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Verkehr zwischen Berlin und Potsdam: Stauchaos in Potsdams Norden verschoben

Berlin stoppt kurzfristig die geplanten Bauarbeiten in Gatow. Potsdamer Pendler können aufatmen: Sie bleiben von der Umleitung verschont.

Groß Glienicke/Berlin - Wer regelmäßig zwischen Potsdam und Berlin-Spandau pendelt, wird sich vermutlich freuen: Der Berliner Bezirk hat eine geplante Großbaustelle kurzfristig abgesagt und erspart damit auch Potsdamer Pendlern ein monatelanges Stauchaos auf der Umleitungsstrecke über die Potsdamer Chaussee (B2). Täglich sind laut einer Erhebung der Potsdamer Stadtverwaltung mehr als 6200 Autos in jeder Richtung auf der Umleitungsstrecke unterwegs. Betroffen wäre auch die Buslinie 638 vom Campus Jungfernsee über Groß Glienicke nach Spandau gewesen. Eigentlich sollte ab Freitag die Gatower Straße im Ortskern des Berliner Stadtteils gesperrt werden. Doch daraus wird nun nichts, weil eine Genehmigung der zuständigen Berliner Behörde für Verkehrslenkung fehlt – vorerst.

Kein Thema war in Spandau in den vergangenen Tagen so leidenschaftlich diskutiert wurden wie dieses: Die Baustelle in Gatow, von der 20 000 Menschen vor Ort betroffen sein sollten, Tag für Tag, sechs Monate lang. So lange hätte der Verkehr umgeleitet werden sollen. Folge: Stau ohne Ende, weil sich die Karawane der BVG-Busse und Autos mit all den Kladowern, Gatowern und Potsdamern auf der eh schon verstopften Ausweichstrecke durch den Wald geschoben hätte.

Das Aus kam an dem Tag, an dem das Abgeordnetenhaus das Mobilitätsgesetz beschlossen hat

Doch überraschend verkündete Frank Bewig (CDU) nun die Absage. Er ist in Spandau der zuständige Stadtrat. Bewig war sauer, denn noch immer fehle der Stempel der Verkehrslenkung des Senats, über die in den Bezirksrathäusern ohnehin nicht gerade wohlwollend gesprochen wird. „Ohne schriftliche Anordnung der Verkehrslenkung geht das alles nicht, mir reicht’s“, schimpfte Bewig; also kurzum: „Es wird nicht gebaut. Und ich sehe auch nicht, dass wir 2018 die Baumaßnahme noch mal in Angriff nehmen.“ Die Nachricht verbreitete sich rasant im Spandauer Süden, schließlich ist dort jeder betroffen, und nicht nur die Leute, die in die Stadt wollen. An der Strecke liegen schließlich auch Krankenhäuser und Schulen.

Es geht um eine 1000 Meter lange Strecke im Dorfkern des Ortsteils Gatow. Dort sollten ein Bürgersteig entstehen, den es bislang nicht gibt, und Parkplätze, denn Autos parken derzeit halb auf dem rumpeligen Mini-Radweg. Anschließend hätte ein Fahrradstreifen auf die Straße gepinselt werden sollen als Teil des „Havelradwegs“. Pikant: Das Aus kam an dem Tag, an dem das Abgeordnetenhaus das Mobilitätsgesetz beschlossen hat.

Wer trägt die Verantwortung für das Durcheinander? Der CDU-Stadtrat sei „überfordert“, schimpft die SPD. Der Stadtrat selbst wiederum sagt: Es sollte am 5. Juli mit den Sommerferien losgehen – wie lange sollte er denn warten, um die Anwohner zu informieren, was da sechs Monate auf sie zukommt? Die BVG war auch längst vorbereitet, die Umleitungen für alle Buslinien standen fest. „Ohne verkehrsrechtliche Anordnung der Verkehrslenkung darf die bauausführende Firma aber keine Arbeiten durchführen“, erzählt Bewig. Sonst drohen Schadenersatzklagen wie 2015, als die Bauarbeiter bereits standen, dann aber der Stempel fehlte. 

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