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Update

Versammlungen am Alten Markt in Potsdam: Tolerantes Bündnis singt lauter als AfD

Die Teilnehmerzahl beim AfD-Weihnachtssingen war überschaubar. Dem Aufruf zur Gegenveranstaltung des Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“ waren wesentlich mehr Menschen gefolgt.

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Potsdam - Rund 200 Teilnehmer hatten sich am Donnerstagabend nicht von dem nasskalten Wetter abschrecken lassen und sangen Weihnachtslieder am Landtag in Potsdam. Eingeladen hatte das Bündnis "Potsdam bekennt Farbe".

Hintergrund war ein Aufruf mehrerer AfD-Kreisverbände für ein Weihnachtssingen auf dem Alten Markt.

Etwa 200 Menschen nahmen an der Veranstaltung des Bündnisses "Potsdam bekennt Farbe" teil und sangen gemeinsam Weihnachtslieder.
Etwa 200 Menschen nahmen an der Veranstaltung des Bündnisses "Potsdam bekennt Farbe" teil und sangen gemeinsam Weihnachtslieder.

© PNN / Ottmar Winter

Im Gegensatz zu der Bündnis-Veranstaltung am Otto-Braun-Platz war die Veranstaltung der AfD weniger gut besucht. Rund 30 AfD-Anhänger waren lediglich dem Aufruf der Partei gefolgt. Gegen 18.20 Uhr hatten sie eine Bühne aufgebaut, kurz danach begann die AfD-Veranstaltung mit einem Gedenken an die Pogromnacht. Rund 30 Teilnehmer legten eine Schweigeminute ein. Einer der Teilnehmer war mit Kippa auf den Alten Markt gekommen.

Brisante Nähe

Bereits um 18 Uhr hatte in der Nikolaikirche am Alten Markt die Eröffnung des Louis-Lewandowski-Festivals für jüdische Chormusik begonnen. Zu dem Konzert mit der Welturaufführung des Oratoriums „Todesfuge“ der israelischen Komponistin Anna Segal waren auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und der israelische Botschafter in Potsdam geladen.

AfD-Weihnachtssingen auf derm Alten Markt - rund 30 Teilnehmer folgten dem Aufruf.
AfD-Weihnachtssingen auf derm Alten Markt - rund 30 Teilnehmer folgten dem Aufruf.

© PNN / Ottmar Winter

Die zeitliche und örtliche Nähe der AfD-Veranstaltung zum Auftakt des jüdischen Musikfestivals war für einige kein Zufall: „Ich finde, die Aktion der AfD ist eine gezielte Provokation und außerdem geschmacklos“, sagte Klara Geywitz (SPD) gegenüber den PNN. „Das Weihnachtssingen, veranstaltet vom Bündnis ,Potsdam bekennt Farbe‘, ist eher im christlichen Sinne, als dass was die Provokateure von der AfD machen“, so die brandenburgische Landtagsabgeordnete. 

Ministerpräsident Woidke wünschte dem Bündnis bei seinem Eintreffen an der Nikolaikirche gutes Gelingen für das angekündigte Singen.

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Mike Schubert (SPD), Potsdams Oberbürgermeister und Vorsitzender des Bündnisses "Potsdam bekennt Farbe", nahm ebenfalls an der Eröffnung des Musikfestivals teil, hatte jedoch zuvor über Facebook dazu aufgerufen, bei der Veranstaltung am Ende der Humboldtstraße teilzunehmen, mitzusingen und "gemeinsam mit uns ein klares Zeichen gegen Fremdenhass, Intoleranz und die Spaltung unserer Gesellschaft" zu setzen.

Die beiden Veranstaltungen wurden durch die Polizei getrennt, die mehrere Wagen an der Humboldtstraße abgestellt hatte.

AfD-Mann Hohloch nennt Gegenveranstaltung einen „Skandal“

Für die AfD war die angekündigte Gegenveranstaltung empörend. „Ich bin erschüttert, das ist mehr als ein Fauxpas, den sich das linke Spektrum leistet. Der Aufruf dieses ‚toleranten‘ Bündnisses ist geschmacklos und antichristlich", sagte Roman Kuffert, der stellvertretende Vorsitzender der Potsdamer AfD bereits am Mittwoch. Auch Kathi Muxel, AfD-Kreisvorsitzende von Oder-Spree, machte im Vorfeld deutlich, dass jeder eingeladen war, „die baldige Ankunft des Herrn mit Liedern und Kerzen zu feiern“. Es gehe nicht „um das Trällern von ein paar Weihnachtsliedern“.

Dennis Hohloch nannte die Bündnis-Veranstaltung einen „Skandal“. Dies seien von Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) geplante „Maßnahmen gegen das Singen von Weihnachtsliedern unbescholtener Bürger, die friedlich zusammen die Vorweihnachtszeit ausklingen lassen und Andacht halten wollen“, schrieb der Potsdamer Stadtverordnete und Vorsitzende der Jungen Alternative in Brandenburg auf Facebook.

» Kommentar von Henri Kramer: Charmanter Protest gegen AfD-Weihnachtssingen

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