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30 von 17 000 Zeichnungen. Eine sehr kleine, aber hochaktuelle Auswahl aus dem riesigen Arbeitsfundus des Karikaturisten Karl-Heinz Schoenfeld wird derzeit im Potsdamer Restaurant Gusto gezeigt. 

© Andreas Klaer

Von Kay Grimmer: „Kurstadt“ des Karikaturisten Ausstellung mit Zeichnungen des Wahlpotsdamers Karl-Heinz Schoenfeld

„Potsdam war stets in meinem Hinterkopf“, sagt Karl-Heinz Schoenfeld. Der 82-Jährige lächelt bei diesem Satz.

„Potsdam war stets in meinem Hinterkopf“, sagt Karl-Heinz Schoenfeld. Der 82-Jährige lächelt bei diesem Satz. Seit Jahren ist die brandenburgische Landeshauptstadt Wahlheimat des renommierten Karikaturisten. „Potsdam ist eine Kurstadt“, sagt der Künstler, der seit mehr als 50 Jahren tagesaktuelles Geschehen mit spitzem Stift zeichnet – zur Freude seiner Fans, gefürchtet von so manchem „Oberen“. 30 seiner Bilder werden jetzt im „Gusto“ gezeigt. Die Ausstellung im italienischen „Stehrestaurant“ von Franco Cremonini kann auch als kleines Geschenk zum dritten Geburtstag des „Gusto“ im Potsdamer Zentrum am 14. April verstanden werden: „Hier bekomme ich den besten Coretto, einen Espresso mit Grappa“, begründet Schoenfeld seine Gabe.

Der viel dekorierte Karikaturist Schoenfeld weiß echt italienische Qualität einzuschätzen. Über 28 Jahre lebte er regelmäßig in Stiefelland. „Schuld“ an der Flucht in den Süden war sein damaliger Lebensmittelpunkt Hamburg. „Was vom Wetter dort gesagt wird, stimmt. Es regnet. Und wenn es nicht regnet, dann stürmt es.“ Die Einstellung zum Hamburger Wetter zeigt: Schoenfeld ist kein Nordlicht, geboren ist er 1928 in Oranienburg. „Und in meiner Kindheit wurde die Liebe zu Potsdam geweckt.“ Sein Vater Erich Schoenfeld war ein viel beschäftigter Vorspann-Künstler für Ufa-Stummfilme. Der Grafiker und Maler realisierte die Einstiege für legendäre Babelsberger Filme wie „Kurier des Zaren“. Durch die Ufa-Aufträge seines Vaters kam Karl-Heinz Schoenfeld nach Potsdam „Meine erste Erinnerung an die Stadt ist der Kanal“, denkt er sich zurück.

Ganz im Gegensatz zu diesen Erinnerungen strotzen die Karikaturen im „Gusto“ nur so von Aktualität. „Die Koalition im Bund ist die beste Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Karikaturisten“, sagt Schoenfeld und grinst verschmitzt. Die Zeichnungen an den Wänden zeigen es: Schoenfeld hat Spaß, sich an der schwarz-gelben Regierung abzuarbeiten. Das Interesse an Politik liegt in den Familiengenen. „Mit meinen Eltern hörte ich auch während der Nazizeit Radio BBC“, sagt Schoenfeld. „Und ich wusste, dass das niemand erfahren durfte.“ Mut hat Schoenfeld auch immer wieder mit seinen politischen Zeichnungen bewiesen. „Aber es gibt heutzutage immer weniger Zeitungen, die noch mutig genug sind, scharfe Karikaturen abzudrucken“, bedauert er. Ausruhen auf seinen grob geschätzten 17 000 veröffentlichten Zeichnungen will sich Schoenfeld nicht. Nach dem Espresso Coretto geht es zurück ins Atelier am Neuen Garten, um weiter zu zeichnen. Denn der spitze Stift des 82-jährigen Wahlpotsdamers wird nicht stumpf. Vor zwei Jahren, zum 80. Geburtstag, sagte er: „Ich möchte mindestens 90 werden – und zwar arbeitend.“

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