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Nominiert. Anastasiya Koshcheeva stellt Gebrauchsgegenstände aus Birkenrinde her. Die Wortschatzkiste von Iven Sohmann ist ein klassisches Beispiel für Kommunikationsdesign. Das Lichtsystem „Lili“ soll für eine bewegliche Deckenbeleuchtung sorgen.

© S. Gabsch/privat (2)

Landeshauptstadt: Von der Idee zur Gestalt

Für den Designpreis Brandenburg sind dieses Jahr ausschließlich Potsdamer FH-Studenten nominiert. Ihre Arbeiten reichen von nützlicher Baumrinde bis zu wandernden Lampen

Funktionale, elegante Lampen, stilvolle Möbel oder schnittige Autos – bei dem Begriff Design denken die meisten an schöne Konturen und Silhouetten. Dass Design viel mehr ist als nur hübsche Oberfläche, zeigen die Nominierungen für den Designpreis Brandenburg 2017, der am 9. Oktober bereits zum zehnten Mal vom Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg verliehen wird.

Der Preis wird an die herausragendsten Bewerber in den Kategorien Produktdesign, Kommunikationsdesign und Lichtdesign vergeben. Studierende und Absolventen der Brandenburger Hochschulen konnten sich außerdem für die Kategorie Nachwuchs bewerben. In diesem Jahr kommen alle nominierten Nachwuchsdesigner von der Fachhochschule (FH) Potsdam.

So wie George Croissant, der Produktdesign studiert. Der 36-Jährige hat das Lichtsystem „Lili“ konzipiert. „Lili“ besteht aus vier Leuchten, die an vier Seilzügen befestigt sind, deren Gewichte sich gegenseitig ausgleichen und den zentralen Leuchtenkörper in Position halten. Die einzelnen Leuchten können entlang einer Schnur verschoben werden – je nachdem, in welcher Ecke des Raumes man sie haben möchte. Bisher hat Croissant nur einen Prototypen gebaut. Eine Glühbirne, die an einer Schnur durchs Zimmer gezogen werden kann.

Der 36-Jährige hat in Hamburg Medientechnik studiert und in der Systemplanung für Audio- und Videotechnik gearbeitet, bevor er 2013 mit dem Studium in Potsdam begann. „Ich wollte auch mal etwas gestalten.“

Eigentlich wollte er nichts mit Lichttechnik machen, sagt Croissant. „Dann habe ich aber einen Kurs bei Jörg Hundertpfund belegt. Smart Lighting.“ Die Idee für sein Design kam ihm während des Kurses. „Ich hatte für mich das Bild, dass man in einem Raum unter einem Lichtkegel steht, der sich mit bewegt.“ „Lili“ kommt ohne viel Technik daher. Für Croissant steht die praktische Anwendung an vorderster Stelle. Auch in der Zukunft will er an seinem Lichtsystem weiterarbeiten – auch wenn er noch keinen Abnehmer hat, der Lili produzieren will.

Ein eigenwilliges Design hat auch Anastasiya Koshcheeva kreiert. Die 29-Jährige, die im letzten Jahr an der FH Potsdam ihren Master in Produktdesign gemacht hat, arbeitet mit Birkenrinde. Aus dem Rohstoff fertigt sie Behälter, Lampen, Stühle oder Brillengestelle. Die Idee für diese Arbeit kommt aus ihrer Heimat Sibirien, aus der Koshcheeva vor elf Jahren nach Deutschland kam. Dort wird Birkenrinde seit Jahrhunderten für traditionelles Handwerk verwendet.

Eines Tages nahm sie von einem Heimaturlaub einen Behälter aus Rinde mit, den sie zu Hause hinten in einen Schrank verbannte. Als Koshcheeva den Behälter nach mehreren Jahren wiederfand, stellte sie fest, dass die darin gelagerten Pinienkerne und Kekse immer noch so frisch wie am ersten Tag waren. „So bin ich auf die Eigenschaften der Rinde aufmerksam geworden. Ich habe dann viel recherchiert, alte Anwendungen studiert und experimentiert“, sagt Koshcheeva.

Die Rinde sei in ihrer Beschaffenheit einzigartig. „Sie ist flexibel, rissfest, wasserabweisend, antibakteriell, pflegeleicht und hat ähnliche Eigenschaften wie Leder.“ Die junge Designerin hat mit ihrer Idee in den letzten Jahren Stück für Stück ihre eigene Marke aufgebaut. Dabei war es ihr auch wichtig, das alte Handwerk in ihrer Heimat wieder aufleben zu lassen. Koshcheeva lässt daher ihr Produkte in Sibirien und in der Nähe von Moskau herstellen. Die Rinde kommt ebenfalls aus Sibirien, wo die Bäume in Massen wachsen. Ihre Produkte kann man auf ihrer Internetseite www.anastasiyakoshcheeva. com und in einigen Läden kaufen, etwa bei „Wild Oat“ in der Benkertstraße.

Etwas völlig anderes macht Designer Iven Sohmann. Der 28-Jährige hat aus seiner Masterarbeit in Kommunikationsdesign an der FH Potsdam die „Wortschatzkiste“ entwickelt. Es ist eine Texthilfe für Gestalter, Journalisten, Texter. Die „Wortschatzkiste“ soll auf der Suche nach Ideen für Slogans und Titel helfen. Die Schlagworte, Ideen und Hilfestellungen sind auf einem Plakat angeordnet. Wie gehe ich bei der Arbeit vor? Was sollte ich beim Schreiben beachten? Die Tipps kommen von Sohmann sowie von Journalisten, Autoren und Publizisten, die er interviewt hat.

Ein Patentrezept zum Schreiben ist seine „Wortschatzkiste“ aber nicht. „Es sollen nur Tipps und Anregungen sein. Letztendlich macht es jeder anders“, sagt der junge Kommunikationsdesigner. Gerne möchte Sohmann seine Idee ausbauen und weiter daran arbeiten. Über die Nominierung für den Designpreis hat er sich sehr gefreut. „Kommunikationsdesign kennt kaum jemand wirklich. Die meisten glauben, man würde da nur lustige Werbetexte schreiben.“

Im Anschluss an die Verleihung des Preises am 9. Oktober wird mit einer Ausstellung mit den Bewerbungsarbeiten im Kunstraum Potsdam die Designwoche Brandenburg 2017 eröffnet

Sarah Stoffers

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