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Lauter Protest. Rund 500 Schüler und Studenten, zum Teil geschminkt als Bildungszombies, zogen bei Sommerwetter mit Plakaten durch die Innenstadt. Am Uni-Campus Neues Palais soll es noch bis Sonntag ein Protest-Camp geben.

© Manfred Thomas

Von Jana Haase: Weniger Studenten, mehr Schüler

Rund 500 Demonstranten protestierten für bessere Ausbildungsbedingungen / Verkehr teilweise lahmgelegt

Innenstadt - So viele wie im letzten Jahr sind es nicht geworden. Laut waren sie trotzdem. Mit Slogans wie „Bildung für alle, und zwar umsonst“ oder „Bildungsklau im ganzen Land, unsere Antwort Widerstand“ protestierten Schüler, Studierende und Auszubildende am gestrigen Mittwoch in der Potsdamer Innenstadt für bessere Bedingungen an Schulen und Hochschulen. Die Veranstalter sprachen von rund 500 Teilnehmern, der Demonstrationszug legte in den Mittagsstunden teilweise den Verkehr lahm. Busse und Trams verspäteten sich nach Angaben der Verkehrsbetriebe bis zu einer halben Stunde, erst um 16 Uhr seien die Verkehrsmittel wieder fahrplanmäßig gefahren. Laut Polizei und Veranstaltern kam es zu keinen weiteren Zwischenfällen.

Mit der Demonstration beteiligten sich die Potsdamer an einer bundesweiten Aktionswoche und knüpften an den Bildungsprotest vom Vorjahr an, als es in Potsdam unter anderem zur Besetzung von Räumen der Universität und der Fachhochschule gekommen war. Damals waren rund 5000 Studierende auf die Straße gegangen. Entsprechend ernüchtert kommentierte Robert Peter vom Organisationsteam gestern den vergleichsweise geringen Zuspruch: „Es sind leider nicht mehr geworden“, sagte der 25-jährige Student. Anders als im Vorjahr hätten sich jedoch mehr Schüler und auch einige Azubis beteiligt.

Zum Beispiel Franziska und Sylvia, angehende Kita-Erzieherinnnen im ersten Ausbildungsjahr. Sie forderten eine Ausbildungsvergütung für Erzieher. Derzeit müsse für die Ausbildung in den meisten Fällen sogar gezahlt werden: „Das können sich viele gar nicht leisten.“ Schüler wie der 14-jährige Till vom Einstein-Gymnasium sprachen sich gegen das „Turbo-Abi“ mit zwölf Schuljahren und für gemeinsames Lernen bis zur zehnten Klasse aus. Der 25-jährige Thomas, der sich im zweiten Bildungsweg auf das Abitur vorbereitet, mahnte: „Nur vernünftige Bildung gewährleistet eine vernünftige Demokratie.“

Der zentrale Forderungskatalog wurde zu Beginn der Demo gegen 12 Uhr im Lustgarten verlesen: Freier Zugang zu Bildung von der Kita bis zur Hochschule, höhere Löhne für Auszubildende, studentische Hilfskräfte, Lehrbeauftragte, Praktikanten, Sozialarbeiter und Erzieher, die Abschaffung der zentralen Schülerdatei, das Masterstudium für alle sowie die Stärkung von Schülern und Studierenden bei der Verwaltung der Bildungseinrichtungen gehörten zu den Forderungen.

Für Ärger unter den Demonstranten sorgte die Nachricht, dass Schüler des Einstein-Gymnasiums das Schulgebäude nicht verlassen dürften. „Tür auf!“ skandierte der Demonstrationszug vor dem Schulhaus in der Schopenhauerstraße. Schulleiterin Irene Krogmann-Weber bestritt gegenüber den PNN, dass Schüler an der Teilnahme gehindert wurden: „Raus konnte jeder.“ Voraussetzung zur Demo-Teilnahme sei jedoch ein Antrag auf Beurlaubung gewesen. Dazu sei die Schule aus Gründen der Aufsichtspflicht gezwungen. Mit dem von der Polizei gesicherten Schulzugang habe man Störungen durch Protestler verhindern wollen.

Die Polizei begleitete den Demonstrationszug nach eigenen Angaben mit 50 Männern und Frauen vom Schutzbereich sowie einer zusätzlichen Landeseinsatzeinheit. Diese Stärke sei nicht ungewöhnlich, betonte Polizeiführer Andreas Merten auf Nachfrage. Das Thema der Demonstration sei „gesellschaftlich nachvollziehbar“, daher habe man abgesehen von Verkehrsschwierigkeiten mit „keiner Gefährdung für irgendwen“ gerechnet. Mit dem Ablauf der Veranstaltung zeigte Merten sich „sehr zufrieden“.

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