zum Hauptinhalt

Verkehr in Potsdam: Pendlerfrust in Potsdams Norden

Weil die Bahn am Berliner Außenring baut, verlängert sich für Berufspendler aus der Landeshauptstadt der Weg zur Arbeit erheblich. Das sorgt für großen Frust.

Potsdam - Schienenersatzverkehr, Probleme mit Anschlussverbindungen und deutlich verlängerte Fahrtzeiten: Am Nordrand von Potsdam sorgt eine Bahnbaustelle seit Monaten für weite Umwege und Frust unter Pendlern. Besonders ärgert die Betroffenen, dass die Erschwernisse aus ihrer Sicht gar nicht nötig wären.

Anlass ist eine Baustelle auf dem Berliner Außenring. Bei Priort wird an einer Brücke gebaut – mit Ottersteg, wie die Bahn auf Anfrage erklärt. Bereits seit Anfang Oktober ist die Strecke deshalb für Personenzüge gesperrt. Die Regionalbahnlinien 20 nach Oranienburg und 21 nach Wustermark sind deshalb unterbrochen. Die Bahn nutzt die Zeit, um auch zwischen Marquardt und Golm eine weitere Eisenbahnüberführung zu erneuern. Nach Angaben des Unternehmens dauern die Bauarbeiten noch bis zum 14. Februar. Dreimal muss die Strecke sogar voll gesperrt werden. Zum letzten Mal vom 15. bis zum 18. Februar. Als Ersatz fahren Busse. Doch die Haltestellen des Schienenersatzverkehrs liegen nicht immer direkt an den jeweiligen Bahnhöfen. In den Bussen kann es unter Umständen eng werden. Die Bahn weist darauf hin, dass die Beförderung von Fahrrädern, Rollstühlen und Kinderwagen nur eingeschränkt möglich sei.

Der Arbeitsweg dauert deutlich länger 

Der Potsdamer Gerald Zahn ist einer der Betroffenen. Jeden Tag fährt er vom Bahnhof Charlottenhof aus zu seinem Arbeitsplatz in Hennigsdorf. Die Regionalbahnlinie 20 fährt einmal pro Stunde auf der Strecke. „Das dauert normalerweise eine halbe Stunde“, sagt er. Sein Fahrrad nimmt er mit. So braucht er von Tür zu Tür knapp 50 Minuten. Er fahre gern mit der Bahn – eigentlich.

Denn seit Anfang Oktober braucht Zahn für seinen Arbeitsweg deutlich länger. „Anderthalb Stunden, manchmal auch zwei. Für eine Strecke“, sagt er. Denn alle Züge enden in Golm, dort muss in die Ersatzbusse umgestiegen werden. Doch da gebe es ein paar Hindernisse. Der Weg sei nicht ausgeschildert, kritisiert Zahn. Für ihn sei das zwar kein Problem, doch Ortsfremde seien dort verloren. Außerdem würden Busse und Bahnen bei Verspätung nicht aufeinander warten. Wenn man die Leute zum Autofahren zwingen wolle, müsse man es genauso machen.

Das sei ärgerlich, so Zahn. Zumal man beobachten könne, dass auf der Strecke trotz der Baustelle regelmäßig Züge unterwegs seien. Nur seien das ausschließlich Güterzüge, wie ihm auch Bauarbeiter an der Brückenbaustelle erzählt hätten. 

Hohe Belastung durch Güterverkehr

Auf Nachfrage bestätigt das auch die Deutsche Bahn. „Aufgrund der Eingleisigkeit kommt es zu Einschränkungen der verfügbaren Kapazitäten für den Schienenpersonennahverkehr und Schienengüterverkehr“, sagt ein Bahnsprecher. Die Belastung des westlichen Berliner Außenringes durch den Güterverkehr sei derzeit besonders hoch, weil auf dem östlichen Abschnitt auch Einschränkungen wegen Baumaßnahmen am Karower Kreuz und am Biesdorfer Kreuz gebe.

„Immerhin“, sagt Zahn, „seit dem Fahrplanwechsel im Dezember fährt wenigstens am Morgen wieder ein Zug“. Um 6.23 Uhr geht es ab dem Potsdamer Hauptbahnhof in Richtung Hennigsdorf. Allerdings braucht der Zug für die Strecke eine Stunde und zwölf Minuten. Auch die von der Bahn vorgeschlagene Alternativroute über Berlin stößt bei Betroffenen auf wenig Gegenliebe. Kein Wunder: Mit Umstieg in Berlin-Friedrichstraße ist man mit der S-Bahn fast anderthalb Stunden unterwegs und Besitzer einer Monatskarte für das Tarifgebiet BC müssen sich für 1,60 Euro eine Anschlussfahrkarte für Zone A dazukaufen.

Zahn ist mit seiner Kritik nicht allein. Auch der Hohen Neuendorfer Kreistagsabgeordnete Lukas Lüdtke (Linke) hatte sich laut einem Bericht der Märkischen Oderzeitung beschwert, bei der Bahn und im Landesverkehrsministerium interveniert und einen Express-Bus zwischen Hennigsdorf und Potsdam Hauptbahnhof gefordert.

Ende der Bauarbeiten soll Ende Februar sein

Zahn hofft nun, dass die Bauarbeiten wenigstens planmäßig im Februar abgeschlossen werden. „Der Einschub der neuen Brücke ist für Anfang des Jahres 2019 geplant“, sagt der Bahnsprecher. Bisher sei der Bahndamm zurückgebaut, Hilfsbrücken eingesetzt sowie die Reste der bestehenden Widerlager abgebrochen und neue errichtet worden. Die Frage, ob die Bauarbeiten wirklich Mitte Februar abgeschlossen sein werden, beantwortete die Bahn hingegen nicht.

Tatsächlich wird an der Stelle nicht zum ersten Mal gebaut. Auch 2016 gab es bereits Einschränkungen auf der Strecke. Die Bauarbeiten wurden seinerzeit unterbrochen, weil es Schwierigkeiten mit dem Untergrund gab. „Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben aus dem Naturschutz steht für die Umsetzung der Baumaßnahme in diesem Gebiet nur der Herbst und der Winter zur Verfügung“, heißt es nun.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false