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Preußische Whiskydestillerie. Cornelia Bohn steht in ihrer Whisky-Brennerei in Schönermark an einer Destillieranlage. Die 44-jährige Pharmazieingenieurin will einen eigenen Malt auf den Markt bringen.

© Patrick Pleul/dpa

Von Anja Sokolow: Whisky aus dem Pferdestall

Von der Apotheke in die Destillerie – die Pharmazie-Ingenieurin Cornelia Bohn frönt ihrem Hobby

Schönermark ­ Die Uckermärkerin Cornelia Bohn hat ein Faible für Whisky. Jetzt will sie einen eigenen Malt auf den Markt bringen. In einem alten Pferdestall im 450-Seelen-Dorf Schönermark (Uckermark) hat die Pharmazie-Ingenieurin vor wenigen Tagen ihre „Preußische Whiskydestillerie“ eröffnet.

„Es war keine Blitzidee, sondern ein Puzzle, das sich langsam zusammengefügt hat“, sagt sie. Die Farbe, der Geruch, der Geschmack, ob fruchtig, malzig oder rauchig - Whiskytrinken sei einfach ein tolles Erlebnis, schwärmt die 44-Jährige, die zur Wende ihr Begrüßungsgeld in eine Whisky-Flasche investierte. Seither hätten sich ihre Geschmacksknospen aber weiterentwickelt, betont sie. Angetan hatte es ihr auch der seit 50 Jahren leerstehende Stall.

Nach Besuchen in schottischen Brennereien sei schließlich die Idee gereift, den Stall zu kaufen und eigenen Whisky zu produzieren. Das Handwerk erlernte Bohn in einer kleinen Brennerei bei Stuttgart und in einem Brennerkurs an der dortigen Universität Hohenheim.

Nach Monaten des Umbaus ist dem Stall nicht mehr anzusehen, dass er einst als Müllhalde diente. Den Eingangsbereich zieren Holzskulpturen eines ortsansässigen Künstlers. Im Hauptraum steht das Herz der Brennerei, die kupferne Destillieranlage, davor ein rustikaler Tresen. Bohn will künftig zu Verkostungen einladen, ein Raucher- und ein Kaminzimmer sind ebenfalls geplant.

Ihre Hauptabnehmer sieht sie in gehobenen Gaststätten und Hotels deutschlandweit und später auch im Ausland. Mit dem Namen „Preußischer Whisky“ werde deutlich gemacht, dass keine schottische Marke kopiert werden soll.

Etwa 200 Liter Whisky will Bohn künftig pro Monat mit Genehmigung von Zoll und Bundesmonopolverwaltung aus Gerstenmalz produzieren.

Erst nach drei Jahren Lagerung in Holzfässern darf sie den Alkohol „Whisky“ nennen. Ihre Arbeit in einer Angermünder Apotheke will sie daher noch nicht aufgeben. „Die Brennerei bleibt zunächst ein teures Hobby.“ Allein für die Destillieranlage ließe sich ein Eigenheim kaufen.

Die Produzentin ist fest davon überzeugt, Abnehmer zu finden. Vor allem in Ostdeutschland sei der Whisky-Konsum in den vergangenen Jahren gestiegen. Sechs Millionen Deutsche trinken laut Bundesverband der Deutschen Spirituosen regelmäßig Whisky. Der pro-Kopf-Verbrauch liege bei 0,8 Litern pro Jahr, hieß es beim Verband.

Über eine rege Nachfrage freut sich auch Torsten Römer, Geschäftsführer der Spreewälder Feinbrand und Spirituosenfabrik aus Schlepzig (Dahme-Spreewald). Er verkauft erfolgreich den Spreewälder „Sloupisti“ - für etwa 60 Euro pro Liter.

In der Whisky-Produktion mischen längst nicht mehr nur die traditionellen Hersteller aus Irland und Schottland mit, erklärt der Berliner Händler und Whisky-Museumsinhaber Hans-Jürgen Horn. Im Angebot hat er 3500 Sorten aus aller Welt. Die Preise bewegen sich zwischen 7 und 12 000 Euro pro Flasche. Whisky sei stark im Kommen.

Nicht nur wegen des Geschmacks, sondern auch als Geldanlage. „Das ist sicherer als Aktien“, glaubt er.

Whiskydestillerien gibt es Am Gutshof 3 in 16278 Mark Landin, OT Schönermark und im Buckower Damm 86, 12349 Berlin; die Spreewälder Spirituosenfabrik findet man in der Dorfstraße 53/56, 15910 Schlepzig BIG MARKET]

Anja Sokolow

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