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Verkehr in Potsdam: Neue Lange Brücke für mehr als 20 Millionen Euro

Der Neubau der Langen Brücke über die Havel könnte mindestens 20 Millionen Euro kosten. Diese Summe müsse Potsdam vermutlich alleine aufbringen. Auch noch völlig unklar ist der Zeitplan und wie der Verkehr während der Bauarbeiten umgeleitet werden soll.

Potsdam - Für den perspektivischen Neubau der Langen Brücke geht das Verkehrsflächenamt im Rathaus von mindestens 20 Millionen Euro Kosten aus. So viel müsse man – allein für einen Brücken-Neubau mit architektonischem Anspruch – einplanen, teilte Behördenchef Norbert Praetzel den PNN jetzt auf Anfrage mit. Ob die möglichen Gesamtkosten – neben dem Neubau sind erhebliche Umfeldarbeiten nötig – bis auf 50 Millionen Euro steigen könnten, wollte der Amtsleiter nicht kommentieren: Das sei derzeit nicht seriös belegbar.

Wie auch immer: Die Millionensumme ist für die rasant wachsende Stadt eine Herausforderung, weil zusätzlich in den kommenden Jahren noch Millionenbeträge für neue Schulen und andere Infrastrukturprojekte fällig werden, der Schuldenstand sich ohnehin kontinuierlich erhöht. Mit finanzieller Hilfe beim Brückenbau kann Potsdam nach aktuellem Stand jedenfalls nicht rechnen. Erkenntnisse über belastbare Fördermöglichkeiten lägen aktuell nicht vor, so Praetzel.

Bauarbeiten könnten zwei bis vier Jahre dauern

Wie berichtet hat die Stadt kürzlich überraschend bestätigt, dass derzeit die Vorplanungen für den Neubau der Brücke anlaufen. Daher stehe auch noch nicht konkret fest, wie der Verkehr während der Bauarbeiten an dieser neuralgischen Stelle weiterhin fließen soll – rund 50 000 Fahrzeuge nutzen den Übergang täglich. Einzig die Bauzeit steht grob fest: Je nach Brückenarchitektur sei von einem Zeitraum zwischen zwei und vier Jahren auszugehen, so Praetzels Schätzung.

Allerdings ist der Zeitplan noch unklar. Ob der Neubau womöglich sogar parallel zum ab 2018 geplanten Umbau des benachbarten Leipziger Dreiecks erfolge, der sich ebenfalls über mehrere Jahre streckt oder erst danach, sei noch unklar, sagte Praetzel: „Ohne eine gesicherte und abgestimmte Finanzplanung ist keine realistische Zeitplanung möglich.“ In jedem Fall müssen sich Autofahrer dort aber auf Jahre währende Verkehrseinschränkungen einstellen.

Bauen unter Verkehr sei möglich

Den Bau einer Ersatzbrücke während der Bauzeit will die Stadt möglichst vermeiden. Schon bei vergangenen Brückenbauprojekten – etwa die vor knapp zehn Jahren gebaute Tram- und Fußgängerbrücke neben der Langen Brücke – habe die Verwaltung gezeigt, „dass Bauen unter Verkehr möglich ist“. Dieses Planungsziel gelte auch für den avisierten Neubau.

Zusätzlich verschärft könnte das Problem durch die Planungen des Landesbetriebs Straßenwesen werden, der in den kommenden Jahren einen besonders heiklen Abschnitt der Nuthestraße sanieren will: die Brücke über die Eisenbahn. Dort kann der Autoverkehr während der Bauzeit nur einspurig rollen. Zur Frage, ob die Stadt in der Abstimmung sei, um Parallelbaustellen auf den wichtigen Verkehrsadern zu vermeiden, sagte Praetzel: „Gespräche mit dem Landesbetrieb zu verschiedenen Fragen der verkehrlichen Abwicklung finden regelmäßig statt.“

Hoher Verschleißgrad der Langen Brücke

Die Lange Brücke wurde zwischen 1958 und 1961 errichtet. Schon damals habe es Hinweise auf Konstruktions- und Ausführungsmängel bei der Spannbetonbrücke gegeben, so Praetzel. Mehrfache Instandsetzungen hätten den hohen Verschleißgrad nicht kompensieren können – daher sei nun der Neubau nötig. Die maximal noch mögliche Brücken-Lebenszeit könne man nicht vorhersagen, erklärte Praetzel. Das Bauwerk werde derzeit einmal jährlich auf Risse untersucht. Zuletzt fand das nur alle drei Jahre statt.

Um die Lebensdauer der Brücke zu verlängern, müsse die Stadt Nutzungsbeschränkungen erlassen. Möglich seien Lastbeschränkungen, Tempolimits, größere Abstandsregelungen sowie Spursperrungen. Möglichst schon ab November solle auf der Brücke ein Verbot für Lkws mit einem Gewicht von mehr als 30 Tonnen gelten, so Praetzel. Deren Anteil am Verkehrsaufkommen liege bei weniger als einem Prozent. Die Laster müssten dann umgeleitet werden.

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