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Existenz bedroht? Die Milieukneipe La Leander in der Benkertstraße ist der wohl bekannteste Treff für homosexuelle Potsdamer  in der urigen Bar sind aber auch Heteros willkommen. Jetzt fürchten die Kneipenbetreiber um ihre Zukunft in dem Haus.

© Andreas Klaer

Von Henri Kramer: Sorgen um das „La Leander“

Sanierungsträger will Benkertstraße 1 meistbietend verkaufen/ Trägerverein bittet Stadtpolitik um Hilfe

Innenstadt - Der Kneipe „La Leander“ im Holländischen Viertel, wohl bekannteste Bar für homosexuelle Potsdamer, droht das Aus. Der Trägerverein „Queer im Viertel“ und die Bewohner des Hauses in der Benkertstraße 1 haben sich mit einem Brief an die Fraktionen und Gruppen der Stadtverordnetenversammlung gewendet, weil das Gebäude meistbietend verkauft werden soll und sie daher drastisch steigende Mieten fürchten. Nun soll die Politik helfen und sich für den Erhalt des „La Leanders“ einsetzen, heißt es in dem Appell.

Das „La Leander“ gibt es seit Mitte der 1990er Jahre. Nach Darstellung des Vereins wurde damals das Haus Benkertstraße 1 als Ausweichobjekt für das besetzte Haus Mittelstraße 5 zur Verfügung gestellt „und mit erheblichen Eigenleistungen“ saniert, um dort einen Treffpunkt für Künstler und junge Homosexuelle aufzubauen sowie Wohnungen zu schaffen. Als Teil des Sanierungsgebiets „Holländisches Viertel“ war eine dauerhaft niedrige Miete garantiert.

Doch inzwischen steht die Sanierung des Klinkerhäuser-Areals vor dem Ende – deswegen wandten sich die Bewohner der Benkertstraße 1 mit dem Schreiben vom 8. Februar an den kommunalen Sanierungsträger, der das Viertel im Auftrag der Stadt entwickelt. Dem Unternehmen schlugen die Bewohner vor, im Interesse des Weiterbestehens des „La Leanders“ einen langfristigen Erbbaupachtvertrag für die Benkertstraße 1 zu prüfen.

Die Antwort kam von den beiden Sanierungsträgerchefs Horst Müller-Zinsius und Erich Jesse persönlich: Wegen der bevorstehenden Aufhebung der Sanierungssatzung seien im Holländischen Viertel gelegene Grundstücke aus dem Treuhandvermögen der Stadt zum „sanierungsbedingten Endwert“ zu veräußern. Dies erfolge gemäß der für Potsdam geltenden Privatisierungsrichtlinie in Form einer öffentlichen Ausschreibung. Dieses Bieterverfahren sei für das zweite Quartal 2011 geplant, also ab April. „Über das genaue Datum der Ausschreibung informieren wir sie gerne, damit sie sich als Bewohner des Hauses an dem Bieterverfahren beteiligen können“, heißt es im Schreiben der Sanierungsträger-Chefs.

Doch dieses Angebot halten die Bewohner für nicht realistisch. Nach ihren Schätzungen ist das Haus 650 000 Euro wert. „Das würde unsere Möglichkeiten übersteigen“, sagte Ulrike Kallenbach, Sprecherin des Hausprojekts, gestern. In der Benkertstraße 1 würden derzeit noch eine Familie und eine weitere Mietpartei wohnen, dazu käme die Kneipe mit ihren speziellen Angeboten für sexuelle Aufklärungs- und Präventionsarbeit sowie als Platz für junge Künstler. „Sollte nun ein neuer Investor das Haus erwerben, fürchten wir deutlich höhere Mieten – was irgendwann das Aus bedeuten wird“, sagte Jirka Witschak, Mitglied im Betreiberverein des „La Leander“ und früherer Wirt der Kneipe.

Beim Sanierungsträger gab man sich gestern gegenüber den PNN wortkarg: Die Betreiber des „La Leanders“ seien über den Sachstand „hinreichend“ informiert, hieß es. Rathaussprecher Stefan Schulz sagte, über den Verkauf von städtischen Grundstücken müsse mindestens der Hauptausschuss der Stadtverordneten entscheiden. Es werde geprüft, ob und wie dem „La Leander“ geholfen werden könne. In einer ersten Reaktion aus der Stadtpolitik sagte Potsdams SPD-Chef Mike Schubert, es wäre bedauerlich, wenn eine Potsdamer „Institution wie das ’La Leander’ unter den Hammer käme“. Weitere Schritte müssten geprüft werden.

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

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