zum Hauptinhalt
Kinder in Containern: Eine Lösung. Aber nur für den Übergang, meint PNN-Autorin Sandra Calvez.

© Sebastian Gabsch

Viele Kinder, wenig Platz: Kitas und Schulen in Potsdam: Kinder in Containern

Schnelle Lösungen und unerwartete Hindernisse: Jann Jakobs’ und Potsdams neue Bildungsdezernentin Noosha Aubel auf Sommertour über die Schulbaustellen.

Potsdam - Manchmal kommen die Hindernisse unerwartet: An der Baustelle der Gesamtschule Schilfhof am Schlaatz, die derzeit für 5,2 Millionen Euro saniert und erweitert wird, wurden schon vier Mal die Kabel für den Baustrom geklaut. Das erzählten Mitarbeiter des Kommunalen Immobilien Service (Kis) am gestrigen Donnerstag bei der traditionellen Sommertour über die Schulbaustellen mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und der neuen Bildungsbeigeordneten Noosha Aubel (parteilos). 18 000 Euro Schaden entstanden durch den dreisten Kabeldiebstahl. Dazu kamen Mehrkosten wegen der Ausfälle, denn ohne Strom stocken die Bauarbeiten. Inzwischen wurden sogar Kameras angebracht. Die helfen aber nur bedingt: Erst kürzlich haben es Diebe wieder versucht. Zwar kam durch die Überwachung rasch die Polizei, aber gefasst wurden die Täter bisher nicht.

Andernorts geht es ohne Verzögerung voran. Für Dorothea Junghans vom Kis ist die neue Grundschule am Humboldtring „ein bisschen wie Lego“. 153 Container wurden im Zentrum Ost in nur zwei Wochen auf- und nebeneinander gestapelt und verschraubt. Im Oktober sollen dort die ersten Schüler einziehen, die derzeit noch in einer „Interimslösung der Interimslösung“ untergebracht sind. Auf sechs Jahre ist das Containergebäude vorerst ausgelegt, doch „für alle Fälle“ hat der Kis schon einmal eine Genehmigung für zehn Jahre beantragt. „Man weiß ja nie, was noch kommt“, so Junghans.

Aufwendige Untersuchung auf Kampfmittelfreiheit im Boden

Die Containerlösung soll von 364 Schülern und 225 Hortkindern genutzt werden, bis in Babelsberg eine neue Grundschule steht – doch die Planung zieht sich wegen Uneinigkeit über den Standort schon seit Jahren hin. Die Eltern werden also fahren müssen, um ihre Kinder zu den Containern zu bringen. Zunächst betrifft das nur einige, denn die Grundschule startet neu mit zwei ersten Klassen, aber die Schule soll Jahr für Jahr wachsen.

Wer im Innern der Containerschule steht, merkt kaum, dass sie aus Einzelteilen zusammengesetzt ist, die per Lkw von der Fabrikation in Rheinland-Pfalz nach Potsdam gebracht wurden. 5,2 Millionen Euro kostet der Bau, inklusive aufwendiger Untersuchungen auf Kampfmittelfreiheit im Boden – wesentlich weniger, als ein echter Bau gekostet hätte.

Container für alle? Nicht als Dauerlösung

Auch Jakobs und Aubel zeigen sich beeindruckt. „Wenn der Druck so groß ist, dass die Kinder sonst zusammengepfercht sitzen, dann ist das eine intelligente Alternative“, kommentierte der Oberbürgermeister. Man könne auch darüber nachdenken, ob das für bestimmte Kitas in Potsdam eine Möglichkeit sein könnte. „Wir haben so viel Bedarf, wir müssen bei Schulen und Kindertagesstätten in den nächsten Jahren richtig was schaffen“, erklärte Jakobs. Auch als Ergänzung zu Bestandskitas sei das denkbar.

Also Container für alle? Noosha Aubel dämpft den Enthusiasmus. „Das ist eine gute, schnelle Lösung, aber nach 20 Jahren sind die meisten Container durch. Als langfristige Perspektive sollten wir immer einen Festbau vorziehen“, sagte die neue Beigeordnete.

Zum Schluss der Schultour besuchten Jakobs und Aubel das für 9,3 Millionen Euro sanierte und erweiterte Humboldt-Gymnasium. Zum neuen Schuljahr ist es nach fünf Jahren Bauzeit und mehrmonatiger Verzögerung bezugsfertig, nur Teile der Außenanlagen fehlen noch. Ein Kraftakt mit Streit um Denkmalschutz und Details, auch für Schulleiterin Carola Gnadt: Sie nimmt nach der nervenzehrenden Bauzeit ein Jahr Auszeit. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false