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Von Nicola Klusemann: Hotel in Hiller-Brandtschen Häusern

Breite Straße 12 soll Herberge werden / Bewohner setzen auf zugesicherten Schutz ihrer Mietverträge

Innenstadt - Aus den Hiller-Brandtschen Häusern soll ein Frühstückshotel werden. Mit mindestens 40 Zimmern kalkuliert Dr. Dieter Klesen das Vorhaben – Platz für eine komplette Reisebusgesellschaft. Der Potsdamer Rechtsanwalt ist neu eingesetzter Interessenvertreter der Hauseigentümerin Jessika Kwiek, die das aus dem Jahr 1769 stammende Doppelhaus in der Breiten Straße vor vier Jahren erwarb und jetzt zum Wohn- und Gewerbehaus sanieren will.

Für den Umbau zum Hotel Garni allerdings muss das Haus Breite Straße 12 entkernt werden. Es müssten sämtliche Leitungen herausgerissen und das Gebäude in einen Rohbauzustand versetzt werden – das Verbleiben der Mieter in dieser Bauphase wäre unzumutbar. Insgesamt wohnen aber derzeit noch sieben Mietparteien in dem stadtbild-prägenden Ensemble in der Breite Straße 8-12. „Zwei der Mieter wollen demnächst ausziehen“, sagte der Jurist. Den verbleibenden fünf Parteien werde er eine Wohnung in der Nummer 8 oder adäquaten Wohnungsersatz sowie die Übernahme der Umzugskosten anbieten, erklärte Klesen.

Vor Wochen sei ihnen schon einmal eine Wohnung in der Breite Straße 8 gezeigt worden, sagt Gisela Schreiber, die zusammen mit ihrem Mann in der Breite Straße 12 wohnt. Der Alternativ-Wohnraum lag im obersten Stockwerk: Zu hoch für das Rentnerehepaar und wegen der Lage an der Kreuzung Breite Straße / Dortustraße „unattraktiv“, so Gisela Schreiber. „Wir haben unseren Alterssitz bewusst gewählt.“ Gemeinsam mit anderen Mietern kämpfen die Schreibers schon seit vergangenem April ums Bleiben. Sie hoffen dabei auch auf den Mieterschutz. Gegenstand des Kaufvertrages zwischen der Stadt und Jessika Kwiek sei auch die „Verpflichtung zur Übernahme aller bestehenden Mietverträge“ gewesen, hatte Bürgermeister Burkhard Exner dem Ehepaar schriftlich bestätigt.

Er wolle jetzt mit allen Mietern der Hiller-Brandtschen Häuser „ein offene Wort reden“, kündigte Klesen gegenüber den PNN an. Der Anwalt steht unter Zeitdruck. So sollen bis Jahresende die bereits vorbereitete Dacherneuerung und Fassadensanierung abgeschlossen sein. Das Kellergewölbe, in dem ein Restaurant untergebracht werden könne, sei bereits frei gelegt, mit der Entkernung und dem Hotelausbau werde im kommenden Jahr begonnen, 2009 soll alles fertig, so Klesen. Genehmigungsreife Bauunterlagen würden gerade vorbereitet. Danach werde der gesamte Gebäudekomplex mit moderner Fußbodenheizung ausgestattet, die Doppelkastenfenster erhielten schallisolierendes Glas. Die oberen Etagen der Nummer acht blieben Wohnraum, ein Teil der Fläche werde die Büroraum. Mit einem Aufwand von insgesamt rund zwei Millionen Euro für Umbau und Sanierung, rechnet Klesen, der nach eigenem Bekunden schon mehrere Hotelbetreiber juristisch vertreten hat.

Die Hauseigentümer scheint in der Vergangenheit nicht immer gut beraten gewesen zu sein. Seitdem die Stadt das Objekt an die Frau aus Sachsen veräußert hat, erlebte die Mieterschaft vier Mal einen Hausverwaltungswechsel. Das sei nicht gerade vertrauensbildend, sagte Schreiber. Verschiedene Pläne für die Hiller-Brandtschen Häuser machten außerdem die Runde: Es sei die Rede von Luxusappartements oder auch studentischem Wohnen gewesen. Ein Antrag auf Genehmigung eines Hostels – Übernachtungsmöglichkeit in Mehrbettzimmern zu niedrigen Preisen – habe nach Auskunft der Stadtverwaltung tatsächlich vorgelegen. „Ist aber zum Glück nicht genehmigt worden“, sagt der Rechtsanwalt. Alle weiteren Bauanträge wurden daraufhin zurückgenommen. Das Hostel hätte sich nicht gerechnet. Eine Übernachtung im Hotel garni-Doppelzimmer veranschlagt Klesen mit 60 bis 80 Euro. „Bei einer angestrebten Auslastung von 65 Prozent durchaus rentabel“, so der Anwalt.

Nicola Klusemann

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