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Im dritten Quartal 2018 waren in Potsdam insgesamt 78 453 Pkw angemeldet – 11 000 mehr als fünf Jahre zuvor.

© Ottmar Winter

Verkehr in Potsdam: So viele Autos gibt es in Potsdams Stadtteilen

In Potsdam gibt es immer mehr Autos. Gefahren wird deshalb dennoch nicht unbedingt mehr. Darauf deuten Verkehrszählungen hin. Die PNN geben den Überblick über die neuesten Zahlen.

Potsdam - Wer in Potsdam in der Hauptverkehrszeit mit dem Auto unterwegs ist, kann es erleben: Das Straßennetz der Landeshauptstadt stößt bisweilen an seine Grenzen. Viele haben den Eindruck, es gehe auf den Straßen immer schlechter voran. Dabei ist es das erklärte Ziel der Potsdamer Verkehrsstrategie, dass der Autoverkehr nicht weiter zunimmt.

Innerhalb von fünf Jahren sind 11 000 Autos dazugekommen

Tatsächlich gibt es in der Stadt aber immer mehr Autos. So waren im dritten Quartal 2018 in Potsdam insgesamt 78 453 Pkw angemeldet – mehr als 11 000 mehr als fünf Jahre zuvor. Dazu kommen noch Lastkraftwagen, Busse und Motorräder. Allerdings hat auch die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum deutlich zugenommen – nämlich um fast 17 000. Auf 1000 Potsdamer kommen damit aktuell 439 Autos – 15 mehr als vor fünf Jahren. In den Zahlen sind aber auch Fahrzeuge von Firmen und Behörden miterfasst. Rechnet man sie heraus, kommt man stadtweit auf 417 Pkw pro 1000 Einwohner.

Die Stadtverwaltung will an ihrer Linie festhalten. „Entscheidend für das Mobilitätsverhalten ist nicht vordergründig der Besitz eines Autos“, sagt Norman Niehoff, der im Rathaus den Bereich Verkehrsentwicklung leitet. Denn die Zahl der Autos habe immer schon zugenommen, wo die Wirtschaft boomt – die Zahl der Pkw dürfe daher nicht überbewertet werden. Wichtig sei „die tatsächliche Nutzung“ der Verkehrsmittel. Man setzte weiterhin darauf, langfristige und attraktive Alternativen zum motorisierten Individualverkehr zu etablieren und auszubauen, statt mit Verboten und Sanktionen zu arbeiten. Das hört man auch beim Automobilclub ADAC gern. „Nur wenn der Nahverkehr ausgebaut wird und attraktiver gestaltet wird, können die Straßen langfristig entlastet werden“, sagt Sprecherin Sandra Hass. Dazu gehöre eine optimierte Taktung insbesondere in den Abendstunden.

Norman Niehoff ist Potsdams Bereichsleiter für Verkehrsentwicklung.
Norman Niehoff ist Potsdams Bereichsleiter für Verkehrsentwicklung.

© Sebastian Gabsch

In 25 Stadtteilen hat die Zahl der Autos zugenommen

Verkehrszählungen legen indes nahe, dass die Potsdamer ihr Auto öfter mal stehen lassen: Auf der Langen Brücke und der Humboldtbrücke zusammen wurden im Jahr 2016 im Durchschnitt pro Tag 95 000 Fahrzeuge gezählt. Die Menge hat in den vergangenen Jahren sogar leicht abgenommen. 2008 waren es noch mehr als 100 000 Kraftwagen pro Tag.

Die Potsdamer sind allerdings sehr unterschiedlich unterwegs. Das kann man einer Auswertung der Stadtteilstatistik entnehmen. Die neuesten Zahlen aus diesem Bereich stammen von Ende 2017. Insgesamt unterscheidet das Rathaus in seiner Statistik 33 Stadtteile. In 25 davon hat die Zahl der angemeldeten privaten Pkw im Jahr 2017 zugenommen. In 13 Stadtteilen wuchs auch die Quote des Autobesitzes pro 1000 Einwohner – also der Motorisierungsgrad, wie es offiziell heißt.

Die meisten Autos gibt es am Stern

Mit 7059 waren die meisten Autos im Stadtteil Stern angemeldet, allerdings ist der Stern mit seinen 16 711 Einwohnern auch der mit Abstand bevölkerungsreichste Stadtteil. Die besagte Quote des Pkw-Besitzes war mit 422 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner leicht gesunken. Den größten Zuwachs gab es im Jahr 2017 in Bornstedt, zu dem auch das stark wachsende Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld gehört. Dort stieg die Zahl der Autos um 338 auf 5150 an. Die Quote pro 1000 Einwohner sank leicht auf 398 Autos.

Zu den Stadtteilen mit überdurchschnittlichem Pkw-Besitz zählen sämtliche nördlichen Ortsteile – wenngleich dort wegen der niedrigen Einwohnerzahl nicht viele Fahrzeuge zusammenkommen. Aber auch Einwohner von Babelsberg, Klein Glienicke sowie der Berliner Vorstadt besitzen überdurchschnittlich viele Autos. Vergleicht man die Ergebnisse für alle Stadtteile, sind zwei Trends sichtbar: In Stadtteilen mit guter Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz sind in der Regel weniger Autos angemeldet. Umgekehrt nimmt der Autobesitz mit dem Einkommen zu. In der noblen Berliner Vorstadt etwa kamen 1574 Autos auf 2785 Einwohner mit Hauptwohnsitz. Die Quote stieg innerhalb eines Jahres von 543 auf 565. Zum Vergleich: Im Schlaatz kamen im Jahr 2017 auf 9487 Einwohner 2596 private Autos. Die Quote ging von 277 auf 274 zurück. Das ist der niedrigste Motorisierungsgrad aller Stadtteile.

Einen dritten Havelübergang will die Stadt immer noch nicht

Doch die Straßen der wachsenden Stadt müssen nicht nur die Autos der Potsdamer verkraften, sondern auch noch viele Pendler. Das hat die letzte sogenannte Kordonzählung im Auftrag der Stadtverwaltung gezeigt. Dabei wurden die ein- und ausfahrenden Autos an der Stadtgrenze im Herbst 2016 gezählt. Demnach fuhren rund 192 000 Fahrzeuge täglich über die Potsdamer Stadtgrenze hin und zurück. 59 Prozent davon waren Einpendler. Im Vergleich zu 2011 war das eine Steigerung von sieben Prozent.

Den aus der Stadtpolitik immer wieder kommenden Forderungen nach einem dritten Havelübergang erteilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage erneut eine Absage. Der Hauptteil des Pendelverkehrs im Westen der Stadt habe auch ein Ziel in Potsdam. „Die von vielen erhoffte Entlastung der Verkehrssituation würde mit der Havelquerung voraussichtlich nicht eintreffen“, so Niehoff. Hinzu komme, dass durch die Schaffung neuer Verkehrswege auch neue Verkehrsströme und -mengen entstehen würden. Kurz: Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten.

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