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In den Weg gestellt. Vor allem die Händler aus den Nebenstraßen wetteifern um die Aufmerksamkeit der Passanten.

© Manfred Thomas

Von Christin Köppen: Stolperfalle Fußgängerzone

Für Blinde und Sehschwache ist der Schilderwald in der Brandenburger Straße ein großes Ärgernis

Mit einer deutlichen Kritik wendete sich Dirk-Peter Schulze, Vorstandsvorsitzender des Sozialwerks Potsdam e.V., am Wochenende an die Innenstadthändler: Die wild stehenden Aufsteller und Fahrradständer besonders in der Brandenburger Straße seien ein gefährliches Hindernis für Blinde und Sehbehinderte. „Es ist ein großes Ärgernis. Die Blinden kennen eigentlich die Straßen, doch wenn die Werbeaufsteller ihre angewiesenen Bereiche verlassen und ständig die Plätze wechseln, stoßen die Sehbehinderten mit ihnen zusammen“, äußerte sich Schulze am Samstag, als mit über 60 Vereinsmitgliedern der Tag der Begegnung im Casino in der Zeppelinstraße gefeiert wurde.

Etwa 800 blinde und sehbehinderte Menschen wohnen laut Schulze in Potsdam. Der Einsatz für die Barrierefreiheit sei eines der Hauptanliegen des Sozialwerks. Betroffene Einwohner hätten sich an die Beratungsstelle gewandt und über das Problem in der Fußgängerzone geklagt, woraufhin das Sozialwerk die Beschwerden an das Ordnungsamt weiterleitete. Schulze zieht einen Vergleich zu der großen Gefahr, die schlecht gesicherte Baustellen früher für Blinde und Sehbehinderte darstellten, bevor ein Umdenken stattfand. Er hofft jetzt, dass die Geschäfte in der Innenstadt in Zukunft ebenfalls mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse der Sehbehinderten nehmen.

Eine ständige Sorge bereitet nach Aussagen von Geschäftsführer Reinhard König auch die Finanzierung der Beratungs- und Informationsstelle des Vereins. Hier stehen zwei hauptamtliche Mitarbeiter den Sehbehinderten in allen Lebenslagen mit Hilfsangeboten zur Seite. Zwar gibt es ein Finanzierungspaket mit Mitteln der Stadt Potsdam, dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und dem Landesamt für Soziales und Versorgung des Landes Brandenburg, trotzdem fehlen jährlich 10 000 Euro, die der Verein durch Spendeneinnahmen hinzugewinnen muss.

Das Sozialwerk Potsdam wurde im Oktober 1990 gegründet. Schulze und König ziehen – trotz der aktuellen Probleme – zum 20. Vereinsjubiläum eine positive Bilanz. Neben einem regen Vereinsleben habe sich auch eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Potsdam entwickelt. Sie sei inzwischen für die Probleme der Sehbehinderten sensibilisiert. Der Verein ist in vielen Gremien der Stadt vertreten und setzt sich dort zum Beispiel für die Einrichtung von blindengerechten Ampeln an wichtigen Kreuzungen ein. So sollen nach dem Ende der Bauarbeiten in der Friedrich-Ebert-Straße neue Ampelanlagen eingerichtet werden. „Das sind ganz wichtige Anliegen für diese Menschengruppe“, betonte Schulze.

Christin Köppen

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