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VILLA JACOBS: Neubau im alten Gewand

Architektenpaar sieht kaum noch Hindernisse bis zum Kauf der Villa Jacobs / Baubeginn für 2006 geplant

VILLA JACOBSArchitektenpaar sieht kaum noch Hindernisse bis zum Kauf der Villa Jacobs / Baubeginn für 2006 geplant Nauener Vorstadt - Persiusturm, Säulengänge, Lennéscher Gartenflur – innerhalb der nächsten fünf Jahre soll die Villa Jakobs in der Bertinistraße wieder aufgebaut werden. „Die Zeichen dafür verdichten sich“, sagte Marianne Ludes gestern gegenüber den PNN. Zwar sei der Vertrag zwischen Stadt sowie ihr und ihrem Mann Stefan Ludes noch nicht unterschrieben, doch geht sie davon aus, dass sich die einzelnen Beteiligten bis Ende des Monats einigen werden. Als Baubeginn für den historischen Neubau sei die Mitte des kommenden Jahres angepeilt. Detailfragen seien aber noch zu klären, sagte Marianne Ludes. Doch ist sie zuversichtlich, dass es keine weiteren Stolpersteine geben wird. Schon einmal war der Verkauf des viereinhalb Hektar großen Grundstücks – wie nun auch – von den Stadtverordneten abgenickt worden. Danach scheiterte der Vertragsabschluss zwischen Stadt und Springer-Vorstandschef Matthias Döpfner während der Endverhandlungen. Marianne Ludes betont, dass sie als Architektin schon zwei Sanierungsvorhaben in der Stadt durchgeführt hat und nun mit den selben Leuten verhandelt, wie einst. Einziger Unterschied: der Neubau nach historischen Vorbild soll als eigener Wohnsitz gebaut werden. Bis zum Mai 1980 stand die Villa noch, doch das ministerielle Aus war schon beschlossene Sache. DDR-Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann stimmte dem Abrissantrag des Rates des Bezirkes zu und erteilte die Auflage, die Villa zu fotografieren und einen Aufriss zu fertigen. Das Haus im innerdeutschen Grenzgebiet, zwischen 1835 und 1839 von Ludwig Persius für den Zuckerfabrikanten Friedrich Otto Jacobs erbaut, sollte abgerissen werden. Es diente bis dahin flüchtenden russischen Soldaten als Zwischenstation, bevor sie nachts durch die Havel auf die Berliner Seite schwammen. Wie um drei Uhr früh in der Nacht des 18. Mai 1979, als Grenztruppen zur Villa Jacobs am Ufer des Jungfernsees gerufen wurden. Ein 18-jähriger Sowjetsoldat hatte sich in dem einst prachtvollen Gebäude verkrochen, zuvor hatte er mit seiner Waffe einen Offizier erschossen. Der Russe wurde bei der Durchsuchung des Hauses im Schornsteinschacht gefunden und mit Reizgas attackiert. Später brannte das Haus aus, bevor es zwischen 23. April und 23. Mai 1980 abgerissen wurde. Einzig der Turm fiel etwas später. Der wurde als Gerüst vor drei Jahren wieder an seinen Ursprungsort installiert: der Freundeskreis der Villa Jacobs hatte den 16 Meter hohen Turm aufgestellt. Auch zwei Mitglieder des Freundeskreises bewarben sich damals gemeinsam mit Döpfner auf die Ausschreibung der Stadt, das Grundstück kaufen zu können. Doch der Springer-Chef erhielt den Vorzug. Bei der erneuten Ausschreibung bekamen in diesem Jahr die Architekten Ludes den Zuschlag. „Wir hatten auch die erste Ausschreibung in den Händen, haben damals aber nicht mitgeboten“, sagte Marianne Ludes. 750 000 Euro soll das Grundstück kosten, etwa 90 000 Euro weniger als Döpfner einst hätte bezahlen müssen. Weitere 3,4 Millionen Euro sind für den Wiederaufbau geplant. Zudem soll der Garten, einst von Lenné und Sello gestaltet und heute teilweise mit Wochenendgrundstücken der Sparte „Am Jungfernsee“ belegt, wieder so wie früher angelegt werden. 21 Parzellen müssen weichen, doch geschlossen bleiben soll der Garten nicht. Temporäre Öffnungen wie beispielsweise zur Schlössernacht sind angedacht. Marianne Ludes räumt ein, dass es in Potsdam einfachere Grundstücke gibt, um sich ein Haus zu bauen. Für viele Objekte hätte sie sich mit ihrem Mann schon interessiert, an diesem aber habe sie ihr Herz verloren. Originalteile aus den Händen von Ludwig Persius haben Potsdamer Denkmalschützer vor dem Abriss von der Fassade abbauen und einlagern können. Sie sollen in fünf Jahren wieder die Bertinistraße zieren. jab Die Villa im florentinischen Stil erbaute der damalige Hofarchitekt Ludwig Persius im Jahre 1835 für den Zuckerfabrikanten Friedrich Otto Jacobs. Nachdem dieser 1879 gestorben war, vermietete dessen Sohn die Villa an den Prinzen Alexander von Preußen. Nach dessen Tod erwarb Kaiser Wilhelm II. das Grundstück. 1945 kassierte es die sowjetische Armee und nutzte es als Kindergarten. 1979 wurde die Villa aus dem sowjetisch besetzen Gebiet herausgelöst und später abgerissen.

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