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Von Guido Berg: Bibliothek als Stadtpalais

Architektur-Professor Brands fordert Workshop / Heute werden die Sanierungspläne präsentiert

Innenstadt - Der Architektur-Professor Ludger Brands fordert zur Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek einen vorherigen Workshop mit Betreibern, Nutzern und Architekten. Die Veranstaltung müsse einen ähnlichen Charakter haben wie der Workshop zum „Haus des Reisens“, sagte Brands gegenüber den PNN. Nach den Diskussionen der jüngsten Zeit müsse davon ausgegangen werden, dass der Standort der Bibliothek nicht mehr in Zweifel gezogen werden soll, so der Studiendekan der Potsdam School of Architecture der Fachhochschule Potsdam. Allerdings müssten die städtebaulichen Probleme besprochen werden, begründete Brands seine Forderung im Vorfeld der heutigen Veranstaltung „Potsdamer Mitte im Dialog“. Wenn das Haus, das „nahezu emblematisch für eine Architektur der Enturbanisierung“ stehe, schon „in seiner Kernsubstanz“ erhalten werde, müsse es sich dennoch in das neu zu gewinnende Innenstadtquartier integrieren. Brands schlägt daher den Rückbau eines Stützenfeldes vor, damit sich das Haus in die Gebäudeflucht einfügt. Dadurch würde der Bau den Charakter eines Solitärs verlieren und könnte idealerweise als großes Stadtpalais gestaltet werden – mit einem betonten Mittelrisalit (Mittelbau) und einem Walmdach. Das neue Viertel „braucht eine lebendige Dachlandschaft“, so der Architekt, ein Walmdach „wäre der richtige Ausdruck, die Mittigkeit zu betonen“. Mit einem durchlaufenden Dachfirst sei dies nur schlecht möglich.

Im Alten Rathaus wird der Architekt Reiner Becker heute ab 19 Uhr seine Entwürfe für die Bibliothek öffentlich vorstellen. Architektur-Professor Brands befürchtet, dass nur über die Innensanierung des DDR-Baus gesprochen wird und die städtebaulichen Aspekte vernachlässigt werden. Es gebe überhaupt noch keine verbindliche Rahmenplanung für das neue Quartier. Die Frage, wie die seitlichen Neubauten an die Bibliothek anschließen sollen, sei ebenso nicht geklärt. Die Entscheidungen, sich wieder am historischen Stadtgrundriss zu orientieren und bauhistorisch wichtige Leitbauten wiederherzustellen, habe unmittelbare Konsequenzen für die Bibliothek. Das städtische Leitbauten-Konzept treffe klare Aussagen zur Methodik bei der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte – hinsichtlich der Vorgaben für Farbe, Material, Proportionen und Dachlandschaften. Brands: „Nimmt die Stadt ihre selbstaufgestellten Standards ernst, sind diese auch verbindliche Orientierung für die Überarbeitung der Bibliothek.“

Die bereits durch mehrere Stadtverordneten-Beschlüsse fixierte Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek war durch die Bürgerinitiative Mitteschön jüngst infrage gestellt worden. Auch der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) hatte eine Debatte über die städtebaulichen Fragen begrüßt. Als „verantwortungslos“ kritisierte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die von Mitteschön initiierte Debatte um die Bibliothek. Klipp erklärte später, er habe nur seine persönliche Meinung gesagt. Der mit der Sanierung beauftragte Architekt Reiner Becker beruft sich auf die großen Erfahrungen seines Büros mit Bibliotheksbauten.

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