zum Hauptinhalt
Soziale Stadt-Aufwertungen: Der Campus am Stern mit dem bereits sanierten Leibniz-Gymnasium soll 2011 fertiggestellt sein. Das Projekt ist ebenso durch das Förderprogramm mitfinanziert worden wie der neugestaltete Innenhof im Stadtteil Drewitz (o. r.). Auch Veranstaltungen wie das Lehmbauprojekt Stadt der Kinder werden unterstützt. 

© A. Klaer

Von Kay Grimmer: Durch und durch aufgewertet

Beim Stadtrundgang in Drewitz und am Stern wurden Klagen weggelobt, man feierte lieber Förderprojekte

Die Sonne strahlte, das Wochenende stand vor der Tür - ein Tag nur für gute Nachrichten, hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs wohl deshalb am gestrigen Freitag beschlossen. Und so wurde der Stadtspaziergang mit der Verwaltungsspitze durch die Wohngebiete Stern und Drewitz nicht nur für Jakobs ein unbeschwerter Ausflug. Selbst des OBs politischer Lieblingskontrahent Hans-Jürgen Scharfenberg von der Linken wanderte gelassen mit dem Oberbürgermeister durch die Stadtteile. Von vorgezogenem Oberbürgermeisterwahlkampf wollte deshalb auch keiner sprechen.

Aufwertung war das Wort des Tages. „Ein tolles, aufgewertetes Wohnumfeld“ beglückwünschte Jakobs zu einem neugestalteten Innenhof zwischen Drewitzer Plattenbauten in der Konrad-Wolf-Allee. Für 330 000 Euro gestalteten die vier Wohnungsunternehmen „Karl Marx", PWG 1956, pbg und Pro Potsdam, deren Häuser an den Hof grenzen, gemeinsam mit den Bewohnern die Fläche neu. Aus einer Sandwüste 2005 wurde nicht zuletzt dank des Förderprogramms „Soziale Stadt“ eine grüne Oase mit getrennten Bereichen für Kinderspielplatz und Erholungsbereich geschaffen.

Seit zehn Jahren nutzt Potsdam das Geld des Programms „Soziale Stadt“, bei dem die Stadt lediglich ein Drittel der gesamten Investitionssumme bereitstellen muss. Insgesamt wurden 8,5 Millionen Euro im Rahmen des Programms bislang in verschiedene Sanierungsprojekte gesteckt. Zugute kam das auch der Freiflächengestaltung für den Campus am Stern, ein weiteres Vorzeigeprojekt der Stadtverwaltung, das Jakobs bei der Wanderung von Drewitz zum Stern besuchte. 1,8 Millionen Euro flossen von der „Sozialen Stadt“ in die Sanierung und Umgestaltung des Schulstandorts. Insgesamt werden bis 2011 in die „gelungene Aufwertung des Schulstandorts“, so Jakobs, 11,75 Millionen Euro investiert. Entlang der zwei Doppelschulen wurde das Freizeitband mit Spiel- und Sportmöglichkeiten für jedermann gelobt. Die scheidende Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz blickte versonnen auf die Geräte: „Ein richtig schöner Tag für mich“, sagte sie. „Da sieht man mal, was man alles so in acht Jahren geschafft hat.“

Nur was ist mit den Dingen, die nicht geschafft wurden? Die blieben auch während des Stadtspaziergangs weitgehend außen vor: Die Entwicklung des Johannes-Kepler-Platzes mit der leeren Minimal-Kaufhalle und dem ebenfalls fast ungenutzten Geschäftsriegel bleibt offen. „Da wird vor dem 27. September nichts passieren“, schob Jakobs das Problem in die Ferne. Die Stadt sei zudem nicht Eigentümer und könne eine Entwicklung nur indirekt befördern. Zwar würde die TLG Liegenschaftsgesellschaft, die den Geschäftsriegel besitzt, gern verkaufen, aber es gebe keinen Interessenten. Immerhin konnte sich der Oberbürgermeister vorstellen, auf dem einstigen Gewerbeobjekt auch Wohnungen bauen zu lassen, „wenn sich denn für dieses Projekt jemand findet“. Auch die Klagen des Rektors Uwe Schmidt vom Leibniz-Gymnasium blockte Jakobs ab. Zwar bemängelte er ebenso wie Schmidt die fehlende Barrierefreiheit im grundlegend sanierten Schulgebäude. Dem Wunsch des Rektors, eine Mehrzweckhalle für gemeinsame Aktionen aller Schulen doch noch zu realisieren, lehnte er knapp mit den Worten: „Kein Geld“ ab. Obwohl Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg zumindest darauf aufmerksam machte, „dass die Halle im Plan und Teil des Campus-Projekts gewesen war.“

Lieber lobte Jakobs den benachbarten „aufgewerteten Sportplatz mit dem Kunstrasen“ am Stern. Als von dessen Nutzern, dem Fußballverein Fortuna Babelsberg, ob der nahezu unerträglichen Situation bei den Umkleidekabinen allerdings auch wieder Kritik kam, verwies er flugs an seine neue Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU), die sich mit dem Stadtspaziergang einen Teil der Stadt „auf sehr angenehme Weise eroberte“. Fortuna-Vorsitzender Hartmut Domagala sagte: „Wir haben mittlerweile 400 Mitglieder, 20 Mannschaften und nur zwei Umkleiden. Wir bräuchten sechs bis acht weitere Kabinen“, erhoffte er sich Hilfe von der Stadt, die Eigentümer des Vereinsgebäudes ist. Bis zu 200 000 Euro würde ein Anbau kosten, so Domagala. „Haben Sie nicht Handwerker im Verein, die mithelfen könnten“, frage Magdowski. Der Weg über Eigeninitiative sei einer, den sie bei ihren früheren Verwaltungsstationen schätzen gelernt habe, sagte sie, sicherte zudem ein Treffen mit dem Verein zu. Für Scharfenberg reichte das nicht. Das sagte er jedoch nicht direkt vor dem Oberbürgermeister, sondern teilte schriftlich mit, dass das Funktionsgebäude mit in die Projektliste des Programms „Soziale Stadt“ gehöre, ebenso wie die Sanierung der Konrad-Wolf-Allee und der Neuendorfer Straße. Das Programm soll zwar weiterhin genutzt werden, kündigte Stadtkontor-Geschäftsführer Rainer Baatz an. Aber künftig wolle man sich vor allem auf das Wohngebiet Drewitz konzentrieren. „Bis 2012 hoffen wir auf jährlich 1,2 Millionen Euro Fördergeld.“ Allerdings müsse dafür die Stadt ihren Eigenanteil von 400 000 Euro beisteuern. Und auch da wollte sich Jakobs nicht festnageln lassen. „Die Stadt steht vor wirtschaftlich schwierigen Zeiten“, sagte das Stadtoberhaupt. „Wir werden alles daran setzen, Fördermittel abzurufen, aber es wird vermutlich sehr schwierig.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false