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Dieses Bild zeigt den Tatverdächtigen.

© Landeskriminalamt Brandenburg

Update

Vier Paketbomben verschickt: „Omar“ auf der Spur

Ein Unbekannter erpresste DHL mit Paketbomben, eine landete 2017 in Potsdam. Jetzt sucht die Polizei mit einem Foto nach ihm.

Potsdam - Ist die Polizei dem DHL-Erpresser endlich auf der Spur? Zwischen November 2017 und März 2018 verschickte ein Unbekannter Paketbomben in Brandenburg und Berlin, auch an eine Apotheke in Potsdam. Nun hat das Landeskriminalamt Brandenburg das Bild eines Mannes aus einer Überwachungskamera veröffentlicht.

"Die abgebildete Person wird als Tatverdächtiger in dem durch das Landeskriminalamt Brandenburg geführten Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion sowie der schweren räuberischen Erpressung gegen einen deutschen Paketdienstleister gesucht", teilten die Staatsanwaltschaft Potsdam und das Polizeipräsidium des Landes in einer gemeinsamen Mitteilung mit. "Wir hegen die Hoffnung, dass das möglicherweise der entscheidende Schritt ist, um den Fall zu lösen", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Brandenburg, Torsten Herbst, dem rbb.

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Das Bild sei am 22. Oktober 2020 von einem Bitcoin-Geldautomaten in einem Spätkauf gegen 18.45 Uhr in Berlin-Friedrichshain aufgenommen worden. Der Mann ist nach Polizeiangaben etwa 1,80 bis 1,85 Meter groß. Zum damaligen Zeitpunkt trug er eine rote Mund-Nasen-Schutzmaske.

Wer den Unbekannten kennt oder Hinweise auf seinen Aufenthaltsort geben kann, melde sich bitte unter der Rufnummer 0331-505950 beim Landeskriminalamt, per E-Mail an soko.quer@polizei.brandenburg.de oder bei jeder anderen Polizeidienststelle. Für sachdienliche Hinweise wurde eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt.

Weihnachtsmarkt in Potsdam musste zum Teil geräumt werden

Ab Ende 2017 bis März 2018 verschickte der Erpresser mehrere Paketbomben in Berlin und Brandenburg. In Potsdam landete eines dieser Pakete am 1. Dezember 2017 in einer Apotheke an der Dortustraße Ecke Brandenburger Straße. Darin befanden sich eine Sprengvorrichtung, Nägel und auch ein als QR-Code verschlüsseltes Schreiben, mit dem DHL um eine Millionensumme in Bitcoins erpresst wurde

Weil der Apotheker beim Öffnen ein Zischen gehört und bemerkt hatte, „dass da so komische Drähte rausguckten“, alarmierte er die Polizei. Der Inhalt konnte nach Absperrung und Räumung von Teilen des Weihnachtsmarkts entschärft werden. Bereits im November 2017 hatte ein Händler in Frankfurt (Oder) ein verdächtiges Paket erhalten, das zündfähig war und verbrannte. 

Im Januar 2018 wurde in einer Bankfiliale an der Schlossstraße im Berliner Ortsteil Steglitz ein Päckchen mit einer Zündvorrichtung gefunden. Auch die Paketbombe, die Ende März 2018 in der Handwerkskammer in Berlin-Kreuzberg einging, stammte vermutlich vom DHL-Erpresser.

Wegen der Paketbombe musste der Weihnachtsmarkt in Potsdam im Dezember 2017 geräumt werden. 
Wegen der Paketbombe musste der Weihnachtsmarkt in Potsdam im Dezember 2017 geräumt werden. 

© Sebastian Gabsch

Der Täter nannte sich in seinen digitalen Erpresserschreiben „Omar“ oder „One Man Army Rebel“. Er hatte gedroht, Menschenleben auszulöschen. Insgesamt vier Paketbomben gehen auf das Konto von „Omar“. Im Januar 2019 gelang es den Ermittlern, die Kommunikation des mutmaßlichen Täters via E-Mail auf ein Endgerät der Marke Motorola mit der MAC-Adresse f8:e0:79:af:57:eb zurückzuführen. 

Mehr als 1000 Spuren und Hinweise ausgewertet

Schon zuvor hatte sich der mutmaßliche Täter in Berlin in ein offenes W-Lan-Netz eines Friedrichshainer Hotels eingeloggt. Doch wegen der Vorschriften waren die Daten schon gelöscht. Später konnten die Ermittler durch Mails, die der Erpresser an DHL geschrieben hatte, die elektronische Kennung seines Endgerätes der Marke Motorola herausfinden. Insgesamt sind bislang über 1000 Spuren und Hinweise durch die Ermittler der SOKO Quer ausgewertet worden. Ob der Erpresser allein handelte, ist nach Angaben von Polizeisprecher Herbst nicht klar.

Die Ermittler waren anfangs zuversichtlich, die Fälle rasch aufklären zu können. Brandenburgs damaliger Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) hatte im Dezember 2017, nach den beiden in Frankfurt (Oder) und Potsdam eingegangen Paketsendungen, an den Erpresser appelliert, seine kriminellen Aktionen zu stoppen. „In dem Wissen, dass wir ihn kriegen werden, sollte er aufhören, bevor es Verletzte gibt“, sagte Schröter der „Welt am Sonntag“. Die Polizei werte mehrere Spuren aus. „Wir sind optimistischer geworden.“ Er gehe davon aus, dass der Fall bald aufgeklärt werden könne. Doch das war offenkundig eine Fehleinschätzung. (mit dpa)

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