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Polizisten sperrten am frühen Sonntagnachmittag einen Teil der Konrad-Wolf-Allee ab.

© M. Thomas

Update

Vermisstes Mädchen aus Potsdam wieder da: Ermittler gehen Verdacht der Freiheitsberaubung nach

Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot nach einem verschwundenen Mädchen aus Potsdam. Am Sonntagmittag fanden Beamte die Sechsjährige. Eine Straftat kann nicht ausgeschlossen werden.

Von Valerie Barsig

Potsdam - 22 Stunden musste ihre Familie um sie bangen, dann fand eine Polizistin sie weinend auf dem Gehweg: Eine Sechsjährige ist am Samstagnachmittag offenbar spurlos aus dem Möbelhaus Porta in Drewitz verschwunden. Jetzt ermittelt die Potsdamer Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Freiheitsberaubung, da ein Verbrechen nicht ausgeschlossen werden kann. 

Keine Angaben zum Gesundheitszustand des Mädchens

Trotz groß angelegter Suche mit Hubschraubern, einer Polizeidrohne und Hunden war das Mädchen bis zum Sonntagmittag nicht auffindbar. Viele befürchteten das Schlimmste. Doch gegen 13 Uhr am Sonntag tauchte das Mädchen an den Wohnblocks zwischen Konrad-Wolf-Allee und Priesterweg wieder auf. Was in den 22 Stunden ihres Verschwindens geschehen ist, das ist bislang ungeklärt. Zu ihrem Gesundheitszustand äußerte sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht. Allerdings wurde das Mädchen noch vor Ort von einem Arzt untersucht, später auch in einem Krankenhaus.

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Video: Valerie Barsig

Gegen 14 Uhr trat der Sprecher der Polizeidirektion West, Heiko Schmidt, in Drewitz vor die Presse. „Die Familie ist sehr erleichtert, dass das Mädchen wieder da ist“, sagte Schmidt. Der Vater der Sechsjährigen habe seine Tochter in Empfang genommen, so Schmidt. Eine Polizistin hatte das Mädchen bei der Suche unweit des Wohnortes der Familie gegen 13.45 Uhr auf der Straße entdeckt und angesprochen. Wo das Mädchen die Nacht verbracht hat – dazu gibt es bislang keine gesicherten Informationen. „Die genauen Umstände klären wir derzeit“, sagte Polizeisprecher Schmidt. Dazu sei das Kind von der Kriminalpolizei altersgerecht befragt worden. Klar ist: Die Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet, die Ermittlungen und Befragungen laufen „intensiv weiter“, hieß es am späten Sonntagnachmittag in einer Mitteilung der Polizei. „Weitere Informationen werden am heutigen Tag nicht mehr veröffentlicht“, teilte die Polizei außerdem mit.

Bei Porta am Stern-Center verschwunden

Aus diesem Möbelgeschäft in Potsdam-Drewitz war das Mädchen hinausgelaufen.
Aus diesem Möbelgeschäft in Potsdam-Drewitz war das Mädchen hinausgelaufen.

© Valerie Barsig

Das Mädchen war am Samstagnachmittag gegen 15.30 Uhr verschwunden. Zu diesem Zeitpunkt war sie gemeinsam mit ihrem Vater und ihren drei Geschwistern im Porta Möbelhaus am Stern-Center einkaufen. Dort war sie in den Fahrstuhl gestiegen und ohne ihre Familie nach unten ins Erdgeschoss gefahren. Ihr Vater sah, wie sie das Möbelhaus nach rechts verließ und lief ihr hinterher, fand sie allerdings nicht mehr. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens trug das Mädchen eine dunkelblaue Daunenjacke, eine schwarze Leggins, türkis-pinke Sportschuhe und eine kleine Handtasche in Erdbeerform. Ihr Vater alarmierte Bekannte, die ihm bei der Suche halfen - allerdings erfolglos. Am Abend alarmierte er die Polizei, die sofort eine umfangreiche Suche mit rund 70 Einsatzkräften einleitete. Einsatzkräfte der Feuerwehr durchsuchten das Möbelgeschäft – das Mädchen fanden sie nicht.

Polizeisprecher: Sehr ungewöhnlich, dass das Mädchen so lange verschwunden war

Die Polizei bat auch die Öffentlichkeit um Mithilfe, unter anderem über die sozialen Medien. Am Sonntagmorgen wurde die Hundertschaft in Oranienburg alarmiert, um die Suche zu verstärken. Es sei ein Großaufgebot im Einsatz gewesen, so der Pressesprecher des Potsdamer Polizeipräsidiums, Torsten Herbst. Die Beamten durchsuchten in den Vormittagsstunden mehrere Straßenzüge in Drewitz, schauten in Hauseingänge und Keller und befragen Anwohner. Man habe den Fall sehr ernst genommen, so Herbst. Dass ein Kind im Gewühl eines Einkaufszentrums verloren geht, sei nicht ungewöhnlich, sagte Herbst. Aber dass es trotz umfangreicher Suche über so lange Zeit nicht wieder auftauche, das sei sehr ungewöhnlich. „Wäre sie bei Verwandten oder Freunden, hätten sich diese nach so breiter medialer Öffentlichkeit bei den Eltern gemeldet“, sagte Herbst noch am Sonntagmorgen.

Es sei das zweite Mal nach dem Verschwinden des sechsjährigen Elias, dass eine derart breite Öffentlichkeitsfahndung durchgeführt wurde, so Herbst. Der sechsjährige Grundschüler Elias aus Potsdam wurde 2015 von Silvio S. entführt, missbraucht und ermordet. Ende Oktober 2015 wurde Elias tot aufgefunden. Im Sommer 2016 wurde Silvio S. vom Landgericht Potsdam wegen Mordes und schweren sexuellen Kindesmissbrauchs zu lebenslanger Haft verurteilt.

Derzeit findet am Potsdamer Landgericht ein weiterer Prozess gegen den Doppelmörder statt, bei dem es um die Frage geht, ob er nach seiner lebenslangen Haft in Sicherungsverwahrung kommen soll. (mit Christine Fratzke und dpa)

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