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Von Guido Berg: „Bürger, baut eure Stadt!“

Stadt startet Ausschreibung für Palais Barberini und weitere Leitbauten an Alter Fahrt und Schlossstraße

Innenstadt - „Die Potsdamer Mitte wird Wirklichkeit!“ Das sagte gestern Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), als er über die am kommenden Montag beginnende Ausschreibung zur Realisierung zentraler Leitbauten informierte. Insgesamt stehen an der Alten Fahrt sowie an Schlossstraße und Friedrich-Ebert-Straße neun Grundstücke, darunter das Palais Barberini, mit zusammen mehr als 11 000 Quadratmeter zum Verkauf, so Sanierungsträgerchef Erich Jesse. Zum Vergleich: Das Landtagsareal ist 12 000 Quadratmeter groß. Das Grundstück der alten Wasserwirtschaft in der Friedrich-Ebert-Straße hat der Sanierungsträger vom Land erworben, so Jesse. Bis Ende Oktober werden die letzten Nutzer ausgezogen sein. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres soll der Plattenbau abgerissen werden, ebenso das Haus Schlossstraße 1, auf dem die jüdische Synagoge entsteht.

Ausgeschrieben wird nach einem zweistufigen Verfahren. Bis zum 2. November 2010 müssen die Interessenten, die die Stadt auch auf der Messe Expo Real vom 4. bis 6. Oktober 2010 ansprechen will, grundstücksbezogene Nutzungskonzepte sowie Nachweise und Referenzen zu ihrer Bonität und Leistungsfähigkeit einreichen. Maximal fünf Bewerber pro Grundstück werden dann im Dezember 2010 zur Abgabe detaillierter Angebotsunterlagen bis März 2011 aufgefordert. Der Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft für Projektsteuerung im Städtebau, Rainer Emenlauer, werde „die Dinge entscheidungsreif“ machen. Eine Auswahljury, bestehend aus Vertretern des Sanierungsträgers, dem Baubeigeordneten und Vertretern der Stadtfraktionen, treffen bis August 2011 die Vergabeentscheidung. Der Architekt Bernd Redlich und der Kunsthistoriker Joachim Kuke sind ebenso in der Jury vertreten, so der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne).

Entschieden wird nach einer Bewertungsmatrix, in die die eingeschätzte Bauqualität und die Qualität des städtebaulichen Angebots mit 40 Prozent, die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells mit 20 Prozent und mit 40 Prozent der gebotene Kaufpreis eingehen sollen. Dazu der Oberbürgermeister: Gesucht werde nicht der Meistbietende, sondern der „Bestbieter“. Beim Kaufpreis werde sich am Verkehrswert der Grundstücke orientiert; bei der Pflicht zur Rekonstruktion hochwertiger Leitfassaden sind Abschläge vom Verkehrswert möglich, so Jesse. Käufer, die sich etwa für die Humboldtstraße 3 entscheiden, werden per Kaufvertrag verpflichtet, die Fassade des – bis zur Zerstörung 1945 – an dieser Stelle befindlichen Palazzo Pompei wiederzuerrichten, ein Haus weiter, Humboldstraße 4, ist es die Fassade des Palazzo Chiericati.

Die am Montag beginnende erste Ausschreibung der Stadt für die Potsdamer Mitte richtet sich auch an die Bürger der Stadt. Durch die kleinteilige Grundstücksstruktur könnten auch Potsdamern dem Ruf „Bürger, baut eure Stadt!“ folgen, sagte Klipp. Gesucht werden „Bauherren, nicht Investoren“. Das allerdings gelte eher für die Schwertfegerstraße 9 mit einem 390 Quadratmeter großen Grundstück, eher nicht für das 3440 Quadratmeter große Palais Barberini, um dessen erfolgreiche Veräußerung sich Jakobs jedoch nicht sorgt: Es gebe bereits Kaufinteressenten. Für die Flussseite der Alten Fahrt stellte Jakobs schmunzelnd klar: „Die Grundstücke gehen nicht bis ans Wasser.“ Es werde auf jeden Fall einen öffentlichen Uferweg geben.

Am 9. November 2011 sollen nach bisherigem Zeitplan die Stadtverordneten über die Kaufverträge befinden. Die Verträge werden auch Anforderungen hinsichtlich der Fertigstellung der Bauten enthalten. Jesse: Es soll möglichst koordiniert gebaut werden. Emenlauer nannte die Ausschreibung gestern ein „Pilotverfahren für die anderen Blöcke“. Nach Umsetzung der Blöcke I und II, Alte Fahrt und Schlossstraße, geht es an die Entwicklung des Fachhochschul-Quartiers. Sanierungsträgerchef Jesse zufolge werde die Stadt Potsdam noch 2010 das FH-Areal vom Land Brandenburg kaufen. Wie Jakobs ergänzte, werde das Gebäude noch bis Ende 2012/Anfang 2013 von der FH und der Stadt- und Landesbibliothek genutzt. Der Abriss des DDR-Hochschulbaus erfolge 2013; danach sei eine neue Definition der Grundstücke notwendig. Ferner müsse noch die Verkehrserschließung erfolgen. dazu Jesse: „Die Schwertfegerstraße gibt es dort ja noch gar nicht.“

Weiteres im Internet unter:

www.potsdamermitte.de

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

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