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Deutschlandweit gab es bisher 1000 Ausbrüche unter Wildvögeln.

© dpa

Vogelgrippe in Brandenburg: Mit Abstand und Hygiene gegen die Geflügelpest

Bislang gab es keine Fälle von Vogelgrippe in landwirtschaftlichen Betrieben in Potsdam und Mittelmark. Geflügelhalter haben die Vorsichtsmaßnahmen verschärft.

Von Birte Förster

Potsdam - Noch hat es seit dem Ausbruch der Vogelgrippe im Dezember vergangenen Jahres keine Fälle in landwirtschaftlichen Betrieben der Region gegeben. Aber die Bedrohung ist da. Sechs Wildvögel, die mit dem Virus H5N8 infiziert waren, sind seitdem in Potsdam-Mittelmark gefunden worden, sagte Andrea Metzler, Pressesprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark, auf PNN-Anfrage. 

Dabei handele es sich um Vogelarten wie Eule, Schwan, Graureiher, Raben und Greifvögel. Die Fälle seien in Werder, Kleinmachnow, Groß Kreutz und Roskow aufgetreten. Das Veterinäramt des Landkreises spricht von einem nach wie vor „hoch dynamischen Infektionsgeschehen der Geflügelpest“. In Potsdam hat es laut der Stadtverwaltung seit Mitte Februar bislang einen bestätigten Fall gegeben. Bei einer Wildgans sei das Virus nachgewiesen worden, teilte Stadtsprecher Markus Klier auf PNN-Anfrage mit. 

Stallpflicht in der Nähe von Risikogebieten

In der Nähe von Risikogebieten besteht in Brandenburg seit Dezember vergangenen Jahres daher eine Stallpflicht. Diese betreffe Hausgeflügel, das sich in der Nähe von Rast- und Sammelplätzen von Wildvögeln empfänglicher Arten wie Gänsen, Enten, Reihern, Eulen und Greifvögeln befinde, so Metzler. Wenn nicht ausreichend Stallkapazität zur Verfügung stehe, könne auch eine überdachte Voliere errichtet werden. 

Wichtig sei, dass keine Wildvogelkontakte entstehen und keine Exkremente von Wildvögeln in die Voliere eingetragen werden können, wie aus Informationen des Landkreises Potsdam-Mittelmark hervorgeht. Potsdams Stadtsprecher Markus Klier weist außerdem darauf hin, dass Geflügelhalter Krankheits- oder Todesfälle bei ihrem Geflügel durch ihren Tierarzt abklären lassen sollten und bei einem Verdacht der Geflügelpest das Veterinäramt informieren müssen. 

Deutschlandweit bisher 1000 Ausbrüche

Laut dem Veterinäramt des Landkreises hat es deutschlandweit bisher 1000 Ausbrüche unter Wildvögeln gegeben, in Hausgeflügelbeständen wurden 133 Fälle festgestellt. In den vergangenen Monaten wurden auch Fälle in Brandenburg bekannt – etwa in der Uckermark, Märkisch-Oderland und in der Prignitz mussten tausende Puten und Enten getötet werden. 

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Betriebe in Potsdam und Potsdam-Mittelmark sind bisher verschont geblieben. Aber das Thema wird ernst genommen. Auf Nachfrage bei mehreren Betrieben zeigt sich, dass diese von einer Stallpflicht zwar nicht betroffen sind, mit anderen Schutzmaßnahmen aber versuchen, eine Ansteckung ihrer Tiere mit dem Virus zu verhindern. So hält der Biohof in Werder seine etwa 160 Hühner weiterhin in Freilandhaltung. Aber es herrsche Wachsamkeit. „Wir lassen niemand anderen her, der Kontakt zu Geflügel hat“, sagt Roland von Schmeling vom Biohof Werder. „In der Tierhaltung versucht man immer, keine fremden Krankheitserreger reinzubekommen“, sagt er. 

Landwirt spricht von „Damoklesschwert“

Auch Landwirt Stefan Luczkowski aus Werder nimmt die Lage ernst, um seine etwas mehr als 2000 Hühner zu schützen. Bevor er den Stall betrete, wechsele er seine Kleidung und seine Schuhe, sagt er. Angesichts der Bedrohung durch das Vogelgrippe-Virus spricht er von einem „Damoklesschwert, das momentan über einem schwebt“. Er hoffe, dass sich die Situation in den Sommermonaten entschärfe. 

Die Dithmarscher Geflügel GmbH & Co. KG hat zwar in der Produktionsstätte am Seddiner See keine Lebendtierbestände, da die Gänse und Enten vor Ort lediglich geschlachtet werden. Da die Tiere aber mit Transportern aus anderen Regionen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen dorthin gebracht werden, habe man die Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen der Transportmittel intensiviert, berichtet Geschäftsführer Mirko Pabel. Außerdem soll die Schlachtung der Tiere nach Ankunft schnellstmöglich durchgeführt werden, um Infektionsfälle und eine Ausbreitung vor Ort zu vermeiden.

Tierärztin mahnt zur Vorsicht

Tierärztin Michaela Ebeling, die für den Bereich Potsdam und Umgebung zuständig ist, mahnt ebenfalls zur Vorsicht. Wer in der Natur einen toten Wildvogel findet, sollte diesen nur mit Handschuhen anfassen, eine Maske aufsetzen und das Tier in einem luftdichten Sack verpacken, sagt sie. Tiere könnten beim jeweils zuständigen Veterinäramt abgeben werden, das Landeslabor würde die Kadaver auf Geflügelpest untersuchen. „Fast jede Vogelart kann davon betroffen sein“, sagt sie. Wichtig sei es, kranke oder tote Wildvögel nicht mit eigenen Geflügelbeständen zusammenzubringen: „Jeder Kontakt von Wild- zu Hausvögeln sollte vermieden werden.“ Denn treten Fälle in einem Betrieb auf, sei keine Genesung der Tiere möglich. Dann bleibe nur die Tötung des ganzen Bestandes. 

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