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Verkehr in Potsdam: Das Experiment Zeppelinstraße beginnt

Jetzt beginnt der Umbau der Zeppelinstraße in Potsdam. Sechs Monate soll der Kfz-Verkehr pro Richtung nur eine Spur nutzen können. Bei einer Bürgerversammlung lehnten viele Teilnehmer das ab.

Von Valerie Barsig

Potsdam - „Wer ist mit dem Fahrrad gekommen?“ Fast alle der rund 100 Besucher im Arcona-Hotel heben die Hände. Fast alle von ihnen sind außerdem gegen den Modellversuch, in der Zeppelinstraße den Verkehr zu reduzieren. Zu der Bürgerversammlung im „Arcona“ hatte am Freitagabend die Stadtverwaltung geladen, um über die Arbeiten zu informieren, die ab Samstag, dem 2. Juni, auf der Zeppelinstraße beginnen. Dort wird zwischen Forststraße und Kastanienallee eine Busspur markiert, ab übernächster Woche folgen dann Markierungen für einen Radweg stadtauswärts.

"Wie soll verhindert werden, dass in den Wohngebieten geparkt wird?"

Die Maßnahmen sind bei den Anwohnern seit längerem umstritten. So zum Beispiel der Radweg: „Wie wollen Sie denn verhindern, dass der nicht zum Parkstreifen wird?“, lautete eine Frage aus dem Publikum. Auch fehlende Hinweise auf die Park&Ride-Parkplätze am Bahnhof Charlottenhof und an der Pirschheide machen den Anwohnern Sorgen. Ebenso, wenn die dort angebotenen Plätze voll sind. „Wie soll verhindert werden, dass dann in den Wohngebieten geparkt wird?“

Längst nicht für alle Fragen konnten am Freitag Lösungen präsentiert werden. „Es geht hier um einen Versuch. Ich bin also auch ein Skeptiker“, gab Potsdams neuer Beigeordneter für Stadtentwicklung Bernd Rubelt (parteilos) zu. Auch er wohnt in Potsdam-West. Er wünsche sich aber Offenheit von den Bürgern. Zumindest ein zugeparkter Radweg soll verhindert werden: Die Stadt plant in einem solchen Fall eine Begrenzung, die auf der Fahrbahn angebracht werden und von Autos nicht überfahren werden kann. Auch für die Sichtbarkeit der P&R-Plätze sind weitere Schilder geplant.

Test soll sechs Monate dauern

Die Straße soll verengt werden, um gegen gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid vorzugehen. Der Test soll sechs Monate laufen. Für Autofahrer soll in Zukunft eine durchgängige Fahrspur pro Richtung zur Verfügung stehen, Busse bekommen vom Ortseingang bis zur Kastanienallee eine unabhängige Spur. Stadtauswärts soll die rechte Fahrspur im Abschnitt Breite Straße und Geschwister-Scholl-Straße nur noch Rechtsabbiegern zur Verfügung stehen. Zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Kastanienallee wird es für die kommenden sechs Monate nur noch einen Fahrstreifen stadtauswärts geben, außerdem einen extra Streifen für den Radverkehr. Zusätzlich sollen Haltebuchten für Lieferwagen geschaffen werden.

Stadteinwärts sollen Autos zwischen Forststraße und Kastanienallee vorerst ebenfalls nur auf einem Fahrstreifen am rechten Straßenrand fahren. Daneben ist Platz für die Straßenbahn und Busse. Zwischen Kastanienallee und Nansenstraße stadteinwärts teilen sich Trams, Busse und Autos dann eine Fahrspur. Zwischen Nansenstraße und Breiter Straße bleibt alles beim Alten.

Grund der Verengung: Hohe Belastung für Anwohner der Zeppelinstraße

Hintergrund der Maßnahme ist die Belastung vor allem für die Anwohner der Zeppelinstraße. Eine bereits existierende Pförtnerampel und Temporeduktion hatte nicht für Entlastung gesorgt. In den vergangenen zwei Jahren lag laut Landesumweltamt die Belastung in der Zeppelinstraße bei 41 beziehungsweise 44,6 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. Zulässig sind 40 Mikrogramm. Wegen der Überschreitung der Grenzen in im ganzen Land läuft gegen Deutschland bereits ein EU-Vertragsverletzungsverfahren. Seit die Grenzwerte verbindlich gelten, haben allerdings auch Anwohner das Recht im Land zu klagen.

Um pendelnden Autofahrern den Umstieg zu erleichtern werden seit Januar zwischen Werder (Havel) und Potsdam mehr Busse eingesetzt, um die Zeppelinstraße zu entlasten. Zu Stoßzeiten morgens und nachmittags fährt die Buslinie 631 alle 15 Minuten, die 580 alle 30 Minuten.

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