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Verkehr in Potsdam: Endstation Campus am Jungfernsee

Staus und Lärm sind vorprogrammiert: Ende Oktober soll der Bau der neuen Tram zum Plattner-Campus am Jungfernsee starten. Für den öffentlichen Nahverkehr in Potsdam haben die Arbeiten eine enorme Bedeutung.

Potsdam - Für Anwohner bedeutet es ein Jahr Lärm, für Autofahrer im Norden neue Staus und für einige Bäume die Fällung durch die Motorsäge: Nach jahrelanger Planung beginnen im Herbst die Bauarbeiten zur Verlängerung der Straßenbahn von der Viereckremise zum Plattner-Campus am Jungfernsee. Der erste Spatenstich soll vermutlich Ende Oktober vollzogen werden.

Was für die einen für eine begrenzte Zeit lästig ist, hat für den öffentlichen Nahverkehr in Potsdam eine enorme Bedeutung. Schließlich handelt es sich um die erste Neubaustrecke der Straßenbahn seit der Verlängerung der Trasse zum Volkspark wegen der Bundesgartenschau im Jahr 2001. Seitdem wurde hauptsächlich in den Erhalt des Bestands investiert und bestehende Strecken umgebaut – besonders an den Havelübergängen.

Der Wachstum in Potsdams Norden macht sich bemerkbar

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 soll die Strecke in Betrieb gehen. Nach den Plänen des Verkehrsbetriebs ist sie genau 1125 Meter lang. Der Neubau soll 7,5 Millionen Euro kosten. „Mit der Verlängerung reagieren wir auch auf die derzeit bereits wachsende Nachfrage auf der Linie 96 entlang der Roten Kasernen“, heißt es vom Verkehrsbetrieb ViP. Hintergrund ist, dass sich das Wachstum der Stadt vor allem im Norden bemerkbar macht. Im Bornstedter Feld erwartet der Verkehrsbetrieb bis zum Jahr 2025 ein Wachstum der Nachfrage um 57 Prozent. So sollen entlang der Georg-Hermann-Allee Hunderte neuer Wohnungen gebaut werden und auch auf dem Campus am Jungfernsee entsteht ein neues Viertel mit 150 Stadtvillen.

Hohe Nachfrage dürfte auch im benachbarten Gewerbegebiet vorhanden sein. Dort befindet sich bereits das SAP Innovations Center mit etwa 300 Mitarbeitern. Weitere Ansiedlungen werden erwartet. Dessen Chef Jürgen Müller hatte zuletzt im PNN-Interview erneut auf einen zügigen Ausbau der Tram gedrungen: „Das ist auch für unsere in Potsdam wohnenden Mitarbeiter wichtig, nicht nur für Pendler aus Berlin.“

Die Stadt hatte SAP bei der Ansiedlung die Verlängerung der Tramstrecke vertraglich zugesichert. Doch dann gab es Verzögerungen. Potsdam fehlte das Geld. Hintergrund war die Änderung der Förderbedingungen für Investitionen in die Infrastruktur durch das Land Brandenburg im Jahr 2013. Statt projektbezogen zu fördern, gab es plötzlich Pauschalen für die Kommunen. Potsdam gingen so jährlich etwa 900 000 Euro verloren.

50 Millionen Euro für Gleise und Umbauarbeiten

Mittlerweile sind die Planungen für die Bauarbeiten weit fortgeschritten. „Das Gleisbaumaterial ist bestellt und die Ausschreibung der Bauleistung steht kurz vor der Veröffentlichung“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Die Finanzierung sei durch das im vergangenen Jahr beschlossene Finanzierungskonzept zum ÖPNV-Infrastrukturpaket gesichert. Insgesamt 50 Millionen Euro werden wie berichtet in den kommenden Jahren für die Neubaustrecke, den Umbau der Gleisanlagen am Leipziger Dreieck, die Sanierung der Tramstrecke in der Heinrich-Mann-Allee sowie die Verlängerung der Combino-Trams ausgegeben.

Die neue Strecke wird vom jetzigen Endpunkt an der Viereckremise entlang der Georg-Hermann-Allee führen. Von dort biegt die Trasse stadtauswärts nach links in die Nedlitzer Straße ab und verläuft zunächst eingleisig auf der Fahrbahn. Die Straße selbst wird verbreitet, sodass es weiterhin pro Richtung eine Fahrspur für Autos gibt. Ein eigenes zweigleisiges Bett für die Tram sei an dieser Stelle der Nedlitzer Straße nicht möglich, weil die Straße sonst zu dicht an die bestehende Wohnbebauung rücken würde, erklärten Stadt und ViP auf Anfrage.

Ein Dutzend Bäume müssen für die neue Strecke weichen

Oberhalb der Fritz-von-der-Lancken- Straße geht es dann zweigleisig weiter. In diesem Abschnitt werden auch etwa ein Dutzend Bäume für die Neubaustrecke weichen müssen. An der neuen Endhaltestelle am Campus Jungfernsee soll es eine Wendeschleife für die Linie 96 geben. Wie bisher an der Endhaltestelle der Linie 92 in der Kirschallee soll auch dort der Umstieg von der Tram in den Bus direkt möglich sein. Eine neue Haltestelle mit dem Namen Rote Kasernen wird es künftig vor dem Aldi-Markt an der Einmündung der Georg-Hermann-Allee in die Nedlitzer Straße geben.

Die neue Tram-Strecke wird sich auch auf das Busnetz auswirken. Die Abstimmung der neuen Fahrpläne erfolge derzeit in enger Abstimmung zwischen ViP und Stadt. Ob künftig Buslinien eingestellt oder verkürzt werden, wollten beide Seiten nicht bestätigen. Allerdings werde geprüft, ob die Parallelfahrten der Buslinien zwischen Campus und Innenstadt mit der Tram sinnvoll sind.

Wenn in einigen Jahren auch die Entwicklung der Krampnitzer Kasernen zum Wohngebiet für bis zu 3800 Menschen begonnen hat, soll die Tramlinie vom Campus Jungfernsee noch einmal verlängert werden – um weitere knapp fünf Kilometer entlang der Nedlitzer Straße und über die Insel Neu Fahrland bis zum Kasernenareal. Der Verkehrsbetrieb rechnet dafür mit Baukosten von etwa 36 Millionen Euro.

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