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Von Guido Berg: Der ViP will die Variobahn

Aufsichtsrat des Potsdamer Verkehrsbetriebes befürwortet Straßenbahn-Kauf bei Firma Stadler

Der Aufsichtsrat des Potsdamer Verkehrsbetriebes VIP hat sich am Donnerstag für den Kauf eines bestimmten Straßenbahntyps entschieden. Welcher Straßenbahnhersteller nach der erfolgten Ausschreibung nun die Nase vorn hat, wollten weder ViP-Aufsichtsratschef Burkhard Exner noch ViP-Chef Martin Weis mit Hinweis auf das Vergaberecht bekannt geben. Nach PNN-Informationen empfiehlt der VIP-Aufsichtsrat den Kauf der Variobahn des Herstellers Stadler in Berlin-Pankow. Eine Variobahn war bereits 2005 in Potsdam zu Probefahrten unterwegs.

Exner, der auch Potsdamer Finanzbeigeordneter ist, erklärte, Potsdam werde 18 Bahnen in drei Tranchen kaufen. Zunächst sollen zehn Bahnen bis Ende 2010 an den ViP ausgeliefert werden. Darüber hinaus hat der ViP die Option auf zweimal vier weitere Bahnen. „Gewünscht und gewollt“ ist Exner zufolge der Kauf auch dieser acht weiteren Bahnen. Bei Finanzierungsschwierigkeiten könnte Potsdam es aber auch bei zehn Bahnen belassen. Die Kaufsumme für die 18 Bahnen gab Exner mit 45 bis 50 Millionen Euro an. Das entspricht rechnerisch einem Stückpreis von 2,5 Millionen Euro.

Am Vergabeverfahren beteiligt waren Stadler mit zwei Bahnen, der Variobahn und dem Tango. Die Firma Siemens bot den Combino an, von dem in Potsdam bereits 16 Bahnen fahren. Ferner hat die Firma Vossloh-Kiepe die Elektro-Ausstattung der Bahn eines anderen Herstellers angeboten, was die Ausschreibungsbedingungen zuließen. Die beiden bedeutenden Schienenfahrzeughersteller Alstom und Bombardier hatten sich aus der Ausschreibung zurückgezogen und kein Angebot vorlegt (PNN berichteten).

Wie der Finanzbeigeordnete weiter erklärte, wird die letzte Entscheidung über den Tramkauf die Gesellschafterversammlung treffen. Der ViP ist eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke. Exner zufolge werden bereits in der kommenden Woche die Bieterfirmen über die Entscheidung des ViP-Aufsichtsrates informiert. Die Bieter hätten dann 14 Tage Zeit, gegen die Entscheidung Einspruch zu erheben.

Die Variobahn von Stadler kann als 70-prozentige oder 100-prozentige Niederflurbahn ausgeliefert werden. Die zuletzt bei Stadler bestellten Bahnen für Graz, München, Bochum-Gelsenkirchen und Nürnberg sind alle 100-prozentig Niederflurtrams. Nach PNN-Informationen soll dies auch für die neuen Potsdamer Bahnen der Fall sein. Wie Exner bestätigte, wird die neue Bahn über eine Klimaanlage für die Passagiere verfügen, wie es das für die Ausschreibung erstellte Lastenheft auch vorschreibt.

Der erste Prototyp der Variobahn fuhr im Jahr 1993. Die ursprüngliche Entwicklung geht auf ABB Henschel zurück, die 1996 in Adtranz aufging und 2001 mit Bombardier Transportation fusionierte. Aus kartellrechtlichen Gründen musste die eigene Vermarktung eingestellt werden. Die Lizenz für die Variobahn ging an Stadler Rail, die die Variobahn seit 2005 anbietet.

Die Stadt Potsdam hatte mit dem Neukauf von Straßenbahnen nach 1989 wenig Glück. Nach einer Ausschreibung hatte Potsdam als weltweit erste Kommune die Combino-Bahn von Siemens gekauft. Bis 2009 sollten 48 Fahrzeuge angeschafft werden. Aufgrund von Finanzierungsengpässen wurden jedoch nur 16 Combinos ausgeliefert. Als Siemens 2004 wegen technischer Probleme weltweit alle Combinos kurzzeitig außer Betrieb nehmen musste, verzichtete Potsdam auf die Lieferung der übrigen Bahnen.

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