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Landeshauptstadt: Verzicht auf Wohnungen für „Minsk“-Erhalt?

Potsdams Politiker sehen eine Chance für das ehemalige Terrassenrestaurant nur bei einer wirtschaftlichen Nutzung. Die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg kritisiert den Gestaltungsentwurf.

Von Peer Straube

Templiner Vorstadt - Zumindest das „Minsk“ hat noch eine Chance. Linke, SPD und Grüne sprachen sich am Sonntag gegenüber den PNN für einen Erhalt des früheren DDR-Terrassenrestaurants am Brauhausberg aus – Voraussetzung sei allerdings eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung, die die Stadtkasse nicht belastet, hieß es unisono.

Dass der seinerzeit innovative DDR-Betonbau stehen bleiben kann, hatten die Sieger des Wettbewerbs für die Gestaltung des Brauhausbergs, die Potsdamer Architektengemeinschaft Löffler und Engel, in ihrem Entwurf wie berichtet ausdrücklich festgestellt. Aus 14 teilnehmenden Büros hatte eine elfköpfige Jury, überwiegend besetzt mit Bauexperten wie den Architekten Christoph Kohl, Martin Reichert, Jan Kleihues und Annett-Maud Joppien, am vergangenen Freitag Löffler und Engel einstimmig zum Gewinner des Wettbewerbs gekürt. Er war ausgerufen worden, nachdem sich die Potsdamer bei einer Bürgerbefragung für den Brauhausberg als Standort für ein neues Schwimmbad ausgesprochen hatten und sollte klären, wo exakt das Bad entstehen soll, was mit „Minsk“ und DDR-Schwimmhalle passiert und ob bis zu 200 Wohnungen am Berg untergebracht werden können.

Insgesamt sehen Löffler und Kühn am Brauhausberg Platz für 176 Wohnungen, die in drei- bis viergeschossigen Stadtvillen untergebracht werden sollen. Das neue Schwimmbad mit zehn 50-Meter-Bahnen, Wellness-, Freizeit- und Saunabereich soll laut Siegerentwurf am Fuße des Brauhausbergs errichtet werden – direkt unterhalb der alten DDR-Schwimmhalle. Für deren Erhalt sahen die Wettbewerbssieger keine Möglichkeit. An ihrer Stelle sollen einige der Stadtvillen entstehen. Ingesamt 400 Parkplätze sollen am Brauhausberg entstehen, mehr als 300 davon unterirdisch. Der Freibadebereich soll von einer langen, von einer Pergola gekrönten Mauer, die sich von der Außenwand des neuen Bades entlang der heutigen Wiese bis zur Max-Planck- Straße erstreckt,abgeschirmt werden.

Soll das „Minsk“ stehen bleiben, müsste allerdings auf einen Teil der 176 Wohnungen verzichtet werden. Die Linke sieht darin kein Problem: Das Potenzial dort müsse nicht ausgereizt werden, sagte Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg am Sonntag den PNN. Auf der Gewerbebrache im Kirchsteigfeld könnten bis zu 500 Wohnungen entstehen, wenn die Fläche für Wohnungsbau freigegeben werde. „Ich werbe dafür, das ,Minsk’ in den Bebauungsplan zu integrieren“, sagte Scharfenberg. Im Zweifel werde die Linke dies in der Stadtverordnetenversammlung explizit beantragen.

SPD-Fraktionschef Mike Schubert äußerte sich zunächst zurückhaltend. Lobenswert sei, dass neben dem Bad die angepeilte Anzahl Wohnungen entstehen könne, sagte er. Mit dem Erlös aus dem Grundstücksverkauf wollen die Stadtwerke einen Teil der Baukosten für das Bad einspielen, die die Stadtverordneten auf 23 Millionen Euro gedeckelt haben. Schwierigkeiten habe er mit der langen Pergolamauer, sagte Schubert. Sie wirke auf den Entwürfen sehr massiv. Die Mauer werde „nicht nur in der Politik zu Diskussionen führen“, prophezeite er.

Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke, selbst stimmberechtigtes Jurymitglied, lobte den Siegerentwurf als „optimale Variante“, um sowohl das Bad als auch die Wohnungen auf dem Brauhausberg unterzubringen und außerdem die Sichtbeziehungen vom und zum Berg zu wahren. Dies sei keinem anderen Wettbewerbsteilnehmer gelungen, so Hüneke.

Auch CDU-Fraktionschef Horst Heinzel ist mit dem Entwurf des Wettbewerbssiegers zufrieden. „Ein ordentliches Bad und eine ordentliche Wohnbebauung, mehr braucht es da nicht“, sagte er. Den Erhalt des „Minsk“ befürworte er nicht. Auch die FDP äußerte Zustimmung.

Harsche Kritik übte indes die Bürgerinitiative (BI) Pro Brauhausberg. Der Siegerentwurf spiegele nicht den Bürgerwillen wider, sagte BI-Sprecher Thomas Hintze den PNN. Vor allem die geplante Wohnbebauung kritisierte Hintze als nach wie vor zu massiv. Der Brauhausberg müsse in Gänze öffentlich bleiben, forderte er. Besonders problematisch sei, dass die Stadtvillen allesamt oberhalb der Max- Planck-Straße entstehen sollen. Dafür müssten viele Bäume abgeholz werden, in denen sich mit dem Mittelspecht, dem Heldbockkäfer und der Fledermausart Großes Mausohr drei vom Aussterben bedrohte Arten angesiedelt hätten.

Sollte es von den Stadtverordneten kein Veto geben, wird der Siegerentwurf, in dem zunächst nur Baumassen und keine Architekturentwürfe dargestellt sind, als Grundlage für den neuen Bebauungsplan dienen. Die Stadtwerke suchen wie berichtet bereits nach einem Architekten für das Bad: Löffler und Engel sind neben bislang fünf weiteren Büros als Teilnehmer dieses zweiten Wettbewerbs gesetzt.

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