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In jeder Grünphase der Ampel können nur wenige Autos aus der Kastanienallee in die Zeppelinstraße abbiegen.

© Ottmar Winter

Verkehr in Potsdam: Anwohner der Kastanienallee genervt vom Stau

Seit der neuen Einbahnstraßenregelung an der Geschwister-Scholl-Straße in Potsdam-West sind die Autos nicht verschwunden. Sie sind nur woanders. Zum Beispiel in der Kastanienallee, wo der zusätzliche Verkehr die Nerven der Anwohner strapaziert.

Potsdam - Wenn es eng wird, kann das zu Konflikten führen: Der Ärger um die Verkehrsbelastung in Potsdam-West nimmt kein Ende. Neuester Anlass ist der zunehmende Autoverkehr in der Kastanienallee. Wie Anwohner den PNN berichten, sind in der Straße insbesondere im morgendlichen Berufsverkehr immer mehr Autos unterwegs – allerdings meist sehr langsam. Der Rückstau von der Ampelkreuzung zur Zeppelinstraße reiche nämlich häufig bis zur Eisenbahnbrücke. Wer aus den Parklücken am Fahrbahnrand ausparken wolle, müsse über den Bürgersteig fahren. Die Fenster zur Straße könne man nicht mehr zum Lüften öffnen. Wenn sich doch mal etwas bewegt, werde es wegen des maroden Pflasters laut.

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Als Ursache haben die Anwohner die neue Einbahnstraßenregelung im Verbindungsweg zwischen Maybachstraße und Geschwister-Scholl-Straße ausgemacht. Dort hatte die Stadtverwaltung Anfang des Jahres die Durchfahrt Richtung Brandenburger Vorstadt dicht gemacht. Bis zu 300 ortsfremde Autos seien zuvor jeden Morgen dort gezählt worden, die die stark befahrene Zeppelinstraße umgehen wollten. Schleichverkehr also.

Gemischte Reaktionen auf neue Einbahnstraße

Anwohner der betroffenen Straßen hatten sich darüber beschwert. Wie berichtet war die Einbahnstraßenregelung vor Ort auf gemischte Reaktionen gestoßen: Gegner der Einbahnstraße beklagten, dass das gesamte Karree schlechter erreichbar sei – mit dem Auto. Andere berichteten, Kinder könnten endlich wieder mit dem Fahrrad auf der Straße fahren.

Für eine vollständige Ansicht auf die Grafik klicken.
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© Böttcher/PNN

Verschwunden sind die Autos allerdings nicht, sie sind nur woanders. Anwohner berichten – abgesehen vom Stau in der Kastanienallee – auch von zunehmendem Schleichverkehr in der Kantstraße und der Haeckelstraße. Man mache sich Sorgen um die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg. Sie haben sich auch in einem Schreiben an die Stadtverwaltung gewandt. Sie fühlen sich ungerecht behandelt: Für den einen Teil der Anwohnerschaft würden adäquate Lösungen geschaffen, der andere Teil werde belastet. Statt punktueller Veränderungen fordern die Anwohner eine übergreifende Lösung für den gesamten Stadtteil.

Neue Regelung wird für ein halbes Jahr getestet

Die Stadtverwaltung versucht die verärgerten Anwohner zu beschwichtigen. „Bei der Neueinführung von Verkehrsregelungen bedarf es anfangs immer einer Eingewöhnungszeit“, heißt es auf PNN-Anfrage. Die Einbahnstraßenregelung sei im Januar versuchsweise für sechs Monate eingeführt worden. „Danach evaluieren und entscheiden wir, wie es weitergeht und ob oder welche Änderungen notwendig sind.“ Den Anwohnern der Kastanienallee macht man immerhin etwas Hoffnung, dass sich weniger Autos in ihrer Straße stauen: „Es werden alle Kreuzungen und Ampelschaltungen überprüft.“ Anpassungen an der Ampelschaltung an der Kreuzung zur Zeppelinstraße werde es voraussichtlich auch schon vor Ablauf der Testphase geben.

Obwohl hier die Durchfahrt verboten ist, fahren viele Autofahrer in die Geschwister-Scholl-Straße ein.
Obwohl hier die Durchfahrt verboten ist, fahren viele Autofahrer in die Geschwister-Scholl-Straße ein.

© René Garzke

Für Stadtverwaltung ist die verengte Zeppelinstraße ein Erfolg

Hintergrund der Situation ist die Einengung der Zeppelinstraße seit Sommer 2017. Seit Beginn des Umbaus der stark befahrenen Einfallstraße klagen Bewohner der benachbarten Viertel über die gestiegene Verkehrsbelastung. Viele Autofahrer versuchten dem Stau auf der Zeppelinstraße durch das Wohngebiet auszuweichen.

Für die Stadtverwaltung ist die Einengung bisher jedoch ein Erfolg: Auch dank neuer Busspuren, P+R-Plätzen und mehr Bussen zwischen Werder (Havel) und Potsdam seien weniger Autos unterwegs. Der seit 2015 rechtlich verbindliche Grenzwert für das gesundheitsschädliche Stickstoffdioxid sei 2017 und 2018 eingehalten worden. Auch im Februar sah es gut aus: Laut den am Dienstag veröffentlichten Daten des Landesumweltamts lag die Belastung in der Zeppelinstraße im Monatsdurchschnitt bei 36 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Erlaubt sind 40.

Kurzfristig dürfte sich am Zustand der Kastanienallee allerdings nicht viel ändern. Wie die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mitteilt, sei ein Umbau und eine Sanierung der Straße derzeit kein Thema. Dabei hatten die Stadtverordneten 2016 ein städtebauliches Sanierungskonzept in Auftrag gegeben. Im April 2018 stellte die Verwaltung daraufhin zwei Optionen vor. Je nach Bodenbeschaffenheit würde die Sanierung zwischen 866.000 und 975.000 Euro kosten. Die Fahrbahn sollte asphaltiert werden.

Der Zustand der Kastanienallee ist nicht schlecht genug

Der Bauausschuss nahm die Mitteilungsvorlage zur Kenntnis. Man wolle sich noch ein Bild vor Ort dazu machen und in den Fraktionen verständigen. Doch passiert ist seither nichts.

Im Haushalt sind für das Vorhaben keine Mittel vorgesehen. Andere Straßensanierungen hätten derzeit eine höhere Priorität, heißt es aus der Verwaltung. Im Klartext: Der Zustand der Straße ist noch nicht schlecht genug.

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