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In Potsdam steigen die Fahrgastzahlen, die Ticketpreise aber auch.

© A. Klaer

Verkehr: Auf alten und neuen Wegen

Der Bauausschuss stimmt für eine erneute Prüfung der Havelspange um Potsdam – und für eine Tram bis nach Satzkorn.

Staus, Schleichwege, hohe Ticketpreise – neben Fragen zur Gestaltung der Mitte bewegt kaum etwas die Potsdamer so sehr wie das Thema Verkehr. Am Dienstagabend befasste sich der Bauausschuss mit einer ganzen Reihe von Verkehrsfragen und traf zum Teil überraschende Entscheidungen. Ein Überblick.

DRITTER HAVELÜBERGANG

Eine Untote kehrt zurück: In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Überlegungen für einen dritten innerstädtischen Havelübergang gegeben, immer wieder scheiterten entsprechende Initiativen. Zuletzt hatten die Stadtverordneten im März dieses Jahres eine weitere Havelbrücke abgelehnt. Nun ist sie wieder da. Im Bürgerhaushalt kam der Wunsch nach einer großräumigen Ortsumgehung inklusive Havelspange, also der Verbindung der Bundesstraßen 1 und 2 quer über den Templiner See, unter die Top 20. Der Ausschuss empfahl nun, bei der Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes Verkehr, die voraussichtlich ab 2020 ansteht, den Sinn und die Realisierungschancen eines weiteren Havelübergangs erneut zu prüfen. Einzig Saskia Hüneke (Grüne) stimmte dagegen. „Das löst unsere Verkehrsprobleme nicht.“ Die zwischenzeitlich schon einmal beerdigten Pläne für ein solches Großbauvorhaben sahen vor, eine Verbindungsstraße von Bornim über Golm, weiter mit Brückenschlag über den Templiner See bis zum Bahnhof Rehbrücke zu bauen und die Trasse an die Wetzlarer Straße anzubinden.

TEMPO 30 IM LERCHENSTEIG

Mit knapper Mehrheit wurde ein Antrag der Fraktion Die Andere angenommen, wonach für den Lerchensteig und die Rückertstraße zwischen Schneiderweg und Marquardter Chaussee die Einführung von Tempo 30 geprüft werden soll. Zur Begründung hatten die Antragsteller darauf verwiesen, dass es dort keinen Gehweg gebe und vor allem die Menschen aus dem nahen Awo-Sozialdorf häufig darauf angewiesen seien, sich zu Fuß fortzubewegen. Georg Bittcher von der Fraktion Die Andere sagte, der Straßenabschnitt sei mittlerweile „Teil der inoffiziellen Stadtumgehung Potsdams“ geworden. Vergeblich hatte zuvor ein Vertreter der Verkehrsverwaltung vor einer Zustimmung zum Antrag gewarnt. Die Verkehrssituation sei bereits geprüft worden, eine Rechtsgrundlage für Tempo 30 gebe es nicht. Im März 2018 soll die Stadt das Ergebnis der Prüfung vorlegen.

SICHERER SCHULWEG

Die Schüler des Humboldt-Gymnasiums sollen künftig sicherer zur Schule gelangen. Die Stadtverwaltung habe bereits die Einführung von Tempo 30 in dem Abschnitt der Heinrich-Mann-Allee zu bestimmten Tageszeiten angeordnet, wie Torsten Wustrack von der städtischen Verkehrsbehörde in der Ausschusssitzung mitteilte. Lange wird das nicht mehr dauern: Es fehlten nur noch die entsprechenden Straßenschilder, hieß es.

KEIN KOSTENLOSER NAHVERKEHR

Er ist der Traum vieler umweltbewusster Menschen und wird bisweilen als große Chance für die Lösung kommunaler Verkehrsprobleme angesehen: der entgeltfreie Nahverkehr. In der aktuellen Runde des Bürgerhaushalts hat es dieser Vorschlag unter die Top 20 gebracht. Im Bauausschuss scheiterte das Ansinnen allerdings mit großer Mehrheit. Zwar zeigten mehrere Ausschussmitglieder eine gewisse Sympathie, die Mehrzahl sah allerdings die Hürden für einen solchen Schritt als unüberwindlich an. Wilfried Naumann, der als sachkundiger Einwohner für die Potsdamer Demokraten in dem Gremium sitzt, hatte vor der Abstimmung auf die zahlreichen ungelösten Probleme hingewiesen, wenn Potsdam innerhalb des Verkehrsverbundes VBB auf entgeltfreien Nahverkehr oder ein Bürgerticket umstellen würde.

KURZSTRECKE BLEIBT KURZ

Eine Absage erteilte der Ausschuss auch dem Wunsch aus dem aktuellen Bürgerhaushalt, wonach ein Kurzstreckenticket im Potsdamer Nahverkehr wieder wie früher für sechs statt vier Stationen gelten solle und nur 1,40 Euro statt 1,50 Euro kosten dürfe. Ebenso wie bei den anderen am Dienstagabend getroffenen Entscheidungen zum Verkehr ist auch dieses Votum des Ausschusses nicht bindend für die Stadtverordneten, die das letzte Wort haben. Im Falle von Fahrpreisveränderungen ist die Lage allerdings besonders kompliziert, weil Potsdam innerhalb des VBB vertraglich gebunden ist. Aus diesem Grund lehnte der Ausschuss auch die testweise Einführung eines 30-Minuten-Tickets zum Preis von einem Euro ab.

TRAM NACH MARQUARDT

Dieses Projekt könnte ein Meilenstein für den Nahverkehr im Potsdamer Norden werden: Der Bauausschuss votierte für einen Antrag der SPD, die Machbarkeit einer Straßenbahntrasse über Krampnitz bis hin zum Bahnhof Marquardt und zu einem wieder zu eröffnenden Bahnhof Satzkorn zu prüfen. Würde die Tramtrasse eines Tages realisiert, könnte es eine Linie von Krampnitz über Fahrland bis in Potsdams Norden zum Bahnhof Satzkorn geben. Wer im Norden der Stadt wohnt – und das werden mit dem künftigen Baugebiet Krampnitz bis zu 7000 Menschen mehr sein als heute –, soll auf diese Weise auch leichter nach Berlin pendeln können, wenn die Regionalbahn direkt mit der Tram verknüpft wird.

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