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Von Henri Kramer: Gnadenfrist für „Archiv“

Wenn es keine Einigung zu Sanierung gibt, droht alternativem Kulturzentrum zum 31. Dezember das Aus

Templiner Vorstadt - Die letzte Frist für das alternative Kulturzentrum „Archiv“ beginnt morgen – und endet am 31. Dezember diesen Jahres. Bis dahin muss mindestens klar sein, wie noch ausstehende Brandschutzauflagen in dem maroden Haus erfüllt werden können. Das hat die Potsdamer Bauaufsicht jetzt entschieden. Damit erhöht sich der Druck auf die Potsdamer Stadtverwaltung und den Betreiberverein des Gebäudes, den Archiv e.V., sich darauf zu verständigen, wie die nötigen Baumaßnahmen für das Haus zu finanzieren sind. „Wenn wir uns nicht einigen, wird es keine weitere Betriebserlaubnis geben“, sagte gestern Wolfgang Hadlich, Bürochef von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und zugleich Verhandlungsführer auf Seiten der Landeshauptstadt.

Das „Archiv“ gilt als der etablierteste Treffpunkt verschiedener alternativer Jugendszenen in Potsdam, wöchentlich finden Konzerte und Partys statt. Seit Ende vergangenem September droht dennoch das Ende. Wie berichtet, hatte damals die Bauaufsicht in dem Haus in der Leipziger Straße erhebliche Sicherheitsmängel, vor allem beim Brandschutz, festgestellt. Kurzfristig verhinderte der weitgehend über Spenden finanzierte Einbau von mehreren Feuertüren das drohende Aus des laufenden Kulturbetriebs. Allerdings mussten die Probenräume im Keller geschlossen werden. Seit einem halben Jahr nun gelten für eine eingeschränkte Nutzung des Hauses quartalsweise Übergangsfristen, in denen über den weiteren Betrieb verhandelt werden sollte. Die Summen, um die es dabei geht, sind inzwischen klar: 400 000 Euro für die Minimalvariante nur im Sinne der Brandschutzauflagen, mehr als zwei Millionen Euro für eine Gesamtsanierung, inklusive der Toiletten, Fenster und Fassade.

Der Archiv e.V. arbeitet dazu gerade an einem Finanzierungskonzept, bestätigte Vereinschefin Yvonne Bräuer: „Es ist zu zwei Dritteln geschrieben.“ Gleichzeitig werde in den Gesprächen mit der Verwaltung neben der offenen Finanzierungsfrage über eine generelle Änderung der Vertragsmodalitäten verhandelt. In der Vergangenheit hatte der Verein stets nur eine auf ein Jahr begrenzte – mietfreie – Erlaubnis für den Betrieb erhalten. Im Gegenzug hatte der Archiv e.V. das denkmalgeschützte Haus instand halten sollen – eine Vereinbarung, die bereits 1997 ausgehandelt wurde. „Wir benötigen eine langfristigere Basis als nur ein Jahr, um beispielsweise Fördermittel beantragen zu können“, sagte Breuer. Von der Stadtverwaltung forderte sie, die Sanierungslasten nicht allein auf den Verein „abzuwälzen“. In der vergangenen Woche allerdings hatte Stadtvertreter Hadlich eine Finanzierung der nötigen Baumaßnahmen als „schwierig“ bezeichnet und die Frage gestellt, ob die Arbeit und die Angebote des Trägervereins nicht auch an einem anderen Standort für weniger Geld zu machen seien. Die Beschlusslage spricht jedoch gegen mögliche Umsiedlungspläne. So hatten die Stadtverordneten im Hauptausschuss bereits im vergangenen Oktober beschlossen, dass der Archiv e.V. weiter das Haus in der Leipziger Straße nutzen soll. Dazu sollte bereits im März ein Finanzierungskonzept vorgelegt werden, das „mit dem Archiv e.V. abgestimmt ist.“

Die noch nicht gefundene Lösung für das frühere Filmarchiv ist Teil der seit mehr als einem Jahr währenden Diskussion um schwindende Freiräume für junge Menschen in Potsdam.

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