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Von Erhart Hohenstein: Wiedergeburt der Venus Bildhauer Rudolf Böhm kopierte Meisterwerk Pigalles für die Große Fontäne

Sanssouci - Sie fehlt noch an der Großen Fontäne, aber fertig ist sie schon, die Kopie. Aus weißen Marmor, als ganz junge Frau, steigt sie aus dem Meeresschaum auf – von zwei turtelnden Tauben begleitet: die „Venus“ von Jean Baptiste Pigalle, die 1750 als Geschenk des französischen Königs Ludwig XV.

Sanssouci - Sie fehlt noch an der Großen Fontäne, aber fertig ist sie schon, die Kopie. Aus weißen Marmor, als ganz junge Frau, steigt sie aus dem Meeresschaum auf – von zwei turtelnden Tauben begleitet: die „Venus“ von Jean Baptiste Pigalle, die 1750 als Geschenk des französischen Königs Ludwig XV. nach Sanssouci kam. So zeigt sie auch der Potsdamer Bildhauer Rudolf Böhm, der das Meisterwerk in mehr als zweijähriger Arbeit kopiert hat.

Das Original wurde bereits 1904 nach Berlin unter das schützende Dach des Kaiser-Friedrich-Museums gebracht und an der Großen Fontäne in Sanssouci durch eine Kopie ersetzt. Die allerdings konnte Böhm nicht als Vorlage verwenden. Deshalb wurde 2006 das Original vorübergehend in die Skulpturenwerkstatt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten geholt, um ein Gipsmodell abzuformen. Davon übertrug der erfahrene Bildhauer punktgenau die Maße auf einen Marmorblock, der wie schon für das Original des 18. Jahrhunderts aus dem italienischen Carrara geholt worden war.

Genau so wichtig war es aber, die Formensprache Pigalles mit den vollendeten Körperformen und der szenischen Darstellung wiederherzustellen. Für solche anspruchsvollen Aufgaben hat Rudolf Böhm, der ab 1968 vier Jahrzehnte die Skulpturenwerkstatt leitete, einen Kreis befähigter jüngerer Kollegen gewonnen. So arbeiten an der Wiederherstellung des Figurenschmucks im Rondell um die Große Fontäne auch Wolfgang Wille, Peter Flade und Robert Freund. Für sie war der Werkstattchef anleitend und beratend tätig – erst jetzt im Ruhestand konnte er sich den lang gehegten Wunsch erfüllen, selbst eine solche Kopie auszuführen.

Nun wartet die wiedergeborene Venus am Neuen Palais auf ihre Wiederaufstellung an der Großen Fontäne. Am so genannten Französischen Figurenrondell sind inzwischen sechs der acht olympischen Gottheiten und zwei der allegorischen Darstellungen der vier Elemente durch neue Kopien ersetzt worden. Für „Feuer“ und „Wasser“ von den Brüdern Adam, die nunmehr fertiggestellte Venus und den ebenfalls von Pigalle stammenden Merkur, an dem Wolfgang Wille bereits arbeitet, steht dies noch aus. Bis zum Jahr 2010, kündigte Stiftungs-Direktor Hartmut Dorgerloh an, soll das zu den herausragenden Beispielen barocker Bildhauerkunst zählende Figurenrondell komplett erneuert sein.

Erhart Hohenstein

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