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Von Guido Berg: Stadt prüft Freizeitbad-Varianten

Sichere Stadtverordneten-Mehrheit nach vehementer Kritik aus den Reihen der Linksfraktion

Freizeitbad, Klappe, die dritte: Potsdam nimmt erneut Anlauf, einen Badneubau zu errichten. Mit einer sicheren Mehrheit votierten die Stadtverordneten am Mittwochabend für einen Antrag dreier Fraktionen der Rathaus-Kooperation, wonach mehrere Bad-Varianten und -Standorte auf ihre Realisierungsmöglichkeiten hin untersucht werden sollen.

Der Abstimmung ging eine lebhafte Debatte voraus: Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg warf dem Antrag der Fraktionen CDU/ANW, SPD sowie FDP/Familienpartei vor, er favorisiere von vornherein den Volkspark als künftigen Badstandort. „Das Freizeitbad soll als Vehicle zur Sanierung der Biosphäre benutzt werden“, donnerte Scharfenberg: „Das kann doch nicht sein.“ Seiner Ansicht bedürfe es eines „neutralen“ Prüfungsauftrages. Auch Karin Schröter (Die Linke) erklärte, es sollte nicht einem Standort bereits „eine Nase Vorsprung gegeben werden“. Brigitte Oldenburg (Die Linke) glaubte gar, sie sei „in einer Muppet Show“; ein so „wichtiges Projekt“ werde „aus politischen Gründen über den Tisch gewinkt“.

Als Standortvarianten werden das ehemalige Straßenbahndepot in der Heinrich-Mann-Allee, der Volkspark im Bornstedter Feld und der Brauhausberg geprüft. Der Brauhausberg ist deshalb mit in der Variantenprüfung, da eine Option auch die Sanierung der jetzigen Schwimmhalle auf dem Brauhausberg darstellt. Untersucht werden, so Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vor dem Plenum, eine „Nur-Bad-Variante, eine 50-Meter-Bahn plus Dach“ sowie eine Freizeitbad-Variante. Dies geschehe für alle Standorte, die Kosten tragen die Stadtwerke.

In der Vergangenheit waren bereits eine ehemalige Brache in Drewitz, die jetzt mit einem Porta-Möbelhaus bebaut ist, und der Brauhausberg als Standorte für ein Freizeitbad diskutiert worden. Drewitz wurde insbesondere von der Linksfraktion, damals PDS, favorisiert. Das Aus für das Vorhaben begründete die Stadtverwaltung mit Differenzen mit dem privaten Investor. Auf dem Brauhausberg planten die Stadtwerke ein Freizeitbad nach Entwürfen des brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer. Das Projekt scheiterte zunächst nach einer Fördermittelabsage durch das Land Brandenburg.

Für den nunmehr dritten Anlauf ist wiederum eine Variante à la Niemeyer-Architektur mit im Rennen. Allerdings hat der Oberbürgermeister Zweifel an den Realisierungschancen für ein Niemeyer-Bad aufgrund der zu erwartenden Mehrkosten im Vergleich zu einem Standart-Bad geäußert. Der Potsdamer Architekt Moritz Kock hatte in der vergangenen Woche in Rio de Janeiro mit Niemeyer, der die Urheberrechte besitzt, über das Projekt gesprochen. Kock ist mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Rückflug ums Leben gekommen, als die Air-France-Maschine verunglückte (PNN berichteten). Joao Niemeyer, Neffe Oscar Niemeyers, erklärte den PNN, nach dem möglichen Tod Kocks sei es fraglich, wie es weitergeht.

Ein Freizeitbad würde nach ersten Schätzungen 24 Millionen Euro kosten, das Niemeyerbad laut Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen fünf Millionen Euro mehr und die Sanierung der Brauhaus-Halle zwölf Millionen Euro. Allerdings wollen die Stadtwerke den Brauhausberg für 15 Millionen Euro verkaufen – das Geld soll der Refinanzierung des Badneubaus dienen. Das neue Bad müsste bis zum März 2012 gebaut sein, denn das Bad am Brauhausberg soll dann wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Im Oktober könnten die Stadtverordneten endgültig über den Neubau entscheiden.

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