villa „beinahe ein Opfer einer Immobilienentwicklungsidee“ geworden wäre. Bekanntlich hatte der vormalige Eigentümer auf dem Grundstück trotz massiver Kritik noch sechs Stadtvillen bauen wollen. Nahezu alle Ehrengäste haben sich auf dem Mauersegment mit ihren Unterschriften verewigt, darunter der aus der DDR ausgebürgerte Liedermacher Wolf Biermann, Außenminister Guido Westerwelle, Ex-„Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust, ZDF-Moderatorin Maybrit Illner und Fernsehliebling Günther Jauch. Im Anschluss an die Veranstaltung erhielt Merkel eine Sonderführung durch die Ausstellung in der Villa Schöningen. Ab heute ist das Museum auch für normale Besucher offen – heute, zum 20. Jubiläum des Mauerfalls, und morgen zum Bürgerfest an der Glienicker Brücke, gelten verlängerte Öffnungszeiten. „Wir haben auf, solange Leute kommen“, versprach Döpfner.

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