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Im Wiederaufbau. Seit 2001 kümmert sich der Förderverein Kirche Wesendahl und die evangelische Kirchengemeinde Altlandsberg um die 1946 zerstörte Kirche.

© Bernd Settnik/lbn

Von Gudrun Janicke: Die Kirche bleibt in Brandenburg im Dorf

Der Verfall der Gebäude drohte. Viele wurden nun liebevoll erhalten und sind wieder Hingucker

Potsdam - Es scheint fast wie ein Wunder zu sein. Der Zustand vieler historischer Dorfkirchen in Brandenburg ist so gut wie nie. Anfang der 1990er Jahre gab es noch dieses Szenario: 200 Dorfkirchen waren akut vom Einsturz bedroht. „Das hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet“, freut sich Bernd Janowski, Geschäftsführer des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg. „Etwa die Hälfte der 1400 Kirchen ist heute in einem sehr guten Zustand wie nie.“ Aber es gebe noch viel zu tun.

Das dörfliche Leben spielte sich über Jahrhunderte rund um die meist im Mittelalter entstandenen Kirchen ab: Von der Geburt und Taufe bis zur Trauerfeier kamen die Menschen hier zusammen. Zu DDR- Zeiten interessierte sich der Staat nicht für den Erhalt der Gotteshäuser und den Gemeinden fehlte oft das Geld. Nach der Wende bot sich erstmals die Gelegenheit, den Zustand der Brandenburger Kirchen zu bestimmen. Der drohende Verlust zahlreicher kirchlicher Baudenkmäler sollte verhindert werden.

„Das ist gelungen“, sagt Janowski. Marode Dachstühle wurden repariert, Kirchendächer neu gedeckt, Fundamente trocken gelegt. Manche Ruinen konnten bewahrt und sogar wieder aufgebaut werden.

Allein der Förderkreis Alte Kirchen konnte in den vergangenen 20 Jahren den Angaben zufolge mehr als 750 000 Euro für über 180 Projekte zur Verfügung stellen – „eine beeindruckende Erfolgsgeschichte“, meint Janowski. In diesem Jahr wurden etwa 115 000 Euro an Zuschüssen für Bau- und Restaurierungsarbeiten an Kirchen zur Verfügung gestellt.

Initiativen und lokale Fördervereine des Landes engagieren sich im Land für den Erhalt ihrer Gotteshäuser. Markus Dröge, Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, freut sich über diesen Einsatz. „Es gibt viele kreative Ideen, die Kirche für kulturelle Begegnungen zu nutzen“, sagt er. Es fänden sich auch Menschen zusammen, die nicht zur christlichen Gemeinde gehören. Sie sorgten mit dafür, dass die Kirche im Dorf bleibe. „Das ist für mich eine große Hoffnung“, betont Dröge anlässlich des Jubiläums der Gründung des Förderkreises vor 20 Jahren. Dröge erinnerte auch daran, dass dort, wo alle öffentlichen Einrichtungen wie Post oder Laden verschwinden, es für die Menschen besonders wichtig sei, wenigstens noch eine Kirche zu haben. Der Grundgedanke müsse sein, wieder Leben in die Kirche zu holen. Die Öffnung der Gotteshäuser für kulturelle Veranstaltungen sei da ein guter Weg. Aber: „Kirchen ohne geistliches Leben kann ich mir nicht vorstellen.“ Auch wenn nicht mehr regelmäßig Gottesdienste gefeiert würden, sollten die Häuser wenigstens zu besonderen kirchlichen Anlässen geöffnet sein.

In Brandenburg gibt es nun Zeugnisse für wieder hergerichtete Kirchen. Im Dorf Küstrinchen in der Uckermark kümmert sich ein Förderverein um die Sanierung des Gotteshauses. Die vom Einsturz bedrohte Kirche von Malchow (Uckermark) ist zunächst gesichert und befindet sich im „zeitweiligen Wartestand“ – bis man genau weiß, was dort geschehen soll. In Alt Krüssow (Prignitz) entstand ein Förderverein. Das Dorf mit heute etwa rund 100 Einwohnern war einst ein bedeutender Wallfahrtsort. In Zukunft soll das Bauwerk in aller Schönheit wieder daran erinnern.

Seit dem Jahr 2000 ist der Förderkreis Alte Kirchen auch Träger des Projektes Offene Kirchen – bundesweit einmalig. Etwa 900 Gemeinden beteiligen sich daran, sagt Janowski. Kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen werden angeboten. Bereits zum neunten Mal lud in diesem Jahr eine Berliner Theatergruppe zur Veranstaltungsreihe „Theater in Kirchen“ ein.

Weiteres im Internet:

www.alte-kirchen.de

Gudrun Janicke

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