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Von Henri Kramer: Im Neonazi-Untergrund

„Preussenstolz“ ist laut Verfassungsschutz aktuell die aktivste rechtsextreme Band aus Potsdam

Ihr Motto lautet „Mit Musik zum Sieg“. Zu schrammelnden Rockgitarren grölen sie gegen angeblichen „Multikultiwahn“ und für „Großdeutschland“. Unter dem Namen „Preussenstolz“ hat sich in Potsdam einmal mehr eine bundesweit aktive Neonazi-Band etabliert. „Das ist die aktivste Gruppe, die hier derzeit agiert“, sagt Ingo Decker, Sprecher des für den brandenburgischen Verfassungsschutz zuständigen Innenministeriums.

„Preussenstolz“ existieren nach eigenen Angaben seit 2007. Sie spielen „klassischen RAC“. Ausgeschrieben heißt das „Rock Against Communism“ – ein Sammelbegriff der rechtsradikalen Musik-Szene, um über Musik ihre nationalsozialistische Ideologie zu verbreiten. So werden „Preussenstolz“ in einem Interview auf ihrer Internetseite gefragt, was sie von anderen Bands unterscheide. Ihre mit Rechtschreibfehlern gespickte Antwort: „Da sollten und werden wir keine Unterschiede machen, weil alle das Gleiche Ziel vor Augen haben. nämlich das Deutsche Reich.“ Das System von Deutschland „wiedert uns an“, ereifert sich die Band.

Das Wirken von „Preussenstolz“ ist in Potsdam selbst bislang eher unbemerkt geblieben. Für Konzerte finden sie hier keine Bühnen. Neonazi-Bands aus Brandenburg nutzen vor allem Auftrittsmöglichkeiten in Sachsen, wo besonders viele rechtsextremistische Konzerte stattfinden, heißt es im Verfassungsschutz. Das gelte auch für „Preussenstolz“ – eine der rechtsextremen Bands aus Brandenburg, „die vergleichsweise häufig live auftreten“, so Ingo Decker.

Rund 15 „Preussenstolz“-Auftritte hat der Verfassungsschutz im vergangenen Jahr gezählt. Im Februar verhinderte die Polizei mit einem Großaufgebot ein Konzert der Band im Berliner Stadtteil Lichtenberg. Auch haben die rechtsextremen Musiker von „Preussenstolz“ in diesem Jahr ein Demo aufgenommen, zusammen mit anderen Szene-Bands der Landeshauptstadt sind sie zudem auf der Samplerreihe „Die Söhne Potsdams“ vertreten. Insgesamt kommen von 25 Neonazi-Bands, die der Verfassungsschutz für das Land Brandenburg ausmacht, sechs Gruppen aus Potsdam. Sie hören auf Namen wie „Aryan Brotherhood“, „Burn Down“, „Lost Souls“ oder „Bloodshed“. Als weiterer wichtiger Akteur gilt Musiker Uwe Menzel, der seinen Künstlernamen „Uwocaust“ bewusst mit dem Holocaust während der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung bringt.

Die Aktivität von Neonazi-Bands bleibt dabei nicht immer nur auf Musik beschränkt. Als sich zuletzt der Potsdamer Stadtverband der rechtsextremen NPD gründete, stellte die Partei dazu ein Bild ins Internet. Zu sehen sind darauf der Potsdamer Stadtverordnete Marcel Guse und mehrere bullig wirkende Typen mit äußerst kurzen Haaren – einer davon lässt sich als der Schlagzeuger von „Preussenstolz“ identifizieren.

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