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Weil er einen Wolf abgeschossen haben soll, steht ein Jäger in Potsdam vor Gericht. 

© Soeren Stache/dpa

Verhandlung vor dem Amtsgericht Potsdam: Jäger nach Wolfsabschuss vor Gericht

Immer mehr Wölfe siedeln sich in Deutschland an - auch in Brandenburg. Das schafft Konflikte. Am Montag entscheidet das Amtsgericht Potsdam über einen brisanten Fall.

Potsdam - Am Amtsgericht Potsdam beginnt am Montag (21. Juni) um 10 Uhr der Prozess gegen einen Jäger aus den Niederlanden, der im Frühjahr 2019 in Brandenburg einen Wolf erschossen haben soll. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat den 61-Jährigen wegen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetz angeklagt. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes ist es der erste Fall in Deutschland dieser Art, der vor Gericht landet. 

Wolf soll Jagdhunde angegriffen haben 

Der 61-Jährige soll im Januar 2019 im Fläming südwestlich von Berlin einen Wolf während einer Jagd erschossen haben. Zeugen sagten aus, das Tier habe die Jagdhunde zuvor angegriffen. „Die Frage wird sein, ob der Angeklagte in Notstand gehandelt hat“, sagte Gerichtssprecher Oliver Kramm. Dann wäre er nicht zu verurteilen. Acht Zeugen sollen an dem ersten und bislang einzigen Verhandlungstag in der Potsdamer Hegelallee gehört werden. Darunter sind laut Gericht Jäger, Vertreter der Jagdbehörde sowie eine sachverständige Veterinärin, die die Tiere auf Bissspuren untersuchte. 

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Seit 2017 insgesamt19 Wölfe in Brandenburg illegal geschossen 

Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt sind seit 2017 insgesamt 19 Wölfe in Brandenburg illegal geschossen worden. In zwei Fällen seien bislang Täter ermittelt worden. Beide Verfahren seien gegen eine Bußgeldzahlung wegen geringfügigem öffentlichen Interesse an einer Strafverfolgung eingestellt worden. Demnach musste ein Gastjäger aus Nordrhein-Westfalen, der 1994 bei Gandenitz (Uckermark) einen Wolf tötete, 800 D-Mark zahlen. Ein Jäger aus Dänemark bekam eine Geldbuße in Höhe von 4000 Euro. 

Ein Fall mit Präzedenzcharakter 

„Das Urteil wird Signalwirkung für alle Jäger haben“, sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, Torsten Reinwald. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, würden sich sicherlich viele Jäger überlegen, ob sie künftig noch in einem Wolfsgebiet - und das sei durch die Ausbreitung des Tieres nahezu überall - jagen werden. Der Verband fordert Rechtssicherheit per Gesetz. „Die Frage ist doch, was ist mehr wert: ein Hund, als Familienmitglied, der jahrelang ausgebildet worden ist? Oder ein Wolf?“ (dpa)

Anna Kristina Bückmann

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