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So wie die Straße An der Alten Zauche sehen viele Potsdamer Straßen aus. Die Stadt will nun den Sanierungsstau abarbeiten.

© Andreas Klaer

Verkehr in Potsdam: Riesiger Sanierungsstau auf Potsdams Straßen

Der Zustand von Potsdams Straßen hat sich dramatisch verschlechtert. Binnen zwei Jahren hat sich der Sanierungsrückstau verdoppelt. 

Von Peer Straube

Potsdam - Slalomfahrten um Schlaglöcher herum, Schüttelerlebnisse auf maroden Pflasterstraßen, Stoßdämpfer im Härtetest auf bröseligen Betonpisten: Jeder Potsdamer Autofahrer kennt die Tücken des hiesigen Straßennetzes. Am gestrigen Freitag hat Verkehrsdezernent Bernd Rubelt (parteilos) eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Zustand der Potsdamer Verkehrswege vorgelegt – mit erschreckendem Ergebnis. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Es soll gegengesteuert und erheblich investiert werden. Ein Überblick.

Wie geht es Potsdams Straßen?

Schlecht – und vor allem: mit jedem Jahr schlechter. Der Sanierungsrückstau auf dem 630 Kilometer langen Straßennetz hat sich binnen einer vergleichsweise kurzen Zeit in schwindelerregende Höhen geschraubt. 122 Millionen Euro müssten investiert werden, um alle Straßen in einen guten bis sehr guten Zustand zu versetzen. Das ist doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren und sechsmal so viel wie 2012.

Wie konnte es dazu kommen?

In erster Linie aus Geldmangel. In Zeiten knapper Kassen sei Budget für den Straßenunterhalt jahrelang viel zu klein gewesen, sagte die städtische Verkehrsplanerin Martina Woiwode. Ende der 1990er-Jahre habe es nur bei etwa 750 000 Euro pro Jahr gelegen, 2012 gab es dann eine Erhöhung auf 1,2 Millionen Euro, später auf 2,3 Millionen Euro. 

„Wir sind auf Verschleiß gefahren“, räumte Woiwode ein. Inzwischen liegt das Budget bei knapp fünf Millionen Euro, doch auch das ist zu wenig. Hinzu kämen die drastisch gestiegenen Baupreise, erklärte Verkehrsdezernent Rubelt. Die kletterten mittlerweile um bis zu zehn Prozent jährlich. Als krassestes Beispiel nannte er die gescheiterte Ausschreibung für den Umbau des Leipziger Dreiecks. Die Angebote hätten zum Teil fast 100 Prozent über der Kalkulation gelegen, sagte der Baudezernent. 

Wie geht die Stadt mit dem Problem um? 

Künftig soll deutlich mehr investiert werden. Auf 7,5 Millionen Euro soll das jährliche Budget für Instandhaltungen und Reparaturen ansteigen – allerdings erst ab 2023. In der sogenannten mittelfristigen Finanzplanung, die die Jahre bis 2023 umfasst, wird noch mit geringeren Summen geplant: Knapp 4,9 Millionen Euro für 2019, rund 4,3 Millionen Euro für 2020, etwa 5,2 Millionen Euro für 2021 und nahezu 5,7 Millionen Euro für 2022. Bis einschließlich 2023 wären das insgesamt gut 27,5 Millionen Euro. Nur für 2019 steht das Budget bereits fest, was danach kommt, muss im Zuge der jeweiligen Haushalts-beratungen erst noch von den Stadtverordneten abgesegnet werden. Nur wenn man ab 2023 tatsächlich auf ein jährliches Budget von 7,5 Millionen Euro komme, könne man den Sanierungsstau auch wirklich abbauen, mahnte Rubelt.

Wofür wird das Geld konkret verwendet? 

Es wird gemäß einer neuen, auf fünf Jahre angelegten Prioritätenliste ausgegeben. 2019 sollen beispielsweise in der Galileistraße gerissene Betonfugen ausgebessert werden, die Abfahrten von der Nuthestraße zur Konrad-Wolf-Allee bekommen eine neue Deckschicht, in der Konrad-Wolf-Allee selbst wird das noch fehlende Stück zwischen Kirchsteigfeld und dem Kreisel an der Slatan-Dudow-Straße erneuert. 

Die Straße Am Kanal bekommt eine neue Asphaltierung, ebenso die Breite Straße stadtauswärts zwischen Schopenhauer- und Zeppelinstraße sowie die Pappelallee auf voller Länge. Zudem wird 2019 auch mit der schrittweisen Erneuerung der Fahrbahn der Heinrich-Mann-Allee begonnen, die sich bis 2023 hinzieht. 2020 sind unter anderem die Alleestraße und die Amundsenstraße dran, 2021 etwa die Michendorfer Chaussee bis zum Ortsausgang und Teile der Potsdamer Straße. 2022 schließlich die Straße Brauhausberg, die komplette Fritz-Zubeil-Straße, die Dorfstraße in Satzkorn und die Hegelallee auf voller Länge. 2023 dürfen sich die Autofahrer dann auf die Fahrbahnerneuerung der kompletten Zeppelinstraße freuen.

Reicht das Geld aus? 

Nein, denn alle genannten Zahlen beziehen sich nur auf das Instandhaltungsbudget. Wenn aber eine Straße grundhaft ausgebaut, also von oben bis unten erneuert wird, muss das Geld aus dem Investitionstopf kommen. Auch der müsse aufgestockt werden, forderte Rubelt. Hinzu kommt: Der Zustand der Potsdamer Brücken ist in der Bestandsaufnahme nicht erfasst. Eine solche bekommen die Stadtverordneten im Dezember vorgelegt. Dann wird’s wohl noch mal teuer. Denn: „Einige dieser Brücken“, ließ Woiwode durchblicken, „bereiten uns Sorgen“.

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