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Aus einem Fläschchen werden fünf Impfdosen in der Krankenhausapotheke.

© Klinikum Ernst von Bergmann

Versorgung für die Mitarbeiter: Impfstart im Bergmann-Klinikum

Die ersten 100 Mitarbeiter von Covid-Stationen sind am Dienstag im Potsdamer Bergmann-Klinikum geimpft worden. Danach erzählten sie vor ihrer Angst vor Testergebnissen.

Von Carsten Holm

Potsdam - Nach Monaten der Angst vor einer Ansteckung herrscht endlich eine gelöste, geradezu fröhliche Stimmung unter den Mitarbeitern der Covid-Stationen im Bergmann-Klinikum (EvB): Am Dienstag wurden die ersten 100 Frauen und Männer mit dem mRNA-Stoff von Biontech-Pfizer geimpft, 200 weitere sollen am Mittwoch folgen. Pünktlich um 8 Uhr erhielt die 44 Jahre alte Krankenschwester Bettina Schade den ersten Piks. „Wir arbeiten mit Covid-Patienten und haben es bis zur Impfung geschafft. Darauf sind wir sehr stolz und werden heute mit einem Glas Sekt anstoßen”, sagte die Mutter von zwei Kindern den PNN.

Die Schwestern wurden mit Beifall empfangen

Als die Schwester mit ihren Kolleginnen Silke Niederhausen und Marion Schreiber nach der Impfung an einem Nebeneingang des Klinikums ins Freie traten, wurden sie mit kräftigem Beifall empfangen. Neben anderen applaudierten Michael Ranft (parteilos), Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), die Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) und EvB-Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt – es war ein Meilenstein, der da gerade erreicht worden war.


Die ersten 500 Impfdosen waren am Montag ans Klinikum geliefert worden, sie wurden in der Krankenhausapotheke gelagert. Biontech-Pfizer schickte den Impfstoff in 195 Fläschchen mit einem Konzentrat von 0,45 Millilitern auf den Weg nach Potsdam, jede Flasche enthält fünf Impfdosen. Die Mitarbeiter der Apotheke müssen sie auf Raumtemperatur bringen, zehnmal hin und her kippen, bevor eine Kochsalzlösung hinzugegeben und die Fläschchen nochmals zehnmal vorsichtig vertikal gekippt werden. Was einen eher komplizierten Eindruck macht, ist für die Apotheker, so ihr Chef Ulrich Warnke, „unser täglich Brot”. Er sei „froh darüber, dass die Klinikapotheke einen Beitrag für die Impfung leisten” könne.

Zwölf Mitarbeiter können 200 Menschen impfen

Die Impfstelle des Klinikums fand Platz im zentralen Konferenzraum, zwölf Mitarbeiter sorgen dafür, dass Tag für Tag 200 Impfungen gegeben werden können. Tillmann Schumacher, Oberarzt der Infektiologie, betonte, dass weltweit bereits Hunderttausende mit dem Mittel von Biontech-Pfizer geimpft worden seien, es sei nach diesen Erfahrungen davon auszugehen, „dass das Thema Allergien keine große Rolle spielt”. Die ersten Krankenschwestern der Covid-Stationen, die am Dienstag geimpft worden waren, sprachen offen über den für Außenstehende schwer vorstellbaren Druck, unter dem sie während ihrer Arbeit mit infizierten Patienten standen. Die Arbeit sei ohnehin schwierig, sagte Silke Niederhausen, „aber jedes Mal, wenn wir getestet wurden, war die Anspannung für mich unwahrscheinlich hoch.” Ein- bis zweimal wöchentlich seien Abstriche genommen worden, „aber wenn ich negativ war, freute ich mich jedes Mal sehr.” Sie hatte seit der ersten Virus-Welle im Frühjahr stets ein negatives Testergebnis.

Marion Schreiber arbeitet wie ihre Kollegin seit 30 Jahren im Bergmann-Klinikum, sie hat die Nervosität miterlebt, wenn Covid auf der Station wie zuletzt vor zwei Wochen ausbrach und Kolleginnen sofort in Quarantäne mussten. „Ihnen geht es aber inzwischen gut, ein Teil arbeitet schon wieder.” Es ist die Ohnmacht gegenüber dem Virus, das die Schwester „heimtückisch” nennt: „Man weiß, wie man sich schützen muss. Aber man kann noch so vorsichtig sein und weiß, wenn man es hat, nicht, wo man sich’s geholt hat.” Zu wenig Abstand zu Infizierten? „Wahrscheinlich”, sagt Schreiber.

Kinder sorgen sich um die Krankenschwester

Schwester Schade hat vor der Impfung stets befürchtet, Covid-19 aus der Klinik nach Hause mitzubringen und ihre 23 und zwölf Jahre alten Kinder und ihren Ehemann anzustecken. Der Zusammenhalt in der Familie, „die sich um die Mutti sorgte”, habe sie jedoch „sehr berührt”. „Nicht mehr an mich herangelassen” hat Schade das Gedankengut von sogenannten Querdenkern, das sich bis in ihren Bekanntenkreis ausgebreitet hat. Anfangs habe sie sich für den Kampf gegen Corona zu rechtfertigen versucht, „heute mache ich das nicht mehr, wenn jemand die Pandemie für eine Grippe hält”.

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