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Jan Stutzer vom Polizeipräsidium Brandenburg, Stefan Overkamp vom ADFC Brandenburg und Torsten von Einem (v.l.).

© PNN / Ottmar Winter

Verkehr in Potsdam: Neue Kampagne soll Bewusstsein für Seitenabstand erhöhen

Autofahrer fahren beim Überholen oft zu nah an Radfahrern vorbei. Eine neue Kampagne soll das jetzt ändern.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Das Piktogramm auf dem Aufkleber ist eindeutig: In Neongelb ist ein Auto neben einem Fahrrad zu sehen, zwischen den beiden Fahrzeugen ein Pfeil, der in beide Richtungen zeigt. „Mind. 1,5m“ steht darüber – auch im Vorbeifahren ist die Aussage also leicht zu erfassen: Autofahrer sollen eineinhalb Meter Abstand zu Radfahrern halten, wenn sie sie auf der Straße überholen. Ab sofort wird dieser Aufkleber auf Polizeiautos in ganz Brandenburg zu sehen sein, am Dienstag war der offizielle Startschuss der Aktion „Anderthalb Meter“ in Potsdam – initiiert vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club.

An mehreren Autos von Polizei und Potsdamer Ordnungsamt kleben nun Hinweise, die auf den nötigen Abstand hinweisen.
An mehreren Autos von Polizei und Potsdamer Ordnungsamt kleben nun Hinweise, die auf den nötigen Abstand hinweisen.

© Ottmar Winter

Mit der Kampagne soll vor allem in engen Städten wie Potsdam das Bewusstsein der Autofahrer gestärkt werden, besser auf den Abstand zu den Radlern zu achten, so der Brandenburger ADFC-Landesvorsitzende Stefan Overkamp. Bei Zusammenstößen zwischen Autos und Radfahrern komme es oft zu Stürzen und schweren Verletzungen. Hauptunfallursache sei zu geringer Abstand zwar bei weitem nicht, so Overkamp. Fahrradfahrer fühlten sich durch zu nahe Autofahrer aber schnell unwohl und trauten sich gar nicht erst aufs Rad.

100 Polizei-Autos haben die neuen Aufkleber schon

Bislang seien 100 Funkwagen der Polizei mit dem Aufkleber ausgestattet, so Jan Strotzer, Leiter des Fachbereichs für Verkehrsangelegenheiten im Brandenburger Polizeipräsidium. Bei der Auswahl habe man sich auf die Autos beschränkt, die dort unterwegs seien, wo der Hinweis Sinn ergebe – also vor allem in den Städten. Von der Anfrage des ADFC bei der Brandenburger Polizei bis zur Umsetzung habe es einige Zeit gedauert, räumte Strotzer ein. Schließlich klebt sich die Polizei nicht alles Mögliche auf die Autos – im Gegenteil. „Es ist das erste Mal, dass wir so eine Aktion machen.“

Jan Strotzer ist im Polizeipräsidium für Verkehr zuständig.
Jan Strotzer ist im Polizeipräsidium für Verkehr zuständig.

© PNN / Ottmar Winter

Gezielte Kontrollen, ob Autofahrer den Abstand einhalten, gab es bislang in Brandenburg nicht – zumindest nicht in der Form, wie sie immer wieder in Berlin stattfinden. Darauf angesprochen konnte Strotzer lediglich auf die Fahrradkontrolle Anfang April verweisen – die allerdings nicht auf das Fehlverhalten der Autofahrer, sondern das der Radfahrer abzielte. Er versprach aber, dass die Polizei künftig auch stärker auf den Abstand zwischen Auto- und Radfahrern achten werde.

Oft wird der Seitenabstand nicht eingehalten

In der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben sei der Abstand übrigens nicht, so Overkamp. Allerdings ergebe sich die Vorschrift aus zahlreichen Rechtsprechungen. Dass er oft nicht eingehalten werde, zeigten aber Aktionen wie der „Radmesser“ des Berliner „Tagesspiegels“, bei dem 100 Testfahrer zwei Monate lang mit Abstandssensoren ausgerüstet wurden. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte aller Pkw, Lkw, Busse und motorisierter Zweiräder überholten die Fahrradfahrer zu eng. Dabei gilt laut Overkamp: Wenn es für den Autofahrer nicht möglich ist, den Abstand von eineinhalb Metern einzuhalten, muss er mit dem Überholen warten. Potsdamer Radfahrer wissen allerdings, dass das an engen Stellen wie etwa der Behlertstraße reine Theorie ist.

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Es gibt auch einen Tipp für Radfahrer

Die Idee mit den Aufklebern wurde übrigens nicht in Potsdam geboren, bereits 2017 hat der ADFC eine solche Aktion in Köln gestartet. Mittlerweile sind dem Fahrradclub zufolge deutschlandweit 5000 Fahrzeuge mit den Aufklebern versehen, die beim ADFC bestellt werden können. Auch einige Kommunen beteiligen sich, mit dabei die Stadt Potsdam – wie es auch die Fraktion Die Andere gefordert hatte. Bislang ist geplant, vier Ordnungsamtsautos mit den Aufklebern auszustatten, so Potsdams Radverkehrsbeauftragter Torsten von Einem. Welche weiteren städtischen Autos dafür infrage kommen, werde noch geprüft.

ADFC-Landeschef Overkamp hat übrigens auch noch einen Tipp mitgebracht, was die Radfahrer selbst für einen größeren Abstand machen können: Von vornherein nicht allzu weit rechts fahren, ruhig einen Sicherheitsabstand zum Bordstein von 70 oder 80 Zentimetern einhalten. „Damit signalisiert man, dass man Platz braucht. Und wird im Zweifel weniger eng überholt.“

+++ Was wünschen Sie sich für mehr Sicherheit als Radfahrer in Potsdam und was sind hier die größten Probleme? Teilen Sie uns Ihre Meinung in der PNN-Umfrage mit >>

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