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In der Zeppelinstraße sind die Abgaswerte den zweiten Monat in Folge zurückgegangen.

© Sebastian Gabsch

Verkehr in Potsdam: Sinkende Abgaswerte in der Zeppelinstraße

Die umstrittene Einengung scheint erste Wirkungen zu zeigen. Laut dem Bus-Betreiber Regiobus gibt es aber noch immer viele Verspätungen in den Hauptverkehrszeiten.

Potsdam-West - Das Vorgehen ist umstritten: Doch nach der versuchsweisen Einengung der Zeppelinstraße sind auch den zweiten Monat in Folge die zu hohen Abgaswerte auf der vielbefahrenen Strecke zurückgegangen. Auch in der ersten Septemberwoche lag die Schadstoffbelastung unter den geltenden Grenzwerten, wie aktuelle Luftgütedaten des märkischen Landesumweltamts zeigen.

Demnach lag die durchschnittliche Belastung mit giftigem Stickstoffdioxid sowohl im Juli als auch August bei 33 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Zulässig sind 40 Mikrogramm im Jahresdurchschnitt. Im Juli und August 2016 waren es im Durchschnitt noch 43 beziehungsweise 37 Mikrogramm gewesen, wohl auch bedingt durch die Ferienzeit. Mit Beginn dieses Monats lag die durchschnittliche Belastung dann bei 38 Mikrogramm. Der Monatsmittelwert des vergangenen Septembers hatte noch bei 57 Mikrogramm gelegen. Gleichwohl gibt man sich bei der Stadtverwaltung noch zurückhaltend. „Der Modellversuch befindet sich noch in der ersten Auswertungsphase“, sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow den PNN.

Seit Monaten wird die Einengung kontrovert diskutiert

Die weitgehende Einengung der Zeppelinstraße auf jeweils eine stadtein- und auswärtige Spur – plus einem wechselseitigen Mittelstreifen zum Abbiegen – wird seit Monaten kontrovers debattiert. Während viele Anwohner und Radfahrer zum Beispiel den neuen Fahrradweg entlang der Straße loben, haben Pendler aus den Umlandgemeinden und Wirtschaftsvertreter massiv Kritik an dem Experiment geübt – damit würde der Autoverkehr in Potsdam noch mehr ausgebremst und in die Nebenstraßen verlagert, so ein Hauptargument. Die Stadt will dem Bauausschuss der Stadtverordneten im November eine erste Zwischenbilanz zur Zeppelinstraße vorlegen, auch zur Zunahme von Verkehr auf benachbarten Strecken wie der Geschwister-Scholl-Straße. „Erst wenn dieser Zwischenbericht vorliegt, können wir die Daten sachlich und fundiert bewerten“, sagte Brunzlow. Bislang ist der Versuch für sechs Monate geplant.

Probleme sieht man weiterhin beim mittelmärkischen Unternehmen Regiobus, das die Buslinien 580 und 631 über die Zeppelinstraße betreibt. Gerade in den Hauptverkehrszeiten müsse man im Schnitt mit zehn Minuten Verspätung auf der Zeppelinstraße rechnen, manchmal auch mehr. „Es hat uns überrascht, dass unsere Busse auch stadtauswärts vielfach Verspätung haben, gerade nachmittags.“ Er erwarte eine Verschärfung der Situation in der kalten Jahreszeit. Auch würden manche Autofahrer die auf der Zeppelinstraße markierten Busspuren blockieren.

Zuletzt hatte Baudezernent Rubelt den Versuch kritisiert

Als weitere Schwäche des Versuchs hatte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) zuletzt benannt, dass es noch keine Busspur zwischen Geltow und Potsdam gebe. Dadurch würden Busse im Berufsverkehr mit den Autos im Stau stehen. Der Anreiz für Pendler, auf das Auto zu verzichten, sei somit gering – die Abgasbelastung in der Zeppelinstraße soll gerade dadurch reduziert werden, dass dort weniger Fahrzeuge unterwegs sind. Wann die Busspur kommt, ist noch unklar.

Auch andere Maßnahmen gegen Luftverschmutzung dauern länger. So bremst der Verkehrsbetrieb (ViP) die Hoffnungen, dass die Potsdamer Diesel-Busflotte schnell auf alternative Elektro- oder Brennstoffzellenantriebe umgerüstet werden kann. Das sei eine „anspruchsvolle, zeit- und kostenintensive Maßnahme von hoher Komplexität“, erklärte ViP-Sprecher Stefan Klotz auf Anfrage. So benötigten Elektrobusse eine Ladeinfrastruktur entlang der Trasse und auf dem Betriebshof, dazu müsste eine neue Werkstatthalle gebaut werden. Zudem sei vor dem nächsten Zyklus der Busbeschaffung – nach 2025 – noch eine umfangreiche Testphase für solche E-Busse nötig. Zuletzt hatte die Potsdamer CDU-Bundestagsdirektkandidatin Saskia Ludwig gefordert, die Stadt Potsdam müsse bei der Bundesregierung sofort Anträge stellen, um Dieselbusse umzurüsten. Dafür hätte der Bund 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt, so Ludwig. Dagegen kritisierte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock, was die Bundesregierung betroffenen Kommunen wie Potsdam in Aussicht stelle, „ist ein laues Lüftchen“.

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