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Der Hauptsitz der Potsdamer Stadtwerke in der Steinstraße.

© Henri Kramer

Update

Stadtwerke und ViP verlieren Führungspersonal: Eltrop und Wiest verlassen Chefposten in Potsdam

Die Geschäftsführerinnen der Stadtwerke-Holding sowie des Potsdamer Verkehrsbetriebs, Sophia Eltrop und Claudia Wiest, hören beide überraschend auf. 

Potsdam - Es ist ein bemerkenswerter Exodus an Führungspersonal bei den Potsdamer Stadtwerken: Am Montagnachmittag haben sowohl die Sprecherin der Geschäftsführung der Stadtwerke-Holding, Sophia Eltrop, als auch die Geschäftsführerin des zu den SWP gehörenden Verkehrsbetriebs ViP ihr Ausscheiden bekanntgegeben.

Eltrop verlässt Potsdam wohl schon Ende August

Sophia Eltrop, außer Co-Geschäftsführer Monty Balisch die Chefin der Stadtwerke-Holding, verlegt demnach kurzfristig aus familiären Gründen ihre Heimat nach Nordrhein-Westfalen und scheidet aus ihrer Tätigkeit nach PNN-Informationen bereits Ende August aus. 

ViP-Chefin Claudia Wiest beginnt am 1. Januar 2023 in der Hansestadt Bremen als kaufmännischer Vorstand bei der Bremer Straßenbahn AG, wie Wiest nach PNN-Informationen am Montagnachmittag den ViP-Mitarbeitern per Mail verkündete. Die Stadt bestätigte beide Personalien, hieß es in einer ersten Reaktion. Geschäftsführerin Claudia Wiest führte den Potsdamer Verkehrsbetrieb in einer Doppelspitze, gemeinsam mit Mit-Geschäftsführer Uwe Loeschmann, der seit März 2020 beim ViP in dieser Position ist. Wiest kam im April 2020 als Geschäftsführerin zum Potsdamer Verkehrsbetrieb.

Sophia Eltrop, Noch-Geschäftsführerin der Stadtwerke Potsdaman der Solarthermieanlage am alten Heizwerk Drewitz.
Sophia Eltrop, Noch-Geschäftsführerin der Stadtwerke Potsdaman der Solarthermieanlage am alten Heizwerk Drewitz.

© Sebastian Gabsch

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bedauerte die Bitten um Auflösung der Arbeitsverträge beider Geschäftsführerinnen. "Ich danke Frau Eltrop und Frau Wiest für ihren Einsatz für unsere Stadt und wünsche Ihnen für ihren weiteren beruflichen und persönlichen Lebensweg alles Gute“, so der Oberbürgermeister.

Dank an Eltrop für Engagement bei Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Sophia Eltrop war seit Juli 2017 Geschäftsführerin der SWP und bis Mai 2021 parallel Chefin der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP). Dort verantwortete die Diplom-Volkswirtin vor allem die Erstellung des Dekarbonisierungskonzeptes. „Mit Frau Eltrop verliert Potsdam eine Geschäftsführerin, die in den letzten Jahren bei der EWP und bei den Stadtwerken den kommunalen Unternehmensverbund maßgeblich geprägt hat", erklärte Stadtoberhaupt Schubert, der Eltrop besonders für ihr Engagement bei der Bewältigung der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine bei den Stadtwerken dankte.

Wiest wechselt zu einem der größten Verkehrsbetriebe im Norden

Claudia Wiest, übernimmt mit dem Wechsel nach Bremen Verantwortung bei einem der größten Verkehrsunternehmen in Norddeutschland mit über 2 000 Mitarbeiter*innen und über 100 Millionen Euro Umsatz. "Ich bedaure sehr, dass uns mit Frau Wiest eine ausgewiesene Nahverkehrsfachfrau verlässt", so Schubert, der Wiest gleichzeitig beglückwünschte "für die große berufliche Chance".  Wiest habe als Diplom-Ökonomin vor allem  die finanziellen Voraussetzungen für den Kauf von 13 neuen Straßenbahnen geschaffen, hieß es weiter.

Wiest selbst betonte in einer Mail gegenüber der Mitarbeiterschaft, ihr sei Potsdam in den zweieinhalb Jahren ans Herz gewachsen. Sie verwies auf die Erfolge, die man aus ihrer Sicht in den zwei Jahren trotz Corona-Pandemie geschafft habe: erfolgreiche Tarifverhandlungen, neue Pausenräume, ein jährlicher Bonus im Rahmen des öffentlichen Dienstleistungsauftrags oder die geschlossene Betriebsvereinbarung Fahrdienst. 

Claudia Wiest war seit April 2020 Geschäftsführerin der Verkehrsbetriebe Potsdam. Sie hört Ende 2022 auf.
Claudia Wiest war seit April 2020 Geschäftsführerin der Verkehrsbetriebe Potsdam. Sie hört Ende 2022 auf.

© Reinhardt & Sommer

Fahrten fallen aus, Krankenstand ist hoch

Die Wechsel in der Geschäftsführung kommen indes auch zu einem Zeitpunkt, an dem die Schwierigkeiten innerhalb der Stadtwerke-Unternehmen nicht klein sind. Der Teilbetrieb EWP kämpft mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. Ein drohender Gas-Engpass könnte bei der Versorgung von Fernwärme und Energie auch in Potsdam zum Problem führen. Das kommunale Unternehmen bezieht sein Gas auch vom deutlich angeschlagenen Energiekonzern Uniper, dem größten Gashändler der Bundesrepublik – je nach Lieferjahr beträgt der Anteil laut Stadtwerke-Sprecher Schulz zwischen 40 und 50 Prozent. Im Fall eines kompletten Gas-Lieferstopps aus Russland gehörten die EWP-Fernwärmekunden „zu den geschützten Kunden und werden so lange beliefert, so lange dies möglich ist“, so der Sprecher.

Beim Verkehrsbetrieb hat sich im Laufe dieses Jahres insbesondere der Mangel beim Fahrpersonal drastisch verschärft. Bereits im Mai waren überdurchschnittlich viele Fahrten ausgefallen. 3000 solcher Ausfälle habe es gegeben, teilte ein ViP-Sprecher mit. Derzeit hoffe man, dass der Engpass beim Personal nach den Sommerferien behoben sein könnte. „Unser Ziel ist es, zum Schuljahresstart wieder nach dem regulären Fahrplan zu fahren“, sagte der ViP-Sprecher. Dies werde aber „von der weiteren Personalsituation“ abhängig sein, insbesondere von den Einstellungen und coronabedingten Personalausfällen.“ Bereits seit Mitte Juni galt  wegen der Personalmisere beim ViP nur der ausgedünnte Ferienfahrplan. Man habe Entlastung schaffen müssen, hieß es zur Begründung. Nach PNN-Informationen hat sich der Personalmangel im Fahrdienst auch aktuell noch nicht geändert. 

Insgesamt hat der ViP rund 500 Mitarbeiter, inklusive jener in den Werkstätten oder im Vertrieb. Schon mehrfach hatte der Verkehrsbetrieb in den vergangenen Jahren wegen Personalmangels seinen Fahrplan ausdünnen müssen, zuletzt Ende 2021.

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