zum Hauptinhalt
150 kleine Prinzessinnen und Prinzen waren zum königlichen Kinderball gekommen und lernten sehr schnell, wie man sich zum Tanze aufstellt und den höfischen Reigen eröffnet. Unterstützt wurden sie vom Zeremonienmeister Michael Adam. In der Kutsche durfte aber nur das Königspaar vorfahren.

© Andreas Klaer

Von Hella Dittfeld: Wenn ein Königspaar einlädt ...

...dann strömen die Prinzessinnen und Prinzen zuhauf / Wie man sich als Kind bei Hofe amüsieren kann

Seine Majestät, der Märchenkönig, und seine Gemahlin baten zum Kinderball und der Zustrom vor allem der Prinzessinnen wollte kein Ende nehmen. Eine Wolke in Rosa, aber auch viel Weiß, Gelb und Geglitzer, wohin man blickte. Die kleinen Prinzen taten sich etwas schwerer, sie waren eindeutig in der Minderzahl und als der Zeremonienmeister zum Tanze bat, da gab es eben vorwiegend Prinzessinnenpaare. Was dem Vergnügen am höfischen Tanz aber keinen Abbruch tat. Jedenfalls erwies sich die Idee von Andrea Palent, künstlerische Leiterin der Musikfestspiele, als zündend. Rund 150 kleine Prinzesinnen und Prinzen waren am Samstagnachmittag zum ersten königlichen Kinderball in die Orangerie gekommen, hatten sich in Schale geworfen und so dem märchenhaften 18. Jahrhundert Rechnung getragen.

Die Kleidung musste nicht unbedingt stilecht sein, obwohl so mancher Reifrock geschwenkt wurde und sich dann leider beim Sitzen oder Tanzen auch als Hindernis erwies. Die sechsjährige Florentine war sogar mit einem Rokoko-Kostüm gekommen, dass die Mama beim Babelsberger Filmstudio ausgeliehen hatte. Es sei schon ein bisschen hinderlich, ein solches Kleid zu tragen, gab sie zu und machte dabei große Augen. Auch Isabel, neun Jahre, war bewusst, dass Prinzessin sein nicht immer ein Zuckerlecken ist. Die haben es ganz schön schwer gehabt, meinte sie, kess unter einer weißen Lockenperücke hervorlugend. Die hatte samt Federhut ihre Mutter vom Karneval in Venedig mitgebracht. Weitgereist waren auch die Kostüme, die die Kinder einer prominenten Mutter trugen. Die Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche hatte sich am Sonnabend von der Politik freigenommen und war mit ihren drei Kindern im Chinalook zum Ball erschienen. Bei ihrem Besuch in China und Gesprächen mit Umwelt- und Außenminister habe sie auch Zeit zu einem Marktbesuch gefunden und die Kittel aus blauem Brokat gekauft.

Ob nun Rosa oder Blau, wer sich schick fand, konnte das per Foto festgehalten lassen. Dieser nicht ganz stilechte Service gehörte nämlich auch zum märchenhaft königlichen Hoffest. Genauso wie die Leckereien, die herumgereicht wurden, oder der Griff in die Schatztruhe, das Märchenerzählen in einem helltrapierten Zelt oder ein Ausflug in der Sänfte. Der König hatte nämlich einen sehr praktisch ausgewählten Hofstaat mitgebracht. Die Schatzmeisterin öffnete zum Beispiel nicht nur die Truhe mit Kleinodien, sie half auch beim Basteln von Ringen oder Diademen. Die Amme des Königs erzählte die Märchen und der Hofbaumeister forderte zur Turmbesteigung auf und zeigte, was man von oben im Park Sanssouci noch alles entdecken kann. Der Leibkutscher, dazu war eigens Peter Lange aus Ketzin herbeordert worden, musste die Pferde allerdings ausspannen. Nur für das Königspaar hatte es eine Sondererlaubnis zum Vorfahren gegeben. Dafür schleppten aber zwei Domestiken brav die Sänfte mit Prinzessinnen hin und her.

Begleitet von den Eltern oder Großeltern hatten die Kinder meist schon ihre Erfahrungen mit Schlössern, Gärten und Königen gemacht. Auf die Frage, ob sie etwas über einen König wisse, antwortete die fünfjährige Finni prompt: „Der kleine König hat Flöte gespielt.“

Doch das Wichtigste am Kinderball waren natürlich die höfische Musik und die stilechten Tänze. Andrea Palent hatte sich dafür fundiertes Wissen ins Haus geholt. Das Ensemble L´Escape unter der Leitung von Milo Pablo Momm zeigte, wie es geht. 25 Kinder hatten Tänze des 17. und 18. Jahrhunderts einen Tag zuvor schon mit Momm geübt und sie waren denn auch die ersten, die das Fest mit einem englischen Tanz eröffneten. „Wir haben die schwierigen Passagen herausgenommen“, erklärte Momm, aber es werde originalgetreu zu Barockmusik getanzt. Das klappte ganz vorzüglich, denn die Tanzpaare von L´Escape zeigten am Anfang und Ende des Reigens immer wieder die Richtung an. Und so wurde fröhlich Hand an Hand geklatscht und ein etwas zu lang geratenen Reifrock auch mal entnervt gerafft. Das Hüpfen und Beinewerfen überließen die Kinder ohnehin den Profis. Überhaupt keine Probleme machte dagegen der Hofknicks, den der Zeremonienmeister mit den Prinzessinnen vor Erscheinen des Königspaares geübt hatte. Geradezu perfekt sank die kleine rosa-weiße Wolke in die Knie. Für Michael Adam war sein Auftreten zwar auch eine Premiere, aber das höfische Zeremoniell dürfte ihm auch vorher nicht fremd gewesen sein. Adam ist, wenn er nicht mit weißgepudertem Gesicht in höfischem Frack steckt, Historiker an der Universität Potsdam.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false