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Glückliche Eltern, zufriedene Kinder. An diesem Wochenende findet wieder die Eltern-Uni statt  eine Weiterbildung für Eltern. Denn wie sagte Wilhelm Busch: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegegn sehr.

© ddp

Von Juliane Gau: Nachhilfe für Eltern

Wo Eltern lernen können gute Eltern zu werden / Von Eltern-Uni bis Elterntelefon

„Ich will doch nur das Richtige tun und hab das Gefühl ich mach alles noch schlimmer“ schreibt eine Mutter verzweifelt in dem Forum „Elternberatung“ der Bundeskonferenz Erziehung e.V., die vom Land Brandenburg unterstützt wird. Ihr 14-jähriger Sohn hat Schulprobleme und sie fühle sich mit der Situation echt überfordert.

Unsicherheit in Erziehungsfragen können Eltern in der zweiten „Brandenburger Elternuniversität“ an der Fachhochschule Potsdam unter dem Motto „Was Kinder (un)glücklich macht“ angehen. „Strategien bei Lernstress“ und „Gesprächskultur in der Familie“ sind nur einige der angebotenen Arbeitsgruppen. Angemeldet haben sich bisher etwa 200 Interessierte.

„Wir richten den Blick nicht nur auf die Defizite bei Kindern, Eltern oder im Bildungswesen allgemein, sondern auf Alltagsthemen“, erzählt Andreas Klose, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialwesen. „Sonst diskutiert man oft schon aus einer Krise heraus, was alles negativ ist. Bei uns sind weniger die Jugendlichen das Thema, sondern die Eltern selbst“, so der Soziologe. Gerade in der Pubertät kann der hormongebeutelte Nachwuchs die Eltern an ihre nervlichen Belastungsgrenzen bringen: Aber ist der erste Vollrausch gleich der Beginn einer Trinkerkarriere, oder eine „normale“ Erfahrung? Wie gehen Eltern damit um, wenn das Kind plötzlich mit knallrot gefärbten Haaren nach Hause kommt oder die „falschen“ Freunde hat? „Der Diskussionspunkt sollten hier die Ängste der Eltern sein: Was ist meine Befürchtung? Warum vertraue ich meinem Kind nicht?“ hinterfragt Klose. „Ich frage Eltern auch, was sie von einem Kind halten würden, dass nur „funktioniert“: morgens zur Schule geht, Hausaufgaben macht, dann noch für die Eltern einkaufen geht, sich wie die Eltern kleidet – aber keine Freunde und Hobbies hat“, führt er fort. Eltern sollten die Sichtweise des Kindes beachten, wenn beispielsweise Tagebücher gelesen oder Hausarrest verhängt wird. „Die Kommunikationsarmut führt zum Konflikt, nicht die Auseinandersetzung selbst“, unterstreicht Klose.

„Viele Heranwachsende beklagen sich, dass die Eltern zu wenig Zeit haben“, berichtet Claudia Gratz vom Diakonischen Werk Potsdam e.V., die das Kinder- und Jugendtelefon betreut. Thema Nummer Eins seien Liebe und Sexualität, worüber viele Jugendliche nicht mit ihren Eltern sprechen könnten oder wollten. Diese seien sich oft nicht bewusst, wie ihr Kind tickt. „Eltern müssen vertrauen, loslassen, Verantwortung den Kindern übergeben“, rät sie für den Umgang mit Kindern. Die insgesamt 35 ehrenamtlichen Mitarbeiter – darunter acht Männer – haben im Jahr 2007 genau 2543 Beratungsgespräche mit jungen Potsdamern geführt (bundesweit: 220 090 Beratungen). Das besagt eine Statistik des Dachverbandes „Nummer gegen Kummer e.V.“.

Und wie sollen Eltern ihren Kindern nun Grenzen setzten? „Ein Patentrezept gibt es dafür nicht“, sagt Ursula Schneider-Firsching. Sie bietet im Familienzentrum der Fachhochschule Potsdam das Seminar „Starke Eltern – starke Kinder“ an. „Der Kurs soll für die Eltern klären, was für sie, für ihre Familie wichtig ist – wo sie überhaupt hinwollen mit ihrer Erziehung“, erzählt die Sozialpädagogin. Klare Anweisungen sollten von Konsequenzen gefolgt sein; wobei sich die Eltern vorher fragen sollten, ob sie diese wirklich wollten. An Rollenspielen können die Teilnehmer erproben, ob sie fit im Kompromisse aushandeln und Konfliktlösungen finden sind. Eine andere Mutter aus dem Elternberatungsforum wünscht anderen Eltern in Erziehungsfragen neben viel Kraft vor allem eines: ganz viel Humor.

Juliane Gau

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