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Von Jana Haase: Das Rathaus ist weiblich

Gleichstellungsplan vorgestellt / Stadt will mit „mobilen Arbeitstagen“ familienfreundlich werden

Innenstadt - Frauen sind im Potsdamer Rathaus zwar in der Mehrheit, aber Männer haben häufiger das Sagen. So lassen sich – überspitzt formuliert – die Zahlen des aktuellen Gleichstellungsplans der Landeshauptstadt zusammenfassen. Zwei von drei Rathausmitarbeitern sind demnach Mitarbeiterinnen. Das gilt jedenfalls, wenn man die 1680 Tarifbeschäftigten betrachtet. In der relativ kleinen Gruppe der Beamten im kommunalen Dienst sieht das Verhältnis dagegen genau umgekehrt aus: Von den 210 verbeamteten Mitarbeitern sind 158 Männer, aber nur 52 Frauen.

Auch wenn es um die besser bezahlten Stellen und Positionen mit größerer Verantwortung geht, liegen die Männer vorne. Sie überwiegen im höheren Dienst mit 55,3 Prozent der Stellen, unter den Beamten im höheren Dienst machen sie sogar 68 Prozent aus – die Zahl ist im Vergleich zu 2005 noch gestiegen. Damals wie heute scheint das Erklimmen der Karriereleiter im Rathaus den Männern leichter zu fallen: während Arbeitsgruppenleiter noch zu 69,1 Prozent Frauen sind, liegt der Frauenanteil auf der Bereichsleiter-Ebene bei 43,4 Prozent, bei den Fachbereichsleitern machen sie 53,3 Prozent aus. Immerhin: Die höchste Ebene der vier Dezernenten ist bekanntlich zwischen den Geschlechtern gleichverteilt.

Nachzulesen ist das alles im Gleichstellungsplan der Landeshauptstadt Potsdam für die Jahre 2010 bis 2014, den die Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick am heutigen Mittwoch den Stadtverordneten vorstellt. Sie wolle in Zukunft „verstärkt“ darauf setzen, „dass Frauen in Führungspositionen kommen“, sagte sie gestern vor Journalisten. Dazu wolle sie ihr Mitspracherecht bei Besetzungsfragen nutzen. Besonders wenige Frauen in Führungspositionen gebe es derzeit im Bauressort. Neben der Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern sei die bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben der Mitarbeiter zweites wichtiges Ziel ihrer Arbeit, erklärte Trauth-Koschnick weiter.

Sie kündigte gleichzeitig konkrete Maßnahmen für dieses Jahr an: So hätten die Rathaus-Angestellten ab sofort die Möglichkeit, so genannte „mobile Arbeitstage“ zu nehmen, an denen sie von Zuhause aus arbeiten können. Vier solcher „mobiler Tage“ pro Monat seien vorgesehen, sagte die Gleichstellungsbeauftragte. Das Projekt soll zunächst in einer Pilotphase drei Jahre lang getestet werden, ehe über eine endgültige Einführung entschieden wird.

Außerdem gebe es für die Kinder von Stadtmitarbeitern ab September diesen Jahres 15 Betriebskita-Plätze: Die miete die Stadt bei der Kita „Clara Zetkin“ in der Hebbelstraße, die vom Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF Lazarus) betrieben wird, erklärte die Gleichstellungsbeauftragte.

Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie betreffe jedoch nicht nur die Kindererziehung, sondern auch die Pflege älterer Angehöriger, betonte Trauth-Koschnick. Bereits jetzt könnten Stadtangestellte dafür bei Bedarf Sonderurlaub nehmen – allerdings unbezahlt. Trauth-Koschnick will das Problem in Zukunft auch mit vorübergehenden Teilzeit-Lösungen angehen. „Auch Arbeitsplätze in Leitungspositionen sollen in Teilzeit angeboten werden“, sagte sie. Das sei zwar schwieriger zu organisieren, räumte sie ein: „Wir brauchen aber den Mut, neue Wege zu gehen.“

Nach den Zahlen aus dem aktuellen Gleichstellungsplan sind es derzeit hauptsächlich Frauen, die in Teilzeit arbeiten: Von insgesamt 515 Teilzeit-Beschäftigten sind 370 Frauen. Auch hier mahnt die Gleichstellungsbeauftragte eine Gleichverteilung an. Schließlich sei eine Teilzeit-Lösung auch mit Abstrichen bei den Rentenansprüchen verbunden. Frauen dürften für ihr Engagement „nicht im Alter bestraft werden“, sagte Trauth-Koschnick.

Beim Thema Elternzeit will sie junge Väter ermuntern, die gesetzlichen Regelungen zu nutzen. Die Zahl der Väter in Elternzeit habe in den vergangenen Jahren stetig zugenommen: Während 2007 nur ein männlicher Mitarbeiter in Elternzeit gegangen ist, waren es 2008 schon sieben, 2010 acht.

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