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Trommelkunst im Lindenpark: Zur Neueröffnung bot das Kulturzentrum gestern ab 10 Uhr ein vielseitiges Programm. Höhepunkt am Abend war das Auftaktkonzert des Musikprojekts Soundwahl, bei dem sich junge Musiker gegen Rechtsextremismus engagieren.

© A. Klaer

Von Henri Kramer: Freiland-Debatte im Lindenpark

Weil das Kulturhaus längst gerettet ist, geriet zur „Neueröffnung“ ein anderes Thema in den Mittelpunkt

Babelsberg - Geschlossen war er nie. Trotzdem wurde am gestrigen Freitag die Neueröffnung des Lindenparks gefeiert. Der neue Träger des Jugendkultur- und Familienzentrums, die Stiftung Sozialpädagogisches Institut (SPI) Berlin, hatte die Übernahme des Hauses von morgens an mit hunderten Gästen gefeiert. Viele gute Wünsche gab es da für die Rettung des Hauses, dessen alter Betreiber im vergangenen Jahr einen langen Kampf gegen einen immensen Schuldenberg verlor.

Doch nun ist die Schließung kein Thema mehr – und so galten die wichtigsten Sätze des Tages anderen Baustellen der Potsdamer-Soziokultur. „An so einem Tag darf nicht vergessen werden, dass der Jugendklub S13 und der Spartacus noch nicht ordentlich verortet sind“, sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) – und war damit bei dem vor zwei Monaten vorgestellten Jugendkultur-Projekt „Freiland“, dessen Chancen, Kosten und Möglichkeiten gerade von der Verwaltung geprüft werden. Dabei stellte sie in Aussicht, dass das Vorhaben auf einem Areal in der Friedrich-Engels-Straße umgesetzt wird: „Ich bin guten Mutes, Freiland zu realisieren.“ Allerdings müsse dabei klar sein, dass mit dem Vorhaben keine neue Konkurrenz für etablierte Häuser wie etwa den Lindenpark entstehen dürfe: „Wir müssen die Arbeit der Akteure in Potsdam so vernetzen, dass es insgesamt mehr verschiedene Angebote gibt, zwischen denen sich wählen lässt.“

Schon tags zuvor hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sich bedingt optimistisch über die Erfolgsaussichten für das Projekt geäußert – und gleichzeitig Potsdams Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg öffentlich brüskiert. Dieser hatte Freiland Ende Februar zusammen mit Projektinitiator Dirk Harder vorgestellt – ohne Jakobs. Im Sender Potsdam TV hatte Jakobs dazu am Donnerstag geätzt: „Herr Scharfenberg kann zuweilen das Wasser nicht halten.“

Prompt folgte gestern die Reaktion. Ohne auf die Wortwahl von Jakobs einzugehen, schilderte Scharfenberg seine Wahrnehmung, wie es zu dem scheinbaren Alleingang kam. „Es gebe eine Verabredung, wann und wie dieser Vorschlag gemeinsam veröffentlicht werden sollte.“ Als Jakobs signalisiert habe, „warum auch immer“, nicht an diesem Termin teilzunehmen, so Scharfenberg, habe er selbst aber dennoch nicht absagen wollen. „Ich wollte damit eine öffentliche Diskussion vorantreiben.“ Die Verwaltung hatte bislang behauptet, dass es keine Absprachen mit Potsdams Linke-Chef gegeben habe.

Gleichzeitig forderte Scharfenberg seinen Kontrahenten Jakobs zu einem „fairen“ Streitgespräch heraus, bei dem über Freiland diskutiert werden solle. Am Rande der Lindenpark-Eröffnung reagierte darauf Potsdams SPD-Chef Mike Schubert: „Die Zeit von Duellen ist vorbei.“ Gleichzeitig kündigte er einen Besichtigungstermin seiner Fraktion auf dem Freiland-Gelände an, zu dem auch Vertreter anderer Kulturhäuser der Stadt eingeladen würden. Auch den Lindenpark. Einer Zusammenarbeit scheint sich zumindest SPI-Vorsitzender Hartmut Brocke auch vorstellen zu können. In seinem Grußwort sagte er: „Wir wollen dezentrale Standorte unterstützen.“

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