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Familienvater und Wahlpotsdamer. Steffen Schroeder wohnt seit sieben Jahren in der Landeshauptstadt. Der Schauspieler, der seine Karriere am Wiener Burgtheater begann, steht seit 2012 für das ZDF als Oberkommissar Tom Kowalski vor der Kamera.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Vollzeitjob als Krimikommissar

Der Potsdamer Schauspieler Steffen Schroeder ermittelt seit einem Jahr bei der Soko Leipzig – und sorgt als schroffer und eigensinniger Kommissar für Überraschungen

Ein gutes Jahr haben Fernsehzuschauer ihn schon als Ermittler erlebt, er hat es vom einzelgängerischen Fitnesstrainer in den Polizeidienst geschafft – wohnt aber immer noch im Wohnwagen. Die Rede ist von Oberkommissar Tom Kowalski im ZDF-Freitagabendkrimi „Soko Leipzig“, eine Rolle, die immer wieder für Überraschungen sorgt: Gleich zum Saisonauftakt riskierte Kowalski das Ende seiner Polizeikarriere, als er nach einer Sexparty im Bett mit einer Toten erwachte, nach deren Mörder er dann gemeinsam mit den Kollegen – gespielt von Melanie Marschke, Marco Girnth und Andreas Schmidt-Schaller – suchte. In der aktuellen Folge am Freitag taucht plötzlich Kowalskis tot geglaubte frühere Freundin auf und konfrontiert ihn mit einer ungeheuerlichen Geschichte.

Gespielt wird dieser schroffe und eigensinnige Typ vom Wahlpotsdamer Steffen Schroeder. Als „geradeheraus“ bezeichet der 38-Jährige die Figur, die ein geordnetes Leben scheinbar scheut. „Die Vergangenheit hat ihn aus dem Sattel gehoben“, erklärt Steffen Schroeder. Auch wenn den Schauspieler und dreifachen Familienvater scheinbar wenig mit dem Eigenbrötler Kowalski verbindet, kann er sich mit seiner Rolle identifizieren: „Er nimmt kein Blatt vor den Mund – ich mag das sehr gerne“, sagt er: „Vieles davon kenne ich auch von mir: Als Jugendlicher konnte ich zum Beispiel den Mund nicht halten.“

Der Weg zum Schauspiel führte bei Schroeder über das Theater: Geboren in München absolvierte er zunächst eine Schauspielausbildung an der Folkwang Hochschule in Essen und war dann Ensemblemitglied im renommierten Wiener Burgtheater, wo er auch seine heutige Frau kennenlernte. 1999 folgte Schroeder dem damaligen Burgtheater-Intendanten Claus Peymann ans Berliner Ensemble, 2001 machte er sich als Freiberufler selbstständig. Er war unter anderem am Schauspiel Köln zu sehen, im Kinohit „Keinohrhasen“ oder als Messner-Konkurrent Felix Kuen im Bergsteiger-Drama „Nanga Parbat“ von Regisseur Joseph Vilsmaier. Das Theater, sagt Schroeder, ist ihm immer noch wichtig. Zuletzt war er im Schlosspark Theater in Berlin-Steglitz zu erleben.

Die Krimi-Verpflichtung ist für Schroeder im vergangenen Jahr jedoch zum Vollzeitjob geworden: „Es war ein anstrengendes Jahr“, sagt der Schauspieler über die Dreharbeiten in Leipzig. Von Montag bis Freitag lebte er dort – zwar nicht in einem Wohnwagen, sondern in einer Zweitwohnung. Für eine 45-Minuten-Folge der Krimiserie, die von der Babelsberger Ufa produziert wird, werden jeweils acht Tage gedreht. Die lange Zusammenarbeit mit dem gleichen Team und den gleichen Schauspielkollegen schätze er sehr, sagt Schroeder: Als geradezu „familiär“ beschreibt er die Stimmung im Team. So konnte es etwa vorkommen, dass er mit seinem Schauspielkollegen Andreas Schmidt-Schaller gemeinsam mit dem Zug nach Leipzig fuhr und im Speisewagen den Dreh besprach. Schroeder beschreibt auch eine andere Folge der intensiven Arbeit: Als Schauspieler kenne man seine Rolle dann oft besser als die wechselnden Regisseure. Die Arbeit mit dem Drehbuch sei bei der ZDF–Serie auch vergleichsweise gemeinschaftlich: „Ich hatte die Freiheit, zu sagen: Nee, so etwas macht Kowalski nicht“, erzählt Schroeder: „Es ist schön, wenn Regisseure offen dafür sind.“

Auch sein Wiedererkennungswert ist mit dem Dauereinsatz bei der Soko gestiegen, wie der Schauspieler feststellen konnte. Besonders am Tag nach der Ausstrahlung werde er schon mal auf der Straße mit „Na, Herr Kommissar“ angesprochen, erzählt Schroeder.

Nach Potsdam zog er vor sieben Jahren – der Familie wegen: Hier sei es kinderfreundlicher, ruhiger und grüner als in Berlin, findet der 38-Jährige, der sich durch den Soko-Dreh aber auch mit Leipzig angefreundet hat. „Ich bin total begeistert von Leipzig“, schwärmt er: „Gerade die Südvorstadt erinnert mich sehr an den Prenzlauer Berg vor 15 Jahren – mit abgefahrenen kleinen Läden, Hinterhöfen, Klubs.“ Derzeit steht er für die zweite Soko-Staffel vor der Kamera, die ab Ende des Jahres gezeigt wird.

In Potsdam hat Steffen Schroeder mittlerweile auch Kontakt mit dem Schauspielkollegen und Tatort-Kommissar Jörg Hartmann – der mit seinem Peter Faber dem TV-Krimi-Genre einen noch verstörenderen Ermittler als Kowalski bescherte – geknüpft: „Unsere Kinder gehen in dieselbe Schule, wir wohnen nah beinander und kommen beide aus dem Theater“, erzählt Steffen Schroeder. Dass sein ältester Sohn jetzt mit zwölf Jahren seine ersten Schauspielerfahrungen beim Schultheater macht und mit dem Beruf des Vaters liebäugelt, verfolgt er entspannt: „Ich freue mich natürlich. Aber Schauspieler sollte man nur werden, wenn man dafür brennt – alles andere hat keinen Sinn.“

Nächste Folge von Soko Leipzig am Freitag 21.15 Uhr im ZDF.

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