zum Hauptinhalt

Verkehr auf Insel Neu Fahrland: Angst vor der Blechlawine

Täglich bis zu 20.000 Autos fahren auf der Tschudistraße auf der Insel Neu Fahrland. Wegen des dichten Verkehrs befürchten Anwohner nun vermehrt Unfälle.

Potsdam - Der dichte Verkehr auf der Tschudistraße sorgt derzeit für Unmut bei Anwohnern und alarmiert die Politik. Es sei derzeit kaum möglich, aus Grundstückszufahrten auf die Straße einzubiegen – und wenn, dann nur unter großen Gefahren, so ein Anwohner. „Das ist gefühlt wie auf einer Autobahn“, sagt auch Neu Fahrland Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis).

Anlass des Unmuts ist ein Unfall in der vorletzten Woche. Nach Polizeiangaben waren am Donnerstagnachmittag zwei Fahrzeuge gegeneinander gefahren. Einer der Wagen hatte versucht, aus einer Seitenstraße auf die Tschudistraße einzubiegen. Etwa eine Stunde lang dauerte es, bis die Fahrbahn wieder freigegeben werden konnte – und das mitten im nachmittäglichen Berufsverkehr. Es kam in beiden Richtungen zu kilometerlangen Staus, zeitweise bis zum Jägertor.

Tschudistraße ist Teil der B 2 und wird stark befahren

Die Straße ist Teil der Bundestraße 2 und ohnehin stark befahren. Nach Angaben der Stadtverwaltung wird sie täglich von 19 000 bis 20 000 Autos befahren. Doch seit Ferienbeginn ist die B2 zusätzlich als Umleitungsstrecke für die derzeit in Marquardt gesperrte Bundesstraße 273 ausgewiesen. Statt weniger Verkehr – wie sonst in den Ferien – gibt es mehr. Auch die Stadtverwaltung räumt ein, dass bei derart hohen Belastungen zeitweise Probleme für Anlieger bestehen, sich mit dem Auto in den Verkehrsstrom einzuordnen. Man setzt darauf, dass die Autofahrer auch mal Lücken lassen, damit Anlieger einbiegen können.

Trotz der angespannten Lage wird die Tschudistraße jedoch nicht als Unfallschwerpunkt angesehen – weder Stadtverwaltung noch Polizei ordnen sie so ein. In der Straße ereigneten sich laut Polizei zwischen Juli 2014 und Ende Juni 2015 insgesamt 22 Verkehrsunfälle – davon fünf mit Personenschaden. Sechs Menschen wurden leicht verletzt. Wie viele Unfälle dabei im Zusammenhang mit Grundstückszufahrten stehen, werde statistisch nicht erfasst, so die Polizei.

Einzige mögliche Stadt-Umland-Verbindung im Norden

Auch beim Automobilclub ADAC kennt man das Problem. Die Bundesstraße 2 sei nach Norden die einzig mögliche Stadt-Umland-Verbindung, sagt Jörg Becker vom Potsdamer ADAC. Die Straße sei schon seit vielen Jahren stark belastet. Für Anwohner sei es immer schwierig gewesen, mit dem Auto auf die Straße aufzufahren. „Man muss sehr vorsichtig sein“, so Becker. Außerdem appelliere er an die Rücksichtnahme der Autofahrer. „Sie sollten auch mal jemanden reinlassen.“

Eine „kleine Lösung“ sei wohl nicht möglich, so Klockow. Solange derart viele Autos durch den Ortsteil fahren, werde es immer Probleme geben. Klockow – eine Befürworterin eines dritten Havelübergangs und der sogenannten Westtangente – beklagt erneut das Fehlen einer Umgehungsstraße für Neu Fahrland. Schließlich seien auf der B 2 nicht nur Anlieger unterwegs. „Abends kann man hier viele schwere Lkws beobachten“, sagt Klockow. Sie befürchtet, dass die Belastung weiter zunimmt. Auf der Insel ist der Bau von etwa 100 Wohnungen geplant und etwas weiter nördlich auf dem früheren Kasernengelände in Krampnitz soll in den kommenden Jahren ein ganzer neuer Stadtteil für etwa 3800 Menschen entstehen.

Kein Tempo 30

Die Autos werden wohl auch künftig zügig durch die Ortslage fahren – wenn kein Stau ist. Tempo 30 schließt die Stadt auf dem Abschnitt aus. Es lägen keine konkreten Gefahren vor, hieß es in einer Mitteilungsvorlage an die Stadtverordneten. Stattdessen setzt man darauf, dass alles schon irgendwie gutgeht. Mit den im „Stadtentwicklungskonzept Verkehr“ enthaltenen Maßnahmen zur Reduzierung des Autoverkehrs werde es gelingen, dass die Verkehrsbelastung auf der Tschudistraße kaum weiter ansteigt, hieß es auf Nachfrage. 

Zur Startseite