zum Hauptinhalt

Von Guido Berg: Wunsch nach jüdischer Erkennbarkeit

Rabbiner möchte Davidstern oder hebräische Schrift an Fassade des Sieger-Entwurfs

Innenstadt - Der Berliner Rabbiner Yitzhak Ehrenberg, der die Wettbewerbsbeiträge nach religiösen Kriterien geprüft hat, ist ein freundlicher Mann: Vor den Journalisten und Juroren bewertete er die Entscheidung der Jury im Architekturwettbewerb für die neue Potsdamer Synagoge als „wunderbares Ergebnis“. Der Entwurf des Berliner Büros Haberland-Architekten für die orthodoxe Synagoge und ein Gemeindezentrum mit Mikwe als Bad zur Einhaltung der religiösen Reinigungsvorschriften der Gläubigen berücksichtige alle Erfordernisse. Die Haberland-Synagoge biete damit eine neue Möglichkeit „für richtiges jüdisches Leben“ in Potsdam. Aber am Rande gewährte Rabbi Ehrenberg Einblicke in sein Herz: Persönlich hätte ihm ein anderer Entwurf besser gefallen; es ist der Vorschlag des Büros Bern und van Geisten Marfels Architekten – aus Potsdam. Deren Entwurf lässt von außen deutlich erkennen, dass es sich um eine Synagoge handelt, um ein jüdisches Gotteshaus. Der Davidstern ist erkennbar, vor allem aber fasziniert Yitzhak Ehrenberg ein an der Fassade angebrachter hebräischer Satz, „ein Wort Gottes“. Es lautet: „Mein Haus wird Bethaus genannt für alle Völker.“ Gott sagt, so der Rabbiner, ein Tempel für ihn sei nicht nur für die Juden da.

Der einstimmig gefundene Sieger-Entwurf ist Ehrenberg dagegen „etwas zu wenig repräsentativ“. Es fehlten äußerliche Zeichen, die das Haus als Synagoge deutlich kenntlich machen. Lediglich die große Eingangstür ist mit einem Metallgeflecht versehen, in dem Davidsterne vorkommen. Der Geschäftsführer des Brandenburgischen Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen, Norbert John, erklärte dazu, so gut wie nie werde ein Entwurf so gebaut, wie er erstellt wird. Es sei selbstverständlich möglich, dass sich die Gemeinde über eine äußerliche jüdische Erkennbarkeit mit dem Architekten verständigt.

Dass der Haberland-Entwurf nicht historisiert, sondern durchaus eine moderne Anmutung hat, bereitet Rabbi Ehrenberg keine Sorgen: „Man muss mit der Zeit gehen.“ Der gekürte Entwurf verbinde alt und neu. Der für die Finanzierung des Projektes verantwortliche brandenburgische Finanzminister Rainer Speer (SPD) erklärte, die jüdische Gemeinde Potsdam wolle „behutsam in Potsdam ankommen und nicht weltweit in die Architektur-Zeitschriften kommen“.

Allerdings, so Minister Speer, könne „theoretisch“ auch der zweite Preisträger „zum Zuge kommen“, das Architekturbüro Gramazio & Kohler aus Zürich. Das sei „eine Frage von Inhalt und Geld“. Eine „breite öffentliche Diskussion“, so Speer, könnte sogar dazu führen, dass der Beitrag der Berliner Arbeitsgemeinschaft italienischer Architekten „Archea – male“ gebaut wird. Dieser Vorschlag sieht eine große langgestreckte Synagoge in der Schlossstraße vor, die bis zur Friedrich-Ebert-Straße reicht, was „besondere Herausforderungen und höhere Kosten“, auch im späteren Unterhalt, mit sich bringen würde, erklärte Speer: „Wir wollen niemandem ein Geschenk machen, dass er nicht verkraftet.“ Der Finanzminister kündigte im Zuge der höheren Folgekosten einen besser dotierten Staatsvertrag mit der jüdischen Landesgemeinde an.

Der Gesetzestreuen jüdischen Gemeinde, die die Mitarbeit an der Synagoge ablehnt, macht Rabbiner Nahum Pressman den Vorschlag, die Synagoge mitzunutzen. Auch Rabbi Yitzhak Ehrenberg glaubt, dass die Gesetzestreuen durchaus in die Schlossstraße kommen könnten: „Wir beten alle zu einem Gott.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false